Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Schauergeschichten aus Wolfsberg

Das klassizistische Schloss in Wolfsberg bei Löwenberg in Schlesien hat eine spannende Geschichte, die manchmal sogar etwas gruselig ist. Das ist vor allem auf die Person des deutschen Luftfahrtmediziners Hubertus Strughold zurückzuführen, der in Wolfsberg kontroverse Experimente durchgeführt haben soll.

Das Schloss in Wolfsberg entstand bereits im 16. Jahrhundert, allerdings damals als ein Gutshaus. Es wurde für die Familie von Talkenberg gebaut. Erst später wurde es im klassizistischen Stil umgebaut. Den Umbau veranlasste Ramphold von Talkenberg. Danach stand das Schloss einige Zeit leer, bis es von Hans Karl Friedrich Anton Graf von Diebitsch-Sabalkanski gekauft wurde, einem Feldmarschall der russischen Armee, der 1785 in Groß Leipe (Wielka Lipa) bei Obernigk in Niederschlesien geboren wurde. Von Diebitsch-Sabalkanski ist nach dem Novemberaufstand 1830/1831 nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Er starb 1831 an Cholera in Kleszewo bei Pultusk. Wolfsberg ging diesmal an die polnische Familie Trzebiński über.

Das spannendste Kapitel in der Geschichte des Schlosses begann jedoch während des Zweiten Weltkrieges. Ins Schloss Wolfsberg zog das Medizinische Forschungsinstitut der Reichsluftfahrt. Das Institut wurde von Prof. Hubertus Strughold geleitet. Am Institut wurden angeblich vor allem die Folgen des Sauerstoffmangels auf Piloten untersucht. Es gab den Verdacht, dass in den Schlossräumlichkeiten eine Unterdruckkammer installiert wurde, wo Experimente an sowjetischen Gefangenen durchgeführt wurden. Die deutschen Wissenschaftler haben dies aber stets bestritten. Die komplette Dokumentation aus dieser Zeit wurde zerstört. Das ganze Institut samt Ausstattung und Personal wurde am 16. Februar 1945 evakuiert. Strughold ist es gelungen, aus der sowjetischen Gefangenschaft nach Amerika zu fliehen. Er war nie im Zusammenhang mit NS-Verbrechen angeklagt worden und setzte in seine erfolgreiche wissenschaftliche Laufbahn den Vereinigten Staaten fort. Zweifel an seiner Unschuld verstummten aber nie.

Anna Durecka

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