Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Sich selbst und andere besser verstehen

2024 findet die vierte Ausgabe der Akademie für junge Führungskräfte der Deutschen Minderheit statt. Das Schulungsprogramm richtet sich an 20- bis 35-Jährige, die eine Verbindung zur deutschen Minderheit haben. Die Fortbildung bietet Gelegenheit, Wissen und Fähigkeiten in Schlüsselbereichen der Selbstentwicklung, Engagement und Projektmanagement zu erwerben.

Das zweite Schulungstreffen fand im September in Danzig statt, ein weiteres Treffen folgt vom 11. bis zum 13. Oktober in Oppeln. Bei dem Schulungsaufenthalt in Danzig waren die Schwerpunkte der Workshops: Vielfalt, Kulturen und Projekte, aber auch Austausch von Gedanken, Projektideen und Aussichten. „Es waren alles Übungen und Experimente, ich gab als Trainer nur den Rahmen, die Gruppe hat selbst den Input gegeben. Dann haben wir die Ergebnisse zusammen verglichen und einige Fazits gezogen“ sagt Jakub Turański, Leiter der Workshops.

Solche Treffen können zu neuen gemeinsamen oder internationalen Initiativen beitragen.

„Bei dem ersten Treffen haben wir uns kennengelernt, und nun geht es weiter. Wir können auch die Aufgaben, die uns von den Workshopleitern gestellt werden, wesentlich besser zusammen meistern als beim ersten Mal. Was ich mitnehme, ist auch viel Inhaltliches, z. B. wie man Projekte organisiert oder Team-Building. Was mir auffällt, dass wir hier die Möglichkeit haben, über Dinge nachzudenken, über die man im Alltag nicht wirklich nachdenkt. Wir verschriftlichen das auch und präsentieren es der Gruppe. Wenn man jemandem etwas erklärt, versteht man es selbst meistens besser, als wenn man sich nur allein darüber Gedanken macht“, beurteilt Michael Materlik aus Comprachtschütz das Schulungsprogramm.

Jugendaustausch #bettertogether

In Danzig war das Schulungsprogramm um einen Jugendaustausch #bettertogether mit Jugendlichen aus Deutschland erweitert. „Wir brauchen den Austausch mit Jugendlichen aus anderen Ländern, auch aus Deutschland, um das moderne Bild von Deutschland zu haben, Gedanken und Ideen auszutauschen. Solche Zusammenkünfte können dazu führen, dass neue Kontakte geknüpft werden, die zu neuen, gemeinsamen Initiativen oder internationalen Projekten führen. Hinzu kommt das Verbinden der Kulturen und das Bauen von Brücken zwischen den jeweiligen Ländern. Ganz privat erweitern die Jugendlichen natürlich ihren Horizont“, resümiert Jakub Turański.

Reger Austausch

Louis Bibel aus Essen hatte sich kurzfristig zu dem Jugendaustausch entschlossen. „Was den Workshop angeht, war das für mich sehr spannend, zumal der größte Teil der Gruppe aus Polen kommt, der Austausch war sehr rege. Gerade hatten wir eine Aufgabe zum Thema Geschichtsereignisse, die seit 1921 bis heute die Migration der Menschen verursachten. Und da hat man ganz klar die Unterschiede gemerkt, je nachdem, aus welchem Land die Teilnehmer kommen, nannten sie verschiedene Ereignisse dazu, das liegt am Geschichtsunterricht, den Medien, dass wir einfach andere Schwerpunkte beim Thema Geschichte mitbekommen haben“, konstatiert Louis, der von der Akademie für die Zukunft auch etwas mitnimmt: „Bei meiner Arbeit kann ich vor allem Jugendliche auf die Möglichkeit aufmerksam machen, dass man in den Organisationen der deutschen Minderheit in Polen Praktika absolvieren kann. Ein Auslandspraktikum ist immer eine gute Option für den eigenen Werdegang“.

Im Stadtteil Langfuhr suchten die Teilnehmer nach Spuren des 1927 hier geborenen Günter Grass.
Foto: Manuela Leibig

Den Aufbau der Workshops fand auch Nils Bukert aus Cottbus passend: „Ich habe viel an Kultur- und Geschichtsaustausch mitgenommen. Was ich nicht so ganz wusste, war, wie man Projekte organisieren kann, was für mich sehr wichtig ist, weil ich mich im Moment sozial engagiere“, sagt Nils, dessen Großvater mütterlicherseits aus Niederschlesien 1945 geflüchtet ist. „Ich habe leider mit meinem Großvater nicht darüber gesprochen. Aber was wir in der Familie bis heute haben, sind die schlesischen Rouladen und Klöβe die meine Oma immer noch genau so macht wie einst für Opa“, erzählt Nils, der in seinem Studium als Fremdsprache Polnisch gewählt hat und sogar die Deklinationen im Polnischen hinbekommt.

Eine Kaufmannsstadt

Auch auf dem Programm der Akademie: die Besichtigung Danzigs. In dem Stadtteil Langfuhr (Wrzeszcz) suchten die Teilnehmer nach Spuren des 1927 dort geborenen Günter Grass: u. a. sein Geburtshaus, den Kleinhammerpark (jetzt Park Kuźniczki) sowie die Gusseisenbank mit Oskar aus der „Blechtrommel“ und dem Bildnis von Günter Grass. Von Danzig wollte Louis Bibel sich überraschen, und das hat auch geklappt: „Die Fahrradwege sind hier sehr gut ausgebaut, viel besser als in Essen, habe ich das Gefühl“, so der leidenschaftliche Fahrradfahrer Louis. Michael Materlik war schon zwei Mal in Danzig und kannte die Stadt bereits ein wenig: „Dank der Führung, die komplett zweisprachig war, haben wir sehr viel Spannendes über die Geschichte Danzigs gelernt, z. B., dass die Danziger dem polnischen König in deutscher Sprache gehuldigt haben, und dass das völlig normal war. Danzig war eine Kaufmannsstadt und damit sehr reich, aber auch mit vielen sprachlichen Einflüssen von außen. Ich bin zwar zweisprachig, aber die Eigennamen direkt übersetzt zu bekommen, hat noch einen zusätzlichen Wert“, unterstreicht Michael Materlik.

Der deutsch-polnische Jugendaustausch Akademie #bettertogether wurde dank der Unterstützung der Sanddorf-Stiftung und des Goethe-Institutes realisiert.
Das Projekt Akademie der jungen Führungskräfte der Deutschen Minderheit wird dank des Bundesministeriums des Innern und für Heimat über den Verband der Deutschen Gesellschaften realisiert.

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