Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Steiniger Weg zur Erinnerung

Das Ausmaß der Beisetzung in Neumark sucht bisher seinesgleichen.
Das Ausmaß der Beisetzung in Neumark sucht bisher seinesgleichen.

Was in Schlesien schon seit Monaten andauert, folgt nun auch im Norden Polens. In dem pommerischen Dorf Neumark (Stare Czarnowo) wurden Mitte Oktober die sterblichen Überreste von fast 1.500 Wehrmachtssoldaten in kleinen Särgen auf einem deutschen Soldatenfriedhof bestattet. Würdig ruhen können die Soldaten dank der Gesellschaft „Brücke“ aus Posen, die dafür oft einen steinigen Weg gehen musste.

 

„Es ist keine leichte Aufgabe, da sind schon viele Formalitäten, die wir bewältigen müssen. Sich sowohl an das polnische, als auch an das deutsche Recht zu halten, ist hier Prinzip“, sagt der Vorsitzende der Gesellschaft „Brücke“ (Pomost) Tomasz Czabański, als er nach eineinhalb tausend deutschen Soldaten gefragt wird, denen er kürzlich zu einem würdigen Begräbnis verholfen hat. Gemeinsam mit einem Team von Archäologen arbeitet Czabański in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge an Exhumierungen von Wehrmachtssoldaten in den Regionen des nördlichen Polens. Anhand eines Abkommens aus dem Jahr 2003 zwischen deutschen und polnischen Verwaltungsvertretungen sollen deutsche Soldaten, die zu Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkriegs in heute polnischen Gebieten gefallen und begraben wurden, exhumiert werden und die sterblichen Überreste auf speziellen Soldatenfriedhöfen in Polen beigesetzt werden. Dies gilt aber nur für Gräber, die nicht gepflegt werden.

 

In über 100 Ortschaften des nördlichen Polens ist das Team von Tomasz Czabański bereits auf die Überreste von fast 1.500 deutschen Soldaten gestoßen. Wie er selber zugibt, gleicht die Arbeit oft einer fast detektivischen Untersuchung. „Wir bekommen sehr viele Signale über Massengräber sowohl von Polen als auch von Deutschen, auch Pfarrer sind eine große Hilfe, oft haben sie ganze Zeichnungen von einem Gelände, wo präzise die Gräber platziert sind, all diese Signale gilt es zu prüfen, erst dann beginnt die tatsächliche archäologische Arbeit mit Schaufel und Bürste“, sagt Czabański. Für die Gesellschaft Brücke geht es aber nicht nur um eine würdige Bestattung der Soldaten, es geht auch um deutsch-polnische Versöhnung. Man solle dadurch über die gemeinsame Geschichte lernen, damit ähnliche Tragödie nie wieder passieren.

 

Nicht überall stößt die Gesellschaft aber auf Verständnis. Da viele der Soldatengräber auf privaten Grundstücken liegen, musste sich Tomasz Czabański oft beispielsweise mit Geldforderungen für Ausgrabungen auf dem Gelände auseinandersetzten. Auch das polnische Gesetz macht die Arbeit nicht leichter: „Im polnischen Gesetzt gilt die Regel, dass alles, was einen Meter tief in der Erde liegt, Eigentum des Staates ist. So wollen alle polnischen Ämter Kontrolle über die gefunden Artefakte haben, das erschwert oft die Übergabe des Eigentums an die Familien der Angehörigen.“ Die Übergabe des Eigentums der beigesetzten Soldenten sei aber nach Czabański eine der Grundideen der Exhumierungen. „Viele Familienmitglieder erfahren erst anhand von Abzeichen oder Medaillons überhaupt, wo der Großvater oder Vater begraben liegt“, so der Vorsitzende.

 

Entmutigen lassen will sich Tomasz Czabański nicht. Sowohl im Norden Polens als auch in Schlesien will er gemeinsam mit Geschichtsliebhaber Andrzej Latusek weiterhin vergessene Soldaten der kollektiven Erinnerung zurückgeben. Der Preis für die Bemühung ist das Dankeschön der Familien der Soldaten, die auch zum Begräbnis in Neumark zahlreich erschienen sind.

 

Łukasz Biły

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