Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Christkönigfest von Bischofsvikar Peter Tarlinski

 

 

1. Lesung: Ez 34,11-12.15-17a
2. Lesung: 1 Kor 15,20-26.28
Evangelium: Mt 25,31-46

 

Bischofsvikar Dr. Peter Tarlinski

 

Machtkämpfe sind so alt wie die Menschheit selbst. Herrschen, regieren, Vorrang erringen, an der Macht bleiben, über den anderen stehen ist nichts Neues. Unsere Gegenwart ist davon nicht frei. Nicht nur die Monarchien hatten den Anspruch über die Völker und Nationen zu herrschen. Die danach entstandenen Diktaturen, die sich durch Gewalt und Machtdemonstration, durch Einschüchterung und Verfolgung von Andersdenkenden den Weg zur Herrschaft frei geräumt hatten, entwickelten sich zu grausamen Hegemonien. Am vergangenen Sonntag wurde im Dom zu Oppeln im Rahmen der Feierlichkeiten zum Volkstrauertag in einer Andacht der Opfer des Nationalsozialismus und des Kommunismus, des 1. und 2. Weltkrieges und der blutigen Auseinandersetzungen danach, bis heute, gedacht. Dies war zugleich ein klares NEIN zum Antisemitismus, Nationalismus, Rechts- und Linksradikalismus, zur Gewaltanwendung und jeglicher Form von Terror und Verfolgung.

 

Wir leben in demokratisch geprägten Zeiten. Heute darf gefragt werden, wie frei sind die Demokratien wirklich und inwiefern unterliegen sie dem Einfluss der wirtschaftlich wie gesellschaftlich mächtigsten Konsortien, besonders in der Kommunikations- und Handelsbranche ebenso wie in den Produktionszweigen. Wie steht es um die Einschätzung der Staatsrechtlichkeit?Steht bei einigen Praktiken (siehe z.B.die Besetzung des Obersten Gerichts in den USA) wohlmöglich der ökonomische Vorteilsgedanke bzw. die Einflussnahme auf das gesellschaftliche Leben im Hintergrund? Wird da nicht diesbezüglich bei europäischen Einschätzungen mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen? Inwiefern sind wir tatsächlich frei von Machtansprüchen und Machtausübung?

 

Als das Christkönigfest 1925 in der katholischen Kirche eingeführt wurde, sollte dieses die Person Jesu Christi und seine Werteordnung in den Mittelpunkt stellen. Zugleich sollte das Fest zum innerkirchlichen Widerstand gegen den Laizismus und die Herrschaft des Staates über die Religion ermutigen. Was ist im spirituellen Königreich Jesu das Wesentliche? Dies erfahren wir aus dem Evangelium, welches über das Jüngste Gericht Gottes am Ende der Zeiten spricht. Das Gute wird von dem Bösen getrennt. In das Himmelreich lässt der König nur diejenigen kommen, die für die Hungrigen, Durstigen, Nackten, Fremden, Kranken, Gefangenen und andereBedürftige gesorgt haben. Zu denen, die in sich gefangen leben und vor der Not der Anderen ihr Herz verschließen, wird Christus, der König, sagen: „Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist!“ Diese deutliche Abgrenzung sollte und soll für die Christen und alle Menschen guten Willens eine Richtlinie sein. Dies gilt auch für diejenigen, denen die Regierungsaufgaben in freien Wahlen übertragen wurden. Auch wenn der Kirche und dem Staat unterschiedliche Aufgaben zukommen – für ein gesellschaftliches Leben nach dem Maßstab des Evangeliums sind doch beide verantwortlich. Ebenso auch wir als christliche Bürgerinnen und Bürger.

 

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