Arbeitslager, Friedhöfe, strategische Verteidigungspunkte – es gab viele dieser Orte im Kreis Namslau. Heute aber sind sie schwer zu identifizieren, weil sie nicht (oder nur minimal) gekennzeichnet sind und die Erinnerung an sie mit den Zeugen, die den Kreis nach dem Krieg verlassen haben, verschwunden ist.
Wenn Sie jedoch etwas tiefer gehen und einen Spaziergang in und um Namslau machen, können Sie die Überreste der Nazi-Verbrechen und das Leid unserer Vorfahren sehen. Dieser Artikel soll niemanden beleidigen, sondern uns nur an ein Kapitel der Geschichte erinnern, das sich niemals wiederholen darf.
Namslau ist eine kleine Stadt, etwa 60 km von Oppeln entfernt. Die Stadt ist touristisch nicht besonders entwickelt und wird von potenziellen Besuchern vor allem mit ihrer historischen Brauerei in Verbindung gebracht. Vielleicht kann die folgende kurze Beschreibung dieser vergessenen Erinnerungsorten die Betrachtung der Bierstadt ändern.
Jüdischer Friedhof
Während der Kristallnacht (9./10. November 1938) zerstörten die Nazis den jüdischen Friedhof. Die verbliebenen Matzevot wurden am Eingang der Nekropole gesammelt, von wo sie in der Nachkriegszeit verschwanden (wahrscheinlich wurden sie beim Bau eines Parkpavillons auf dem Platz „Unter dem Pilz“ im Jahr 1960 verwendet). Während des Zweiten Weltkriegs errichteten die Nazis auf dem Friedhofsgelände Baracken für ein Zwangsarbeitslager, später wurden dort ein Lager für Baumaterialien und ein Viehmarkt erstellt. Heute sind nur noch die Reste der Umzäunung, an der eine Tafel über die ehemalige Nutzung des Geländes informiert, und die Ruinen des Grabhauses erhalten. Das Gelände befindet sich im Besitz der Jüdischen Gemeinde in Breslau, die jedoch kein Interesse an dieser ehemaligen Nekropole ihrer Glaubensgenossen zeigt.
Die Lager für Zwangsarbeit
In Namslau gab es mehrere kleinere Zwangsarbeitslager, die dem Konzentrationslager Groß Rossen unterstellt waren. Sie auf verschiedene Gebiete der Stadt verteilt. In den Lagern waren Frauen und Männer untergebracht, die aus den Bezirken Kempen und Welun zwangsumgesiedelt worden waren. Sie waren in Handel, Industrie und Landwirtschaft beschäftigt. Die Lager befanden sich auf dem Gelände der heutigen Kleingartenanlage (Ausgang der heutigen Reymonta-Straße und Maria-Skłodowska-Curie-Straße), bei der Haselbach-Brauerei (in der Jagiellonenstraße), in der heutigen 1. Mai-Straße (in der aktuell ein Möbelgeschäft untergebracht ist) und in der Oławska-Straße 2 (heute ein Wohnhaus).
Arbeiter verschiedener Nationalitäten arbeiteten z. B. in der Elektroakustik-Fabrik im Północny-Park und in der zwischen 1939 und 1941 gegründeten Kartoffelverarbeitungsfabrik in der Łączańska-Straße.
Wenn man heute über den Gemeindefriedhof in Grambschütz geht, kann man auf ein Grab von Soldaten (Polen und Jugoslawen) treffen, die während des Krieges von den Nazis ermordet wurden. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie in einem der Lager in der Gegend von Namslau inhaftiert waren.
Alle oben genannten Orte sind ein Mahnmal, ein Denkmal für die Leiden der Menschen aus ganz Europa, nicht nur der Polen. Sie sind jedoch nicht gekennzeichnet, sondern vergessen und nur wenige kennen ihre Geschichte. Gäbe es nicht die Erzählungen unserer Großeltern und die wenigen kurzen Artikel in Chroniken und Sammelalben, wüssten wir nicht, was sich hinter diesen düsteren und einsam wirkenden Orten verbirgt. Orte wie Auschwitz-Birkenau sind heute fast allen Polen bekannt und werden oft fälschlicherweise für die einzige Gedenkstätte gehalten, die an das tragische Schicksal unserer Vorfahren erinnert. Die Geschichte und ihre Denkmäler sind jedoch noch unter uns, wir müssen sie nur sehen können.
Oliwia Pierzchawka
Im Rahmen der Reihe “Studierende schreiben über Schlesien” publizieren wir Texte der Studentinnen und Studenten der Oppelner Germanistik, die im Rahmen des Faches “schlesienbezogene Forschung” mit Dr. Monika Czok geschrieben werden.