Im laufenden Schuljahr 2023/2024 besuchen in der Woiwodschaft Ermland-Masuren exakt 2.111 Schülerinnen und Schüler den Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache – fünf weniger als noch vor einem Jahr.
Bildung
„Schullandheim in Oberglogau“ hieß ein neues Projekt, das der Verband deutscher Gesellschaften für Grundschulkinder angeboten hat. Fünf Tage lang lernten die Kinder alles über die Geschichte, die Menschen und die verschiedenen Minderheiten von Oberglogau, das beispielhaft für die Region Schlesien steht.
Auf der gestrigen Pressekonferenz stellte das Wahlkomitee der Deutschen Minderheit ihre Ideen für eine bessere Sprachbildung und Aktivitäten zur Förderung einer besseren Bildung von Kindern und Jugendlichen vor. Hierzu zählen unter anderem: die Gründung von 10 Bildungseinrichtungen mit Unterricht in zwei Sprachen in zehn Gemeinden der Woiwodschaft Oppeln oder der Aufbau eines regionalen Handwerkerausbildungszentrums.
Mehr als drei Monate sind seit dem 4. Februar vergangen, als der Bildungsminister die erste Verordnung unterzeichnete, mit der die Zahl der Stunden für Deutsch als Minderheitensprache von drei auf eine pro Woche reduziert wurde. In dieser Zeit hat das Bildungsministerium trotz der Bemühungen der deutschen Minderheit, von Eltern, Lehrern, Kommunalpolitikern, Wissenschaftlern und Unternehmern seine Meinung nicht geändert. Dies bedeutet, dass in den nächsten Tagen einigen Deutschlehrern gekündigt werden könnte, wenn die Gemeindevorsteher und Bürgermeister den Deutschunterricht nicht aus dem Gemeindehaushalt finanzieren.
Die diskriminierende Kürzung der Mittel für die Bildung der deutschen Volksgruppe beschäftigt uns noch einmal, denn es wurde eine parlamentarische Kontrolle der entsprechenden Gesetzgebung durchgeführt. Wir haben die Einzelheiten.
Gestern (18.02) kamen Vertreter des Auswärtigen Amtes, der deutschen Mittlerorganisationen und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) zu einem Planungstreffen für das aktuelle Jahr zusammen. Das Ergebnis ist für die deutschen Volksgruppen ernüchternd, denn sie müssen mit einer geringeren Förderung um rund 18% rechnen.
Seit zwei Jahren ringt die deutsche Minderheit mit dem Problem der reduzierten Stundenzahl des Deutschunterrichts in den letzten beiden Grundschulklassen, nachdem das Bildungsministerium die Auslegung des einschlägigen Gesetzes geändert hat. Dies ist jedoch nur ein Beispiel für den stiefmütterlichen Umgang mit der Minderheitenbildung. Ein anderes ist die veraltete Strategie zur Förderung des Bildungswesens, die u. a. Mitte November im Sejm-Ausschuss für nationale und ethnische Minderheiten diskutiert wurde.
Oppeln/ Breslau: Das Institut für Auslandsbeziehungen und das Goethe-Institut Krakau geben gemeinsam eine Comic-Reihe heraus.
Die berühmtesten Schlesier heute sind wohl Joseph von Eichendorff, geboren 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor und der Literaturnobelpreisträger Gerhard Hauptmann, geboren 1862 in Ober Salzbrunn in Niederschlesien.
Heutige Persönlichkeiten, die man aus Schlesien kennt, sind wohl zum einen der Kinderbuchautor „Janosch“, geboren 1931 in Hindenburg, im heutigen Zabrze. Und zum anderen die beiden Nationalspieler Lukas Podolski, geboren 1985 in Gleiwitz und Miroslav Klose, geboren 1978 in Oppeln.
Das sind zumindest die Namen, die einem schnell in den Sinn kommen.
Vergessene schlesische Persönlichkeiten
„Aber es gibt natürlich viel mehr“, sagt Madeleine Hartmann, ifa-Mitarbeiterin der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft (DSKG). Zusammen mit dem Goethe-Institut Krakau und ihrer ifa-Kollegin Rosa Wesle, die bei der Deutschen Bildungsgesellschaft Oppeln (DBG) arbeitet, wollen sie der Öffentlichkeit andere, bisher weniger bekannte Schlesier vorstellen.
Breslaus Sehnsucht nach dem „Weltenraum“
Zum Beispiel die beiden Schlesier Johannes Winkler und Max Valier.
Winkler und Valier gründeten 1927 in Breslau den „Verein für Raumschifffahrt“. Beide vom Typ her ein bisschen wie Elon Musk heute. Und beide waren sie elektrisiert von der Idee, in den „Weltenraum“ vorzustoßen. Mit dieser Idee waren sie nicht allein. In den 1920er Jahren waren viele von der Eroberung des Weltraums fasziniert. So zum Beispiel auch Fritz Lang, der Regisseur von „Metropolis“ (1927), der dem Thema einen ganzen Film widmen wollte – und das auch tat: Der Film „Frau im Mond“ erschien 1929 – unter Mitwirkung von Mitgliedern eben jenes Breslauer „Vereins für Raumschifffahrt“.
Die ursprüngliche Idee der drei Weltraumbegeisterten war es gewesen, eine Rakete zur Weltpremiere des Films zu starten. Das hatte aber leider nicht geklappt. Der Film schrieb trotzdem Geschichte und nach Johannes Winkler ist heute sogar ein Krater auf dem Mond benannt. Der Winkler-Krater.
Comic als ansprechende Verpackung.
Der erste Band der Comic-Reihe, die sich außergewöhnlichen Schlesierinnen und Schlesiern widmet, heißt „Von Breslau zum Mond“ und erscheint noch in diesem Jahr.
Autor des ersten Bandes ist der Berliner Schriftsteller und Journalist Wolf Kampmann. Zeichnerin ist Bea Davies, die u. a. in New York an der „School of Visual Arts“ studiert hat. Die weiteren Comics sind von polnischen Künstlern: Der zweite Band wurde von Katarzyna Witerscheim gezeichnet und der dritte Band von Mikołaj Ratka. Die Drehbücher entwarf jeweils der Comicautor Tomasz Kontny.
Zwei weitere Bände
Ein weiterer Comic widmet sich der schlesischen Chemikerin Clara Immerwahr. Immerwahr war die erste Frau in Deutschland, die einen Doktor in Chemie (1900) erhielt. Zudem war sie verheiratet mit Fritz Haber, der 1918 den Nobelpreis in Chemie bekam und im Ersten Weltkrieg eine sehr prominente Rolle in der Entwicklung chemischer Waffen spielte.
„Clara Immerwahr war dagegen. Sie war eine Pazifistin“, erzählen Madeleine Hartmann und Rosa Wesle.
Der dritte Band spürt dem Leben des Abenteurers und Afrikaforschers Emin Pascha nach. Emin Pascha, 1840 geboren als Eduard Schnitzer in Oppeln, arbeitete er zunächst als Arzt im Osmanischen Reich. Später wurde er Gouverneur der Provinz Äquatoria, heute ein Teil der Republik Südsudan.
„Unsere Idee war, dass die Comics auch gut im Deutschunterricht eingesetzt werden können“, erzählen Rosa Wesle und Madeleine Hartmann. Geplant sei, dass die Comics kostenfrei an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen in der Region wie Bibliotheken und Organisationen der deutschen Minderheit zur Verfügung gestellt werden.
„Die Comics sind eine Möglichkeit, den Deutschunterricht ein bisschen aufzulockern und den Jugendlichen die deutsche Kultur und Sprache unterhaltsam näherzubringen“, fasst Rosa Wesle das gesamte Projekt zusammen.
LS
Die „Deutsch AG“ ist ein neues Projekt des Verbandes deutscher Gesellschaften, das aus im Jahr 2019 vom Bundestag zusätzlich bewilligten Mitteln für die deutsche Minderheit in Polen realisiert wird. Vor allem Schüler der letzten beiden Grundschulklassen sollen davon profitieren.