Maciej Wlazło ist Breslauer in zweiter Generation. Nach dem zweiten Weltkrieg waren seine Großeltern neu in die Stadt gezogen. Seine Eltern sind dann hier geboren, er auch. Jetzt sagt er: Es ist an der Zeit, die deutsche Geschichte der Stadt wieder zu entdecken. Als Fotograph durchstreift er Breslau und sucht nach ihren deutschen Spuren. Wir haben den „Beard of Breslau“ auf seinen Streifzügen begleitet.
Außerdem gibt es die Wanderausstellung „30 Jahre deutsche Minderheit im Oppelner Schlesien“ jetzt auch in Zülz, im Kreis Neustadt, zu besichtigen.
Und: Die Finalisten des Wettbewerbs „Superstar“ standen in diesem Jahr ganz ohne Publikum auf der Bühne.
Am vergangenen Wochenende veranstaltete die Deutsche Sozial-Kulturelle Gesellschaft (DSKG) in Breslau ein weiteres Fotoprojekt zu deutschen Spuren in der Odermetropole. Etwa 20 Personen kamen Samstags zum Vortrag des Fotografen Michał Jakubowicz und konnten ihr neu erworbenes Wissen dann Sonntags auf drei Spaziergängen auf Praxistauglichkeit prüfen.
Anlässlich des 25. Jubiläums der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages werden ab Freitag, dem 1. Juni, in Breslau die Sächsischen Kulturtage stattfinden, die von der Sächsischen Staatskanzlei zusammen mit dem BRD-Generalkonsulat organisiert werden.Read More …
Das Projekt „Beard of Breslau“ ist ein virtueller Reiseführer, der die deutschen Spuren in Breslau aufdeckt. Mit dem Begründer Maciej Wlazło sprach Marie Baumgarten.
Was steckt hinter „Beard of Breslau“ ?
Breslau hat eine wechselhafte Geschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde fast die gesamte Bevölkerung ausgetauscht: Die einen flohen in den Westen, dafür kamen Flüchtlinge aus dem Osten Polens – und der Kommunismus. Im Zuge dessen verschwanden viele Denkmäler, Straßennamen wurden geändert, Schriftzüge überstrichen. Aber das, was aus dieser Zeit übrig geblieben ist, das zeigen wir in unserem virtuellen Stadtführer.
Und wie viel Breslau steckt noch in Wrocław?
„Wenn du Breslaus Geschichte kennenlernen willst, schau nach oben und nach unten“ – diese Weisheit meiner damaligen Lehrerin ist für mich Gold wert. Denn auf den Hauswänden entdeckt man verblasste deutsche Schriften, auf den Gehwegen Gullydeckel mit deutscher Aufschrift. Besonders viel davon gibt es im Stadtteil Zaodrze. Übrigens fühle ich mich dort immer wie in Berlin-Kreuzberg. Es ist sehr hipp mit vielen Cafés. Breslau ist in Wrocław allgegenwärtig.
Hat Breslau ein Identitätsproblem?
Es ist noch zu früh, um über eine Identität zu sprechen. Breslau ist keine typisch konservativ polnische Stadt, sie sucht ihre Identität noch. Deutsche und sowjetische Denkmäler durchziehen die Stadt. Für eine Europäische Kulturhauptstadt, die mit Multikulti wirbt, gehört auch ein offener Umgang mit der Geschichte sowohl für die Breslauer als auch für die Deutschen. Erstaunlich ist, dass gerade Deutsche häufig Komplexe haben, den Deutschen Ortsnamen zu verwenden.
Woran liegt das?
Ich vermute, das hat etwas mit historischem Schuldempfinden zu tun. Ich finde das aber unbegründet. So sieht kein offener Umgang mit Geschichte aus.
Maciej Wlazło, 30, lebt und arbeitet in Breslau. Neben dem virtuellen Reiseführer bietet Wlazło auch reale Stadtrundgänge auf deutschen Spuren durch Breslau.
Der virtuelle Stadtführer “Beard of Breslau” begibt sich auf die Suche nach deutschen Spuren. Hier ein Denkmal aus
dem Nationalsozialismus. Projektinitiator Maciej Wlazło lädt zur offenen Diskussion ein,
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