Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Schneller, höher, weiter? Gemeinsamer!

Es kommt nicht immer nur darauf an, noch schneller zu laufen, noch höher zu springen oder noch weiter zu werfen. Bei der Sommerolympiade der Jugend der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren, deren neunte Ausgabe am letzten Wochenende im Mai (26.-28.05.) in Sensburg (Mrągowo) über die Bühne ging, steht immer auch der Gedanke der Integration, der gemeinsamen positiven Erlebnisse im Vordergrund.

Ein gutes Beispiel dafür ist Julian Matczak aus Heilsberg (Lidzbark Warmiński) von der Theatergruppe „Spiegel“ der dortigen deutschen Minderheit. Er ist mit über 20 Jahren eindeutig der Veteran unter den Teilnehmern der Sommerolympiade und erinnert sich an inzwischen acht Sportfeste. Zwar ist er sportlich „eher dabei, um die Teilnehmerliste zu füllen“, wie er einmal scherzhaft bemerkt hat, aber dank Menschen wie ihm gibt es die kollegiale, verbindende Atmosphäre, die die Olympiade auszeichnet, den so oft zitierten olympischen Gedanken.

Gruppenfoto zum Start der 9. Sommerolympiade der Jugend der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren
Foto: Uwe Hahnkamp

Ungewöhnlicher Dreikampf …

So gehören auch der olympische Eid und das Entzünden eines olympischen Feuers bei der Eröffnung zur Veranstaltung. Am 27. Mai verzögerte bei strahlendem Sonnenschein der Wind ein wenig das Anzünden der Kerze, aber davon ließ sich niemand auf dem Sportplatz der Sensburger Sonderschule stören. Die Organisatoren der Landsmannschaft Ostpreußen um Damian Wierzchowski sowie des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM) um Marta Mularczyk, Sebastian Jabłoński und Monika Krzenzek hatten für ein passendes Umfeld gesorgt.

Eröffnung der Sommerolympiade durch Damian Wierzchowski (links) und Sebastian Jabłoński
Foto: Uwe Hahnkamp

Schwierig war anfangs die Auswahl der Sportarten. „Nicht zu sportlich, denn wir haben sehr unterschiedliche Teilnehmer in Fähigkeit und Alter, aber nicht zu wenig herausfordernd für die sportlichen Asse“, fasste Sebastian Jabłoński zusammen. So kämpften gerade die Athleten etwas beim ungewohnten Sackhüpfen, aber auch das Seilspringen und der Weitwurf des Medizinballs verlangten andere Geschicklichkeiten als sonst im Sport. Beeindruckend war mit Jakub Małecka dennoch ein trainierter Sportler: bei einer Minute Seilspringen kam er auf 165 Umdrehungen – eines der besten Einzelergebnisse der gesamten Olympiade.

Jakub Małecka beim Seilspringen
Foto: Uwe Hahnkamp

Er gehörte zu einer kleinen Gruppe Teilnehmer vom Wirtschaftslyzeum in Allenstein (Olsztyn), die bei Damian Wierzchowski Deutsch lernen. Auch Michał Rakoczy geht dort zur Schule. Der aktive Volleyballspieler glänzte nicht nur in seiner Sportart mit besonderer Ballbeherrschung, sondern auch beim Basketballspielen oder Kicken in den Wettkampfpausen war er dabei – und beim Dreikampf selbstverständlich auch. „Es macht Spaß, hier zu sein. Sehr nette Leute, gute Organisation, gute Atmosphäre, ich komme wieder“, lautete sein Statement am Ende eines langen Sporttages.

Michał Rakoczy beim Aufschlag
Foto: Uwe Hahnkamp

… auf zwei Sportplätzen

Daria Pisarek von der Volkstanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein (Bartoszyce) war zum zweiten Mal dabei. Beim Tanzen ist sie immer gut im Takt und in Hochform, aber mit dem Seilspringen stand sie etwas auf Kriegsfuß. „Ich bin einfach nicht in den Rhythmus gekommen“, seufzte sie nach der langen Minute außer Atem. Doch dann hellte sich ihre Miene wieder auf: „Dafür lief es beim Sackhüpfen wesentlich besser.“ Auch sie wird zur nächsten Olympiade wiederkommen: „Es gefällt mir hier, die Kontakte mit den anderen Jugendlichen – und ein wenig Entspannung zwischendurch.“

Volleyballmatch
Foto: Uwe Hahnkamp

Nach einer Mittagspause im Übernachtungsquartier, dem schulübergreifenden Internat in Sensburg, verlagerte sich die Olympiade auf eine weitere Spielstätte, den Sportplatz auf dem früheren Gelände der Kaserne in Sensburg, der viel Raum für Mannschaftssportarten bietet. Auf dem Programm standen nämlich noch Fußball und Volleyball. Trotz stellenweise heftigen Körpereinsatzes kam es außer einem vom Ball verursachten leicht verstauchten Finger zu keinen Blessuren.

Sackhüpfen-Wettkampf
Foto: Uwe Hahnkamp

Am späten Nachmittag fand am zweiten Standort die Verleihung der Pokale für den Dreikampf statt, die die besten Sportler in den jeweiligen Disziplinen stolz entgegennahmen. Die erfolgreichste Sportlerin Zuzanna Skiba durfte sogar einen Pokal aus jeder Disziplin mit nach Hause nehmen. Ein wenig geht es eben doch darum, sich selbst und anderen zu beweisen, was man kann.

Die erfolgreichste Teilnehmerin Zuzanna Skiba (Mitte) mit ihren Pokalen
Foto: Uwe Hahnkamp
Pokal für Alan Witkowski, den Sieger im Sackhüpfen
Foto: Uwe Hahnkamp

Mehr als Sport

Ein Schwerpunkt ist aber auch das gemeinsame Erlebnis, die Integration der Teilnehmer aus verschiedenen Orten in der Woiwodschaft. Daher standen auf dem Programm der neunten Sommerolympiade, für deren Finanzierung sich Teilnehmer und Organisatoren bei der Landsmannschaft Ostpreußen, dem polnischen Ministerium für Inneres und Verwaltung (Ministerstwo Spraw Wewnętrznych i Administracji) sowie dem Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Danzig (Gdańsk) bedanken, noch eine Stadtrallye mit Quiz und am ersten Abend ein Nachtspaziergang zu interessanten Ecken Sensburgs. Vom Amphitheater über das Rathaus bis zum Bismarckturm kamen dabei noch einige zusätzliche Kilometer, viel Wissen über die Stadt Sensburg und viel gemeinsame Zeit mit Gleichaltrigen zusammen. Hoffentlich gelingt es im nächsten Jahr genauso gut!

Uwe Hahnkamp

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