Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Schulter an Schulter mit dem baeyrischen Löwen

Niederschlesien hat einen weiteren Partner gewonnen, und zwar einen, der ein wirtschaftliches Schwergewicht ist. Die Region wird von nun an offiziell mit dem deutschen Bundesland Bayern zusammenarbeiten, was beide Seiten in einer gemeinsamen Erklärung bekräftigt haben. Der bayerische Löwe hat sicherlich viel zu bieten, aber auch das Land des Bieres selbst wird von der Partnerschaft profitieren. Als Beispiel kann Deutschland auf Sachsen blicken, mit dem Niederschlesien seit Jahren ein erfolgreiches Duo bildet.

Die Zusammenarbeit zwischen Niederschlesien und dem deutschen Wirtschaftsriesen ist keineswegs neu. Wie Krzysztof Hodun, Leiter der Abteilung für internationale Zusammenarbeit im niederschlesischen Marschallamt, betont, bestehen die Kontakte zwischen den niederschlesischen Funktionsträgern und ihren bayerischen Partnern „schon seit Langem“, und die neue gemeinsame Erklärung ist lediglich eine Möglichkeit, sie zu formalisieren und zu vertiefen, wie dies bereits mit Sachsen, Niedersachsen und Brandenburg geschehen ist. Unter diesen Akteuren ist Bayern ein echtes Juwel. Die Region gehört zu den wirtschaftlich stärksten Gebieten Deutschlands, was den polnischen Politikern sicherlich bewusst ist. Wie sich nun herausstellt, wird die wirtschaftliche Stärke des Partners nicht nur auf polnischer Seite anerkannt. Auch deutsche Politiker sind von ihren polnischen Kollegen beeindruckt: „Niederschlesien ist eine der wirtschaftlich stärksten Regionen in Polen und wir sind die stärkste Region in Deutschland. Gemeinsam können wir unsere Wirtschaft dynamisch entwickeln und die Sicherheit in diesem Teil Europas gewährleisten“, lobte Markus Söder, Ministerpräsident des Freistaats Bayern, den Partner bei der Unterzeichnung der Erklärung.

Paweł Gancarz (li.) und Markus Söder (re.) mit gemeinsamer Erklärung.
Foto: Marschallamt der Woiwodschaft Niederschlesien.

Söders Selbstvertrauen hat keineswegs etwas mit Arroganz zu tun. Bayern ist in der Tat ein wirtschaftliches Schwergewicht. In der Region sind Automobilriesen wie BMW, aber auch IT-Unternehmen wie Nagarro beheimatet. Damit könnte Niederschlesien ein idealer Partner für bayerische Unternehmen werden, die hochqualifizierte Fachkräfte mit deutschen Sprachkenntnissen und einer Leidenschaft für Technik suchen. Neben der IT- und Automobilbranche deckt die gemeinsame Erklärung auch Branchen wie Industrie, erneuerbare Energien, Gesundheitswesen, Kultur, Tourismus und Lebensmittelindustrie ab. Paweł Gancarz, Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien, „ist überzeugt“, dass in diesen Bereichen „die Zusammenarbeit fruchtbar sein wird und viele ehrgeizige Projekte realisiert werden können“.

Erfolg durch Kooperation ist durchaus wahrscheinlich, denn an guten Beispielen für diese Art der Zusammenarbeit mangelt es in Niederschlesien nicht. Seit mehr als 25 Jahren pflegt die Region die Zusammenarbeit mit Sachsen, das wie Bayern zu den führenden Regionen Deutschlands gehört und viele Möglichkeiten zur Entwicklung gemeinsamer Projekte bietet. Anna Sikorska, Vertreterin der Initiative Saxony Trade & Invest, stellt fest: „Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen aus Sachsen und Niederschlesien in verschiedenen Sektoren ist von wachsendem Interesse.“

„Niederschlesien ist eine der wirtschaftlich stärksten Regionen in Polen und wir sind die stärkste Region in Deutschland. Gemeinsam können wir unsere Wirtschaft dynamisch entwickeln und die Sicherheit in diesem Teil Europas gewährleisten“.

Als Nachbar von Niederschlesien ist Sachsen ein ideales Beispiel dafür, wie sich enge interregionale Beziehungen in konkreten wirtschaftlichen Erfolgen und Projekten niederschlagen können. Beispiele dafür sind das regelmäßig stattfindende Polnisch-Sächsische Wirtschaftsforum oder der Innovationstag, die zur Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Unternehmern aus beiden Regionen beitragen. Die Organisation Saxony Trade & Invest selbst ist ein Schlüsselelement in dieser Zusammenarbeit. Anna Sikorska erklärt, dass die Institution durch ihre Arbeit zum Beispiel deutschen Unternehmen hilft, polnische Partner für ihre Aktivitäten zu finden. Der schnelle Zugang zu finanziell vorteilhaften Produkten oder Herstellern kann für deutsche Unternehmen, die auf dem aktuellen Markt zunehmend das Preis-Leistungs-Verhältnis berücksichtigen müssen, von unschätzbarem Wert sein. Zusätzlich zu diesen Initiativen gibt es in Breslau bereits seit vielen Jahren ein Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen, das als Kommunikationskanal zwischen den beiden Regionen fungiert. Eine ähnliche Lösung könnte auch für die Zusammenarbeit mit Bayern sehr gut funktionieren.

Das positive Beispiel, das in der Vergangenheit in Bezug auf Sachsen gesetzt wurde, lässt die Behörden in Niederschlesien sicherlich für eine Zusammenarbeit mit Bayern begeistert sein, zumal Automobilindustrie und IT nicht die einzigen Bereiche sind, in denen gemeinsame Erfolge möglich sind. Bayern zum Beispiel ist nicht nur ein technologisches Kraftzentrum, sondern auch ein Land, das für sein Bier berühmt ist. Die Tradition der bayerischen Brauereien ist weltberühmt und das Oktoberfest lockt jedes Jahr Millionen von Touristen an. Niederschlesien mit seinen vielen lokalen Brauereien hat das Potenzial, die Zusammenarbeit mit deutschen Braumeistern auszubauen. Gemeinsame Projekte könnten vom Wissensaustausch bis zu Werbemaßnahmen reichen, die zur Entwicklung des Tourismus in beiden Regionen beitragen könnten. Und was den Tourismus betrifft, so sind beide Regionen auch für ihre schönen Landschaften bekannt – Bayern für die majestätischen Alpen und Niederschlesien für das malerische Riesengebirge. Ein Erfahrungsaustausch im Bergtourismus und gemeinsame Projekte zur Förderung von Kultur- und Naturdenkmälern könnten Touristen aus der ganzen Welt anziehen. Dieses Potenzial sieht auch Krzysztof Hodun: „Die gemeinsame Förderung des Bergtourismus und der historischen Denkmäler kann neue Touristen anziehen, wovon beide Regionen profitieren werden.“

Neben der wirtschaftlichen Dimension hat die offizielle Zusammenarbeit zwischen Niederschlesien und Bayern aber auch eine symbolische Dimension, und zwar nicht nur regional, sondern auch im deutsch-polnischen Kontext. Wie es in der Erklärung heißt, „teilen beide Seiten die Auffassung, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Regionen und Staaten von grundlegender Bedeutung für Frieden, Wohlstand und Einheit in Europa ist.“ Die Erklärung soll daher auch ein Zeichen dafür sein, dass die deutsch-polnischen Ressentiments der Vergangenheit angehören und heute eine auf gegenseitigem Nutzen basierende Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg ist. Diese Ansicht wird auch von Politikern geteilt, darunter Markus Söder, der erklärte: „Die deutsch-polnischen Beziehungen sind in den letzten Jahren einfacher geworden. Wir sind sehr beeindruckt von der polnischen Unterstützung für die Ukraine, wie die Polen erste Hilfe für Flüchtlinge geleistet haben, aber auch, wie der Staat mit der Verteidigung umgeht.“

Einer der wichtigsten Punkte in der gemeinsamen Erklärung ist, dass die Zusammenarbeit nicht nur ein Signal auf dem Papier ist. Das Dokument sieht die Schaffung von Stellen im Marschallamt der Woiwodschaft Niederschlesien und in der Bayerischen Staatskanzlei vor, um die Zusammenarbeit zu koordinieren und den weiteren Fortgang konkreter Initiativen zu gewährleisten.

Die neue Partnerschaft mit Bayern eröffnet daher enorme Chancen für Niederschlesien, sowohl im wirtschaftlichen als auch im kulturellen Bereich. Sie ist ein weiterer Schritt zum Aufbau starker, internationaler Beziehungen, von denen beide Seiten profitieren. Gemeinsame Projekte, wie die mit Sachsen und darüber hinaus, können auch zu weiteren Kooperationen mit anderen Bundesländern anregen, was die Position Niederschlesiens auf der europäischen Landkarte in Zukunft weiter stärken wird.

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