Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ohne Teilung

 

Mit Zbigniew Łukaszewski vom Stolpmünder Historischen Verein „Adler“ sprach Rudolf Urban.

Warum engagieren Sie sich für die Entdeckung alter deutscher Friedhöfe?

Am Anfang zogen wir hobbymäßig mit Metalldetektoren durch die Gegend. Als diese Art von Suchtätigkeit nach dem Gesetz zu einer Straftat wurde, gründeten wir einen Verein, um leichter an Genehmigungen für verschiedene Suchaktivitäten heranzukommen. Bei Gesprächen über den Friedhof in Salesker Strand, den wir in Pflege nehmen wollten, wofür wir die Genehmigung der Gemeinde für weitere Suchaktivitäten in seiner Umgebung benötigten, wurden wir gebeten, uns auch um einen vergessenen Friedhof in Strickershagen zu kümmern. Wir übernahmen diese Aufgaben und so fing alles an. Heute sind insgesamt sechs Vorkriegsfriedhöfe in unserer Obhut. Wir kümmern uns um sie, weil unsere Vorfahren ja auch an verschiedenen Orten außerhalb der heutigen Grenzen Polens begraben sind. Und so, wie wir diese Friedhöfe pflegen, möchten wir, dass man auch die Friedhöfe unserer Vorfahren pflegt. Außerdem entdecken wir dabei die Geschichte ohne Einteilung in Polen und Deutsche. Wir sollten uns gegenseitig respektieren.

Zbigniew Łukaszewski
Foto: Vdg

 

Worin besteht Ihre Sorge um Friedhöfe?

Diese Friedhöfe waren praktisch nicht existent, in manchen Fällen war vielleicht ein einziger Grabstein zu sehen. Wir mussten alle anderen Grabsteine und Kreuze aus dem Boden ziehen, sie säubern und so aufstellen, dass man nun sehen kann, dass es ein Friedhof ist. Friedhöfe wurden nach dem Krieg auch teilweise geplündert, die neue Bevölkerung nutzte Grabsteine als Baumaterial, aus dem z. B. Hauswände gefertigt wurden. Wir haben einige dieser Grabsteine geborgen, als Häuser in den letzten Jahren abgerissen wurden. Außerdem haben wir das jeweilige Gelände eingezäunt, wir wollen Kopfsteinpflasterwege anlegen und wir haben auch Gedenktafeln in polnischer und deutscher Sprache vorbereitet. Diese Pflege bedeutet also nicht nur kleinere Arbeiten, sondern die Restaurierung des gesamten Friedhofs unter der Aufsicht der Denkmalbehörde.

 

Wie werden Ihre Aktivitäten von der lokalen Gemeinschaft wahrgenommen?

90 Prozent unserer Mitbürger unterstützen, was wir tun. Und die übrigen zehn Prozent? Nun, es wird immer jemanden geben, der unzufrieden ist. Allerdings kommt die Kritik eher von Besuchern, die beim Anblick eines Friedhofs, der gerade renoviert wird, wir aber nicht da sind, behaupten, dass die Nekropole ungepflegt aussieht. Was sie nicht wissen, ist, dass das Gelände noch ein Jahr zuvor überhaupt nicht wie ein Friedhof aussah, da es völlig überwuchert war. Von unseren Mitbürgern bekommen wir vielmehr Lob.

 

 

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