Dem schlesischen Fußball geht es gut
Unsere Serie über die Fußballstadien in Schlesien kam bei Ihnen sehr gut an. Wir haben uns entschlossen, genauer zu betrachten, wie sich die Vereine aus den bereits vorgestellten Stadien, aber auch aus den übrigen Stadien in dieser Saison schlagen. Zumal die aktuelle Situation der Klubs aus unserer Region ausgesprochen gut aussieht.
In den letzten Jahren hat alle paar Jahre ein Verein aus Schlesien die Meisterschaft gewonnen. Zagłębie Lüben, Śląsk Breslau, Piast Gleiwitz und Raków Tschenstochau haben ihren Titel im 21. Jahrhundert gewonnen, und für die Fans dieser Vereine war dies ein großes Ereignis, denn für Piast und Raków waren es die ersten Meistertitel. Auf einen Sieg der „traditionellen” Meister warten wir jedoch seit Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts.
Górnik an der Spitze
Deshalb dürften sich die Fans aus Schlesien über die aktuelle Situation freuen. Zwar ist die Tabelle der Ekstraklasa etwas durcheinander, aber man kann sich darüber nur freuen, dass Górnik Hindenburg an der Spitze steht. Für die Fans der „Dreifarbigen” ist das ein unglaubliches Gefühl, auch wenn man die Ausrutscher wie jene gegen Nieciecza und Motor Lublin im eigenen Stadion kaum übersehen kann. Außerdem bereitet den Fans sicherlich die sich hinziehende Privatisierung des Vereins schlaflose Nächte. Jetzt steht dem Team eines der wichtigsten Spiele der Saison bevor. Legia Warschau kommt nämlich ins Ernst-Pohl-Stadion, und zum ersten Mal seit langer Zeit ist die Mannschaft aus Hindenburg der Favorit dieses Spiels. Ein weiterer Sieg würde die Tabellenführung festigen, und die Fans könnten stolz „Jadymy Durś” (Wir fahren durch) rufen.
Eine gewisse Atemnot hat in dieser Saison der letzte polnische Meister aus Schlesien, Raków Tschenstochau, zu beklagen. Zwar hat diese Mannschaft keine Probleme mit der finanziellen Stabilität, aber in sportlicher Hinsicht sieht es etwas anders aus. Das Team unter Marek Papszun kann in der Liga nicht richtig in Schwung kommen. Bislang hat es mehr Niederlagen als Siege zu verzeichnen, aber dafür schneidet es in den Pokalwettbewerben hervorragend ab. Es qualifizierte sich souverän für die Ligaphase der Conference League, indem es fünf von sechs Qualifikationsspielen gewann, und hat nun mit einem Heimsieg gegen Universitatea Craiova den eigentlichen Wettbewerb begonnen.
Durchschnittlich und problematisch
In der Nähe von Raków in der Ligatabelle finden wir Zagłębie Lüben. Die „Kupfernen” sind ein typischer Verein aus der Tabellenmitte, dem in dieser Saison weder der Abstieg noch die europäischen Pokale drohen. Diesen Luxus können sich die beiden anderen schlesischen Teams der Ekstraklasa sicherlich nicht leisten. GKS Kattowitz kämpft mit den typischen Problemen eines Zweitligisten. Die letzte Saison nach dem Aufstieg war hervorragend, aber jetzt lesen die Gegner das Spiel von „GieKSa” besser, und es ist viel schwieriger, Siege zu erringen. Noch größere Probleme hat Piast Gleiwitz, das eine personelle Revolution durchläuft. Der umfangreiche Spielerwechsel und der neue Trainer haben derzeit Probleme, Ergebnisse zu erzielen, die vor allem für die Fans zufriedenstellend wären – und die einen ruhigen Klassenerhalt ermöglichen würden. Erst vor einer Woche feierte die Mannschaft aus Gleiwitz ihren ersten Saisonsieg. Aber wir hoffen, dass dies ein Vorbote für bessere Leistungen ist.
Die Fans aus Schlesien dürften sich über die aktuelle Situation freuen.
Die Tradition verpflichtet
Im Unterhaus (1. Liga) sind ebenfalls fünf schlesische Klubs vertreten, aber man muss ehrlich zugeben, dass es sich dabei ausschließlich um Mannschaften mit einer unglaublichen Geschichte und jahrzehntelanger Tradition handelt. Zwar fehlt an der Spitze der 1. Liga ein Verein aus Schlesien, doch die Aufstiegsplätze werden von ihnen massiv bestürmt, und es scheint, dass einer von ihnen den Aufstieg schaffen wird.
Am höchsten platziert ist derzeit der Ekstraklasa-Absteiger Śląsk Breslau, der aktuell auf dem Podium steht und nur einen Punkt hinter dem Platz liegt, der einen direkten Aufstieg in die Elite ermöglicht. Die Mannschaft aus der Hauptstadt Niederschlesiens zeigt vor allem auf heimischem Terrain, wo sie weiterhin ungeschlagen ist, hervorragende Leistungen. Im Sommer hat sie nur einen wichtigen Spieler verloren, sich aber in fast jeder Position verstärkt, und es zeigt sich, dass die Arbeit des Slowenen Ante Simundža langsam Früchte trägt.
Einen Platz darunter liegt derzeit die traditionsreiche „Königin von Schlesien”. Polonia Beuthen gewann im vergangenen Jahr souverän die 2. Liga, aber viele Beobachter hatten nicht auf die „Blau-Roten” gesetzt. Die stabile Mannschaftsaufstellung und die stabile finanzielle Situation des Vereins schufen jedoch die Grundlage für hervorragende Ergebnisse. Wäre da nicht die peinliche Niederlage gegen ŁKS (0:5) gewesen, könnte Polonia sich der besten Abwehr der Liga rühmen, und eine Rückkehr in die Elite nach 15 Jahren Pause scheint durchaus realistisch.

Foto: Jacek Stanisławek/Wikipedia
Wo sind die „Blauen”?
Knapp hinter der Relegationszone, mit realistischen Chancen auf den Aufstieg, liegt der 14-fache polnische Meister. Ruch Königshütte hat in den letzten Jahren eine unglaubliche Achterbahnfahrt hinter sich. Zwar spielte die Mannschaft vor zwei Jahren noch in der Ekstraklasa, aber drei Jahre zuvor hatte sie noch das Dasein eines Viertligisten gefristet. Doch sie hat eine große Schar treuer Fans, die das Schlesische Stadion füllen, wann immer die „Blauen” dort ihre Spiele bestreiten. Die Situation mit dem Stadion ist eines von vielen Problemen von Ruch, dessen finanzielle Lage sehr instabil ist. Glücklicherweise sind die Ergebnisse nun deutlich besser geworden, und die Fans hoffen auf eine Rückkehr in die Elite.
Darauf hoffen die Fans in Oppeln seit über vier Jahrzehnten. Das schöne, moderne Stadion, das für 210 Millionen Zloty gebaut wurde, ist würdig, Spiele der Fußballelite zu beherbergen, doch leider passen die Leistungen von Odra noch nicht dazu. In der vergangenen Saison kämpfte Odra fast bis zum Ende um den Klassenerhalt, aber in dieser Saison sollte es besser laufen. Zwar hat die Mannschaft unter Jarosław Skrobacz seit Ende August kein Ligaspiel mehr verloren, aber das reicht nur für einen Platz im Mittelfeld der Tabelle. Es scheint, dass die Fans, die darauf gehofft hatten, dass die Ergebnisse dem Stadion folgen würden, noch warten müssen.
Der jüngste Vertreter Schlesiens auf dieser Ebene ist GKS Tichau. In den letzten Spielzeiten kämpften die „Dreifarbigen” um den Aufstieg (sie erreichten 2021 die Relegation), und es schien, dass es diesmal genauso gut laufen könnte, da sie einen hervorragenden Start hatten. Die letzten sechs Spiele beendeten sie jedoch ohne einen einzigen Punkt und sind nun näher an der Abstiegszone als an den Playoffs.
Unten am schlechtesten
In der niedrigsten zentralen Spielklasse im Fußball, also der 2. Liga, sind vier schlesische Vereine mit dabei, doch sie spielen keine Rolle im Aufstiegskampf, vielmehr müssen sie sich um ihren Verbleib in der Liga sorgen. Dieses Mal beginnen wir am Ende, denn so lässt sich die Situation des GKS Bad Königsdorff-Jastrzębie am einfachsten beschreiben. Die großen Turbulenzen und finanziellen Probleme des Teams aus Jastrzębie schlagen sich in den sportlichen Ergebnissen nieder. Die Mannschaft steht eindeutig am Ende der Ligatabelle. Als einzige hat sie in dieser Saison noch nicht gewonnen, und es gibt Befürchtungen, dass sie die Saison nicht zu Ende spielen wird.
Auch die Reserve von Śląsk Breslau wird wohl nicht aufsteigen, denn gute Ergebnisse sind ja in der Regel das Verdienst herausragender Spieler dieser Mannschaft, was wiederum die Übernahme in die erste Mannschaft bedeutet. Umso mehr sind die Ergebnisse der Mannen unter Michał Hetel zu würdigen.
Das Duo aus Bielitz-Biala vervollständigt die Gruppe der schlesischen Teams auf diesem Niveau. Der Verein Podbeskidzie, der sein 30-jähriges Bestehen feiert, ist vor zwei Jahren abgestiegen und kann realistisch gesehen nur auf den Klassenerhalt hoffen. Angesichts der nicht gerade stabilen Situation im Klub dürfte dies jedoch nicht so einfach sein. Organisatorisch schneidet Rekord deutlich besser ab. Der Verein ist zwar eher für seine Futsal-Mannschaft bekannt, kämpft aber tapfer um die lokale Führungsposition. Letztes Jahr war diese deutlich schwächer als Podbeskidzie, hat aber kürzlich das Derby gewonnen und hofft nun auf ein Aufrücken in der Tabelle.

Zusammenfassung
Die Situation des schlesischen Fußballs lässt sich wohl am besten mit dem Slogan der Fans von Górnik zusammenfassen: „Jadymy durś”, denn es scheint gut zu laufen und es könnte noch besser werden. Górnik Hindenburg wird in dieser Saison wohl kein Meister werden, aber die europäischen Pokale sind schon eine ganz reale Sache. Raków kann auf den europäischen Rasenplätzen um ein großartiges Ergebnis kämpfen, und die übrigen Mannschaften können in der Elite bleiben. Und wenn man bedenkt, was im Unterhaus passiert, scheint der Aufstieg eines der schlesischen Teams sehr realistisch. Können wir zu dem Zustand zurückkehren, als Schlesien die beste Fußballregion war? Auf jeden Fall, und darauf hoffen wir.

