Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Zu Ehren Gottes und zur Freude der Menschen

Die restaurierte Schlag und Söhne-Orgel im barocken Gehäuse.
Foto: J. Lemke-Preidger

Vom 15. bis 17. Juni 2017 fand das „XIV. Musikfestival der historischen Parks und Gärten Karl Maria von Weber in Carlsruhe (Pokoj)“ statt. Für viele Musikfreunde ein jährlicher Höhepunkt im kulturellen Leben in der Woiwodschaft Oppeln, wo zahlreiche Konzerte und musikalische Veranstaltungen von hohem künstlerischen Niveaus stattfinden.

 

Dafür spricht auch die Person des künstlerischen Leiters  des Festivals, Hubert Prochota  von der Oppelner Musikschule. Er ist vielen auch als Dirigent der Neujahrskonzerte des deutschen Konsulats und des Marschallamtes bekannt.

 

Bewundernswert, was die Gemeinde Carlsruhe jedes Jahr in den Tagen nach Fronleichnam mit Hilfe von Mitveranstaltern und zahlreichen Sponsoren künstlerisch „auf die Beine stellt“. Weltweit gibt es nur zwei Orte, wo in dieser Form des hervorragende Komponisten Carl Maria von Weber gedacht und sein musikalisches Schaffen gewürdigt werden: sein Geburtsort Eutin (Schleswig-Holstein) und Carlsruhe, wo er zahlreiche Kompositionen seines wohl bekanntesten Werkes, der romantischen Oper „Der Freischütz“ schuf.

 

Manfred Rossa: Für Carlsruhe verdient gemacht

 

Beim diesjährigen Festival bemerkte man das Fehlen so mancher prominenter Besucher aus den Vorjahren. So fehlte u.a., bedingt aus alters und gesundheitlichen Gründen, der Ehrenbürger Ferdinand Herzog von Württemberg, aber auch Christian Max Maria Freiherr von Weber, ein Nachfahre des Komponisten und Ehrenvorsitzender der Internationalen Carl Maria von Weber-Gesellschaft e.V.,  sowie Manfred Rossa, der im vergangenen Jahr am 11. Juli, also einige Wochen nach dem Festival, leider verstorben ist. Von Manfred Rossa und dem Heimatkreis Carlsruhe  stammte vor Jahren die Idee des Festivals, verbunden mit dem Treffen des Heimakteises. Er war  der „Motor“, dass das leider am Ende des Zweiten Weltkrieges schwer zerstörte Carlsruhe aus seinem „Dornröschenschlaf“ aufgeweckt und zu neuem Leben strebte,  Unermüdlich war er bei der Organisation und der Beschaffung notwendiger finanzieller Mittel für den Ort und seine Kulturdenkmäler sowie für das Festival tätig.  Aus seiner Feder stammen zahlreiche Publikationen über die Geschichte des Ortes und  der dort geborenen oder wirkenden Persönlichkeiten, die Carlsruhe über den Kreis der alten und neuen Schlesier in Deutschland und Polen bekannt machten. Bleibt nur zu wünschen, dass diese  sich  um Carlsruhe verdient gemachte Persönlichkeit bald eine zweisprachige Gedenktafel erhält – denn er darf nicht vergessen werden!

 

Die historische Orgel erklingt wieder

 

Höhepunkt der diesjährigen Festivaleröffnung war die Wiederinbetriebnahme der restaurierten historischen Schlag- und Söhne-Orgel von 1904 (Schweidnitz) in der historischen Sophienkirche sowie deren Weihe durch den  Kattowitzer evangelisch-augsburgischen Bischof  Marian Niemiec (früher Pastor der Gemeinde Oppeln). Die Idee für die Restaurierung der Orgel ging vom „Verein zur Erforschung und Erhaltung Schlesischer Orgeln e.V. (VEESO) aus, der in den fast drei Jahrzehnten seines Bestehens 20 Projekte zur Rettung historischer Orgeln in Schlesien in Kirchen beider Konfessionen realisierte. Auch an der Finanzierung der von der weltbekannten Dresdener Orgelbaufirma Jehmlich  durchgeführten Restaurierung waren der Verein sowie andere Sponsoren, darunter die Erika-Simon-Stiftung, beteiligt. Über die Geschichte der Orgel sowie der jetzt erfolgten Restaurierung informiert ausführlich eine deutsch-polnische Tafel, wobei mancher Konzertbesucher für einen Flyer des Plakats dankbar gewesen wäre.

 

Eröffnungskonzert würdigte die Reformation

 

Wie bei jedem Weber-Festival gab es drei Konzerte, die in der evangelisch-augsburgischen Sophienkirche und in der katholischen Kirche „Erhöhung des Kreuzes“ (Abschlusskonzert) gegeben wurden. Das Jubiläum 500 Jahre Reformation bestimmte das Programm des Eröffnungskonzerts.

 

Dabei erklang Musik von Bach, Händel, Telemann und Vivaldi, meisterhaft gespielt vom Elliptique Ensemble und dem Kammerorchester der Oppelner Musikschule. In den weiteren Konzerten  wurde Musik der Komponisten Brahms, Palestrina, Verdi und anderen gespielt und natürlich von Carl Maria von Weber, dem Namensgeber des Festivals, getreu dem Motto: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen; und jeder geht zufrieden aus dem Haus.“ (Goethe: Faust: Vorspiel auf dem Theater). Und so konnten die Besucher auch in diesem Jahr  zufrieden mit der Konzertauswahl und dem musikalischen Können der mitwirkenden Künstler sein.

 

Einziger Wunsch für das XV. Weber-Festival im kommenden Jahr ist, dass das Programmheft wieder zweisprachig ist.

 

Johanna Lemke-Prediger

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