Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Schlösser, Herrenhäuser und Parks

Seherr-Thoß – so lautet der Name der Adelsfamilie, die in der Region rund um Krappitz ein reiches Erbe hinterlassen hat. Die Geschichte dieser Familie, deren Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen, ist untrennbar mit Oberschlesien verbunden.

Das schön renovierte Schloss in Dobrau.
Foto: Wlodek k1/Wikipedia

Das Geschlecht Seherr-Thoß wird erstmals am 27. Mai 1388 in Dokumenten erwähnt, in denen die Brüder Nikolaus und Johannes Zerin genannt werden. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Schreibweise des Namens, was bei alten Adelsgeschlechtern häufig vorkommt. Am 2. September 1775 erhielt Heinrich Leopold von Seherr-Thoß in Berlin den preußischen Grafentitel. Er war damals Freiherr von Teigelsdorf, Dobrau (dem heutigen Dobra) und anderen Besitzungen sowie später Hauptmundschenk von Schlesien. Das Wappen der Familie zeigt in einem goldenen Feld einen schräg nach links gestellten roten Baumstamm mit drei abgehackten Ästen und auf dem Helm mit rot-goldenen Decken einen Flügel, der dem Schildbild entspricht.

Schloss Dobrau

Der bekannteste Ort, der mit dem Geschlecht Seherr-Thoß im Kreis Krappitz verbunden ist, ist Dobrau. Das Schloss wurde etwa 1750 für Graf Erdmann Karl von Roedern errichtet und bereits 30 Jahre später, 1780, von Leopold Heinrich von Seherr-Thoß erworben. Das Schloss blieb bis 1945 im Besitz der Familie. In den Jahren 1857-60 ließ Graf Hermann von Seherr-Thoß die Residenz im neugotischen Stil umbauen und legte einen weitläufigen Landschaftspark an. Das Gebäude befindet sich auf einer kleinen Anhöhe und weist charakteristische neugotische Architekturelemente auf, wie einen sechsgeschossigen Turm und symmetrische Risalite. Die Innenräume des Schlosses haben einen zweischiffigen Grundriss, wobei in einigen Räumen noch Gewölbe erhalten sind. Der Park wurde ursprünglich unter Einbeziehung des natürlichen Flussbettes der Biała angelegt. Zwei neugotische Tore führen zum Park. Mit dem Schloss in Dobra ist auch die tragische Geschichte von Muriel White verbunden. Im Jahr 1909 heiratete die Amerikanerin den Grafen Hermann Seherr-Thoß, den Erben des Besitzes in Dobrau. Angesichts der drohenden Gefahr durch die Gestapo beging Muriel aus Angst vor Repressalien wegen ihrer Herkunft am 15. März 1943 Selbstmord, indem sie aus dem Fenster des Schlosses auf den Parkweg sprang.

Das Schloss in Dobrau nach dem Umbau aus dem Jahr 1860.
Foto: Digitale Sammlung der Zentral- und Landesbibliothek Berlin/Wikipedia

Dobersdorf, Walzen, Rosnochau

Neben dem Schloss in Dobrau besaß das Geschlecht Seherr-Thoß auch andere Besitztümer in der Region. In Dobersdorf entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein kleines neugotisches Herrenhaus, dessen Stifter Graf Manfred von Seherr-Thoß gewesen sein könnte. In den Jahren 1858-1861 ging das Anwesen in den Besitz der Familie Deloch über, die es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs verwaltete.

In Walzen befand sich ebenfalls ein Anwesen der Familie Seherr-Thoß. Sie besaßen dort einen kleinen Palast und ein Herrenhaus. Von 1847 bis etwa 1930, als die Verschuldung der Familie zur Übernahme des Anwesens durch die Oberschlesische Landgesellschaft aus Oppeln führte, war der Besitz in den Händen dieses Geschlechts. Schließlich wurde das Anwesen durch Parzellierung aufgeteilt.

Das Erbe der Familie Seherr-Thoß im Kreis Krappitz spiegelt die bewegte Geschichte Oberschlesiens wider.

Das letzte Schloss, das die Familie Seherr-Thoß zeitweise verwaltete, war das Schloss in Rosnochau. Im Jahr 1851 verkaufte Karl Philipp Harrach das Anwesen an den Rittmeister Ernst von Seherr-Thoß. Rosnochau blieb bis in die 1940er Jahre im Besitz der Familie von Seherr-Thoß, als das Anwesen aufgrund der politisch unkorrekten Ansichten der Besitzer von den nationalsozialistischen Behörden beschlagnahmt wurde. Das Schloss ist ein zweigeschossiges, teilweise unterkellertes Ziegelgebäude, das aus drei Flügeln besteht, die einen Ehrenhof umschließen. Das Gebäude hat einen länglichen rechteckigen Baukörper mit einer neunachsigen Fassade, einem zentralen Risalit und einem quadratischen Turm; umgeben ist es von einem 16 Hektar großen Park.

Das Erbe der Familie Seherr-Thoß im Kreis Krappitz spiegelt die bewegte Geschichte Oberschlesiens wider. Schlösser, Herrenhäuser und Parks, die mit dieser Familie verbunden sind, sind nicht nur Zeugnisse des Reichtums und Einflusses der damaligen Eliten, sondern auch ein unschätzbares kulturelles Erbe, das weiterhin die Aufmerksamkeit von Historikern und Architekturbegeisterten auf sich zieht. Trotz der Vernachlässigung vieler dieser Objekte lebt ihre Geschichte weiter und ist ein wichtiger Teil der lokalen Identität.

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