Es war ein buntes Puzzle aus drei Woiwodschaften – aus schlesischen und ostpreußischen Jugendlichen der deutschen Minderheit – bei der Theaterwerkstatt in Heilsberg (Lidzbark Warmiński). Ebenso schlesisch-ostpreußisch ist auch der Gutshof in Allmoyen (Jełmuń), den die jungen Leute am letzten Tag der Werkstatt besichtigten.
Gemeinsam arbeiten, gemeinsam besichtigen, gemeinsam feiern – so lautet die kurze Zusammenfassung der Sommertheaterwerkstatt, die im Rahmen des Projekts „Jugendbox“ des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) vom 1. bis zum 5. August in Heilsberg stattfand. Dabei waren die Teilnehmer aus dem südlichen Teil Polens bereits am Samstag angereist, erzählt Beata Sordon, die Verantwortliche aufseiten des VdG, die vor Kurzem zum Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit (HDPZ) gewechselt ist.
Gemeinsames und Unterschiede
„Wir wollten etwas früher da sein, um schon mal die Stadt zu besichtigen. Außerdem kannten sich einige Jugendliche vom letzten Jahr, sodass es Kontakte aufzufrischen galt“, erklärt Beata Sordon. Zwar stand selbstverständlich das Theater mit viel Musik, Unterricht mit einer Choreografin und stundenlangem Proben und Ausprobieren im Mittelpunkt. „Drei Tage lang haben die jungen Menschen aus Schlesien und aus der Region hier getanzt, waren in Bewegung, im Rhythmus, suchten nach idealen Interpretationen und guten Wegen, Emotionen richtig auf die Bühne zu bringen“, fasst Beata Sordon das Programm zusammen.
Dazwischen blieb aber genug Zeit, um einander neu oder besser kennenzulernen, auch außerhalb der Proben zu singen und einen Einblick ins Leben der anderen zu bekommen. Die Themen, die die Jugendlichen auf und neben der Bühne bewegten, waren ähnlich, aber die regionalen Unterschiede ebenso wichtig. „Einige der Teilnehmer aus Schlesien wussten nicht, dass hier auch mal Deutschland war. Deswegen haben wir ihnen einiges in unserer Umgebung gezeigt“, so Ewa Huss-Nowosielska, die Leiterin der Theatergruppe „Spiegel“ in Heilsberg und Betreuerin der Gruppe aus dem Norden.
Von Schlesiern und Skudden
Die letzte Besichtigung führte die Gruppe nach Allmoyen zum dortigen Gutshaus mit Hof- und Parkanlage. Das Haus selbst sieht so ähnlich aus wie eines in Schlesien, wie die Hausherrin Barbara Trzeciak zu Beginn der Besichtigung betonte: „Von dort kam nämlich die Familie, die dieses Haus erbauen ließ. Insgesamt ist es aber ein ostpreußisches Gut, unter anderem mit den seit dem 13. Jahrhundert hier heimischen Schafen, den Skudden.“ Deren Zucht ist ihr ebenso wichtig wie der Einblick in das frühere Leben in einem solchen Haus mit der entsprechenden historischen Ausstattung im Inneren des Gebäudes.
Die Jugendlichen waren beeindruckt von der schlesisch-preußischen Pracht, lieferten aber in der Woche selbst eine ähnliche regionale Zusammenarbeit mit einem Film, der die Werkstatt und die dort entstandenen Szenen zeigt. Bei dem Festival zum Abschluss der „Jugendbox“ im November stellen dann insgesamt acht verschiedene Theatergruppen jeweils ein eigenes Stück vor, wobei die Impulse aus der gerade zu Ende gegangenen Werkstatt mit Sicherheit einfließen werden.
Uwe Hahnkamp