Journalisten schreiben die Texte und treffen sich auch oft bei verschiedenen Gelegenheiten mit den Lesern des Wochenblattes. Doch die Zeitung will ja auch „gemacht werden“ und die Texte korrigiert. Hier kamen über Jahre Mateus Joschko und Manfred Prediger ins Spiel.
„Das Wochenblatt stand unter Kritik bezüglich der deutschsprachigen Artikel. Es waren zu viele Rechtschreibfehler. Und da hatte das Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart vom damaligen Chefredakteur gefordert, dass die Korrektur der deutschen Artikel exakt erfolgen muss. Der damalige Korrektor hat alles ausgedruckt und mit rotem Stift markiert. Da wandte sich der Chefredakteur Miś an meine Frau, sie unterrichtete Deutsch. Aber meine Frau konnte auch mit dem Computer nicht umgehen, also hat sie mich vorgeschlagen. Und so bin ich zum Wochenblatt gekommen“ erinnert sich Manfred Prediger.

Korrektur eines Muttersprachlers
Auf die Frage, ob er gleich zugesagt habe, antwortet Herr Prediger: „Ich habe gleich ‚Ja‘ gesagt, denn ich wollte unter Menschen sein, die Deutsch sprachen. Montag und Dienstag war immer meine Arbeitszeit, weil die Zeitung ja am Dienstag in den Druck ging. Manchmal habe ich auch schon ein bisschen am Sonntag von zu Hause aus vorgearbeitet, vor allem wenn Feiertage dazwischenkamen“ so Prediger, der 2006 in der Redaktion zu arbeiten angefangen hat und die Texte bis 2019 korrigiert hat.
Vogelgezwitscher
„Meine erste Ausgabe ist, wenn ich mich recht entsinne, vom September 1993. Anfangs hat es sehr lange gedauert, bis eine Zeitung fertig war. Ich saß unter der Woche in der Redaktion, wesentlich länger als acht Stunden. Woran ich mich erinnern kann ist das Zwitschern der Vögel gegen 4 Uhr morgens.

Es gab Tage, an denen ich da noch in der Redaktion saß, und mich einfach nur ärgerte, die Vögel wieder zwitschern zu hören, denn das bedeutete, dass eine weitere Nacht wieder um war, und ich sitze an der Zeitung. Ich hatte einen Schlafsack in der Redaktion, in solchen Notsituationen habe ich die Schreibtische leergeräumt und mich mit großen Wörterbüchern unter dem Kopf da schlafen gelegt. Ein paar Stunden später die Zähne geputzt und weiter geht’s“ sinniert Mateus Joschko, der 32 Jahre lang die Zeitung gesetzt hat.
Mateus Joschko erinnert sich an die Abläufe der damaligen Zeit: „Das war viel komplizierter als heute. Das ‚Wochenblatt‘ war so ziemlich die erste Zeitung in der Region, die mit Computern gemacht wurde. Ich musste den Redaktionsmitgliedern anfangs helfen und alles erklären, weil die Arbeit mit den Computern neu eingeführt wurde.
Manfred Prediger: „Es war eigentlich alles schön. Jede Ausgabe hat mich gefreut.“
Wer nicht vergessen werden darf ist Heinz Kluge-Lübke, er wurde seitens des Institutes für Auslandsbeziehungen zu uns geschickt und hat konsequent für die Arbeit der Redaktion gute Prozesse eingeführt, mit denen er schon in Deutschland in Zeitungen gearbeitet hatte. Mit der Zeit wurde vieles einfacher, ich habe auch das System eingeführt, dass man von zu Hause aus vorarbeiten kann, das hat uns allen die Arbeit wesentlich erleichtert“ so der Graphiker der Zeitung, der seit Jahren insbesondere am Dienstag nie Urlaub hatte, da an jenem Tag die Zeitung der Deutschen immer in den Druck ging.

Alles weg!
Gefragt nach schönen Erinnerungen, sagt Korrekturleser Manfred Prediger: „Es war eigentlich alles schön. Jede Ausgabe hat mich gefreut. Auch die Zusammenarbeit mit dem Redaktionsteam, allen drei Chefredakteuren und dem Herrn Joschko“. Abschließend erzählt Herr Prediger noch eine Anekdote: „Der Herr Joschko hat mal am Dienstagabend die fertige Ausgabe aus Versehen gelöscht. Ich wollte mich eigentlich schon fertig machen und langsam nach Hause fahren. Da rief er an, es ist alles weg! Da mussten die ganzen Texte neu korrigiert und die Zeitung neu gesetzt werden. Und dann haben wir wirklich bis um Mitternacht das alles wieder machen müssen. Ich glaube, erst gegen ein Uhr in der Nacht zu Hause gewesen zu sein, Herr Joschko hat mich gefahren, um diese Uhrzeit geht ja kein Bus. Die Zeitung wurde gedruckt und kam pünktlich bei den Lesern an“, lächelt der 81-jährige Manfred Prediger.

Fotos: Archiv
Das gedruckte „Wohenblatt.pl“ in der Hand zu halten war immer und ist auch bis heute für Manfred Prediger ein besonderes Erlebnis: „Ich muss Papier in der Hand haben, und mir manchmal auch von der Druckfarbe die Finger dreckig machen. Bis heute abonniere ich das „Wochenblatt.pl“ und lese es genauestens durch“, so der langjährige Korrekturleser.
Wer die Zeitung noch mitgestaltet hat, lesen Sie hier:
https://wochenblatt.pl/pl/polski-sa-ludzie-ktorych-sie-nie-zapomina/