Das heutige Schloss in Groß Wilkau (Wilków Wielki) wurde wahrscheinlich vom Ritter Dyprand von Reibnitz gebaut, da er im Jahr 1478 als Besitzer der Dorfes aufgeführt wurde. Anstelle des heutigen Schlosses stand zuvor wohl nur ein Wohnturm, der von einem Wassergraben umgeben war.
Das Schloss Groß Wilkau gehörte nie lange nur einer Adelsfamilie. Im Gegenteil, die Besitzer wechselten oft. Jeder von ihnen hat aber versucht, das Schloss seinem Geschmack anzupassen, daher wurde das Gebäude viele Male um- und ausgebaut. Im 16. Jahrhundert gehörte es der Familie von Nimitz, Christoph von Nimitz ließ an den gotischen Turm Schlossgebäude im Stil der Renaissance bauen. Unter den Eigentümern Hieronymus von Scalvinoni und, ab 1709, Franz Weighard Freiherr von Hoffmann wurde das Schloss barockisiert. 1751 wurde das Schloss von der Familie von Pfeil gekauft. Der Besitzer war Karl Friedrich von Pfeil.
Verschollenes Gemälde
Aus dieser Zeit stammt auch das Familienbild der Herren von Pfeil und Klein-Ellguth, das von Christian Ludwig Kriegelstein zwischen 1771-1772 auf Schloss Groß Wilkau gemalt wurde. Das Ölgemälde zeigt Karl Friedrich II. Graf von Pfeil und Klein-Ellguth mit seiner Gemahlin Anna sowie deren zu diesem Zeitpunkt lebenden Kindern, Charlotte, Karl Friedrich, Christiane Friederike, Juliane, Sophie Elisabeth und Friedrich Ludwig Sigismund. Übrigens stammen alle heute lebenden Nachkommen der Grafen von Pfeil und Klein-Ellguth von Karl Friedrich von Pfeil. Bis in die heutige Zeit ist nur eine Kopie des Originalgemäldes aus dem 18. Jahrhundert erhalten geblieben, die um das Jahr 1900 erstellt wurde. Das ursprüngliche Ölgemälde befand sich zuerst in Schloss Groß Wilkau, dann in Wildschütz und zuletzt, bis 1945, in Schloss Friedersdorf am Queis. Jetzt gilt es allerdings als verschollen.
Der Name im Stein
Im Jahr 1842 wurde das Schloss von Julius von Koschembar gekauft, der es wiederum an die Familie von Chappuis verkaufte. Die von Chappius waren die letzte Familie, die einen Umbau des Schlosses veranlasste. Der letzte Besitzer dagegen war seit 1927 Otto Willy Rodatz. Beim Googeln seines Namens bin ich auf einen Gedenkstein in Fichtelberg (Nordosten Bayerns) gestoßen, auf dem steht: Will Rodatz, Groß Wilkau, Schlesien. Ohne Zweifel handelt es sich hierbei um den letzten Besitzer von Groß Wilkau. Doch wieso sein Name auf einen Stein im Fichtelgebirge eingeritzt wurde, bleibt wohl ein Geheimnis.
Anna Durecka