Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Sommer, Sonne, Sprachunterricht

Sie denken, diese sprachliche Alliteration passt inhaltlich nicht zusammen? Für Jugendliche der deutschen Minderheit steht sie für etwas, worauf sie sich jedes Jahr aufs Neue schon lange im Voraus freuen: Das Sommersprachcamp des BJDM. In diesem Jahr gastieren dabei 30 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren in Turawa, eine knappe halbe Stunde nordöstlich von Oppeln gelegen.

Workshops am Vormittag: Hier erfährt eine Gruppe beim Workshop von Noah Kapza, Student an der Universität Siegen, einiges über die deutsche Kultur.
Foto: BJDM

Kern des erstmals zehntägigen Programms bilden dabei die Sprachworkshops, welche von Lehramtsstudenten aus Deutschland geleitet werden. „Wir haben da unter anderem ein Rollenspiel veranstaltet, bei dem wir als Gruppe mit dem Flugzeug in der Wüste strandeten und dann diskutieren mussten, welche der 15 Gepäckstücke (Gegenstände) am wichtigsten zum Überleben sind“, berichtet freudig Jakob, ein Teilnehmer aus Schimischow (Szymiszów).

Paulina Widera: „Das Camp in Turawa ist eines der beliebtesten Projekte des BJDM.”

Nicht nur aus Spaß

Die Gründe der allgemein großen Motivation der Teilnehmer sind dabei so vielfältig, wie die Teilnehmer selbst. „Mir ist es wichtig, die deutschen Traditionen zu bewahren, die Biografie meiner Familie fortzuführen“, betont etwa Daniela, Teilnehmerin aus Raschowa (Raszowa) und empfiehlt weiter: „Das hier ist nichts, wo man seine Zeit verschwendet, sondern es bringt einen auf jeden Fall im Leben voran.“ Weitere häufig zu hörende Motive sind: Die Möglichkeit, neue Freunde kennenzulernen, die Verbesserung der deutschen Sprache, die Erweiterung des Wissens über die Bundesrepublik Deutschland und natürlich auch das abwechslungsreiche Freizeitprogramm. Letzteres beinhaltet neben dem täglichen Badespaß im Pool bzw. dem Turawaer Stausee, Spielen und Sport auch einige Ausflüge. „Am Samstag waren wir auf einem Nebenfluss der Oder Kanu fahren. Da ich das nicht so oft mache, war dieser Ausflug mein Höhepunkt des diesjährigen Camps“, erzählt Jakob und führt stolz weiter aus: „Ich war schon in den letzten beiden Jahren auf den Sprachcamps. Die haben mir so gut gefallen, dass ich mich für dieses Jahr gleich wieder angemeldet hatte.“

Action am Nachmittag: Kanufahrt auf der Malapane (pl. Mała Panew).
Foto: BJDM

Ein voller Sommer

Solche Erfahrungen sind es, die auch das Herz von Paulina Widera stets höherschlagen lassen. Die Germanistikstudentin ist erst seit Kurzem Chefin des BJDM. Als solche koordiniert sie die zahlreichen Projekte der 180 Mitglieder zählenden Jugendorganisation. In diesem Sommer gehören dazu neben dem von Widera persönlich geleiteten Sprachcamp in Turawa auch das prestigeträchtige Internationale Sommercamp in Warschau, sechs einwöchige Mini-Sprachcamps rund um Oppeln und in Ostpreußen, ein Kulturaustausch mit Jugendlichen aus Székesfehérvár (Ungarn) und Mühlheim an der Ruhr (Deutschland) – zwei Partnerstädten Oppelns, Reisen in die deutsche Hauptstadt Berlin und nach Pommern sowie Filmvorführungen und Sportveranstaltungen. Ziel dieser Projekte ist es, dabei den Kindern und Jugendlichen die Scham und die Barrieren zu nehmen, die deutsche Sprache zu sprechen und sie langfristig für die Anliegen der deutschen Minderheit zu begeistern: Die Aufrechterhaltung der deutschen Kultur in Polen.

Tobias Weber

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