Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Sie kamen, sahen und blieben

Die Sopranistin, Malerin und Autorin Eleni Ioannidou gründete zusammen mit dem Musiker und Autor Heinz Müller einen Kulturverein, der sich für die schlesische Kunst stark macht

Die aus Breslau stammende griechische Sopranistin Eleni Ioannidou hat auf ihrem Karriereweg bereits viel Schönes gesehen: in Athen und Wien, wo sie studierte, in Verona und Mailand, wo sie ihre ersten künstlerischen Schritte u. a. auf der berühmten Mailänder Scala setzte, doch Görlitz ließ sie nicht mehr los.

 

Fasziniert von der Architektur und Verbindung zweier so unterschiedlicher Kulturen in der Europastadt Görlitz/Zgorzelec, zog sie kurzerhand von München in die Neißestadt.

 

Zusammen mit dem Münchner Musiker und Autor Heinz Müller gründete sie in Görlitz den Kunstverein Ars-Augsta. Und da der Sitz des Vereins in der Augustastraße ist, fand das Künstlerpaar den Namen Ars-Augusta treffend.

 

Vor dem Vergessen bewahren

 

Zu ihrer großen Freude und Überraschung entdeckte die Musikerin, Malerin und Autorin Ioannidou in Niederschlesien Künstler, deren Schaffen sie unbedingt vor dem Vergessen bewahren möchte. Dazu zählt u.a. Leopold Schäfer (1784-1862) aus Bad Muskau, der erstaunlich viel geschrieben und komponiert hat, darunter selbst neugriechische Lieder, was Eleni, die Tochter eines Griechen und einer Polin, besonders freute. Auch der Abkömmling eines böhmischen Handwerkers, Heinrich Marschner (1795-1861) aus Zittau, der mit seiner Schauerromantik perfekt zu den Kulissen des Erzgebirges und den Bildern Kaspar David Friedrichs passt, oder Graf Bolko von Hochberg, der die Görlitzer Stadthalle erbaut und die Schlesischen Musikfeste begründet hat, haben es Eleni angetan. Doch auch jungen Künstlern von heute will man unter die Arme greifen. Anfang Juli nahm Eleni als Jurymitglied beim Gesangswettbewerb der „Stiftung Fürstin Daisy von Pless“ in Fürstenstein (Książ) teil und fasste kurzerhand den Entschluss, die Preisträger auch in Deutschland vorzustellen.

 

Salons haben in Görlitz Tradition

 

In der Görlitzer Augustastraße gab es früher die Tradition des privat unterhaltenen Kultursalons und nun wird in der Wohnung der „Neugörlitzer“ im Haus Nr. 6 der „Kultursalon“ wiederbelebt. Hier werden literarische Werke, bildende Kunst und Design polnischer und deutscher Künstler präsentiert. Die Salon-Begegnungen erinnern an die Kunst der Jahrhundertwende, die eine Zeit war, in der Architekten aus Berlin nach Schlesien kamen und Künstler sich hier wohl fühlten. Industriemagnaten und Kulturförderer haben in ihren Salons Musiker und andere Künstler versammelt. Berühmt waren die Salons des Ehepaares Neisse in Breslau, wo auch Gustav Mahler, Richard Strauss und die Gebrüder Hauptmann weilten.

 

Der Augustasalonabend am 1. Oktober wird den polnischen Künstlern Karol Szymanowski und Stanisław Wyspiański gewidmet. Am 19. November wird in einem Melodrama für Sprecher und Klavier an Reiner Maria Rilke erinnert.

 

Zusammen mit der Görlitzer Volkshochschule organisiert der Verein Ars-Augusta am 23. September eine Fahrt zum jährlichen Festival Alter Musik in Bad Flinsberg (Świeradów-Zdrój).

 

Klaudia Kandzia

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