Die Hoffnung enttäuscht nicht
„Incarnationis Mysterium“ (Das Geheimnis der Menschwerdung), so lautete der Titel der päpstlichen Bulle von Johannes Paul II., mit der er das Jahr 2000 zum Jubiläumsjahr erklärte. 25 Jahre sind seitdem vergangen und Papst Franziskus öffnete am 24. Dezember die Heilige Pforte des Petersdoms im Vatikan, womit damit das nächste Heilige Jahr begann. Die von ihm zu diesem Zweck angekündigte Bulle trägt den Titel „Spes non confundit“ (Hoffnung enttäuscht nicht). Dies ist ein wichtiges Dokument und es ist gut, wenn wir am Beginn des Jahres 2025 darüber nachdenken, über dieses besondere Jubiläumsjahr, das in der katholischen Kirche seit Jahrhunderten alle 25 Jahre ausgerufen wird.
Zweifellos sind sowohl die Kirche als auch die ganze Welt von Krisen erschüttert. Im Inhalt dieser beiden Dokumente ist unterschiedliches Klima zu spüren.Vor einem Vierteljahrhundert forderte der Papst ein vertieftes Verständnis des Glaubens.Heute ruft er dazu auf, zu hoffen und den Pessimismus aufzugeben, der zu Ängsten und zum Dahinvegetieren führt.
Der Mangel an Enthusiasmus, der viele Menschen in vielen Teilen der Welt kennzeichnet, ist ein Zeichen der Zeit. Er zitiert hierzu das Zweite Vatikanische Konzil: „Wie das Zweite Vatikanische Konzil feststellt, obliegt der Kirche allzeit die Pflicht, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten. So kann sie dann in einer jeweils einer Generation angemessenen Weise auf die bleibenden Fragen der Menschen nach dem Sinn des gegenwärtigen und des zukünftigen Lebens und nach dem Verhältnis beider zueinander Antwort geben.“
Wenn er die folgenden Absätze der Bulle Problemen wie dem wachsenden Mangel an Frieden, der Krise der Lebensweitergabe, den Armen, Gefangenen, Migranten, den Alten und der Jugend widmet, zählt er die wichtigsten Weltprobleme auf, die angemessener sozialer und politischer Lösungen bedürfen, weist aber darauf hin, dass diese nicht ohne Hoffnung gelöst werden können. Er liefert keine Rezepte, er erinnert sich wohl an die Kritik, als sein Friedensruf wie eine Aufforderung zur Nachgiebigkeit gegenüber Putin klang. Aber er fordert die Staaten auf, solche Maßnahmen zu suchen.
Wenn er jedoch über die Armen und den Hunger schreibt, schlägt er vor, den armen Ländern Schulden zu erlassen. Er ruft Christen dazu auf, Pilger der Hoffnung zu werden, was die Folge eines umfassenden Verständnisses des Glaubens an Christus ist.
Der Mangel an Enthusiasmus, der viele Menschen in vielen Teilen der Welt kennzeichnet, ist ein Zeichen der Zeit.
Die Idee der Pilgerfahrt zu wichtigen Orten der Kirche, insbesondere nach Rom, hängt mit der Idee des Heiligen Jahres zusammen. Das große Novum dieser Bulle ist die besondere Einladung an die Gläubigen der Ostkirchen. Der Papst schreibt:„Sie, die so viel, oft bis zum Tod, für ihre Treue zu Christus und zur Kirche gelitten haben, sollen sich in diesem Rom besonders willkommen fühlen, das auch ihnen Mutter ist und viele Erinnerungen an ihre Anwesenheit birgt. Die katholische Kirche, die durch ihre uralten Liturgien, durch die Theologie und die Spiritualität der Väter – Mönche und Theologen – Bereicherung erfährt, möchte sie und ihre orthodoxen Brüder und Schwestern symbolisch willkommen heißen, in einer Zeit, in der sie bereits die Pilgerschaft des Kreuzweges durchleben und oft gezwungen sind, ihre Herkunftsländer, ihre heiligen Länder zu verlassen, aus denen sie vor Gewalt und Instabilität in sicherere Staaten flüchten.”
Der Mangel an Enthusiasmus, der viele Menschen in vielen Teilen der Welt kennzeichnet, ist ein Zeichen der Zeit.
Doch lasst uns mit hoffnungsvollen Worten in das neue Jahr eintreten: „Es ist daher notwendig, auf die vielen guten Dinge in der Welt zu achten, um nicht in die Versuchung zu geraten zu glauben, dass wir vom Bösen und von der Gewalt besiegt wurden.“
Bernard Gaida