Auf dem Gipfel des Kreuzberges bei Reichenstein in Niederschlesien steht die Sank-Anna-Kapelle. Gebaut wurde sie 1731 auf Initiative des Reichensteiner Kalkbergwerkspächters Siegmund Kahler.
Reichenstein
Zum Abschluss der diesjährigen Wandersaison begeben wir uns ins Reichensteiner Gebirge. Vor uns liegt ein besonders aufregender Spaziergang, bei dem an jeder Ecke Sehenswertes wartet.
Bisher besuchten wir im Massiv des Glatzer Schneebergs vor allem die imposanten Spitzen dieser Bergkette. Der Schneeberg, der Schwarze Berg und der Spitze Berg sind unter den Touristen sehr beliebt und aus weiten Teilen der Grafschaft Glatz sichtbar. Heute schauen wir uns jedoch eine etwas verborgene Ecke an.
Nach unserer Rekordwanderung durchs Habelschwerdter Gebirge wird es wieder Zeit für einen kurzen Spaziergang. Wir laden ins Reichensteiner Gebirge ein, wo uns ein kurzer Abstecher auf einen etwas vergessenen, aber sehr interessanten Berg erwartet.
Vor einer Woche starteten wir unsere Wanderung aus Reichenstein (Złoty Stok) und erkundeten die Umgebung des Ortes, indem wir durchs Schlackenthal spazierten. Nun fängt das Klettern an – wir begeben uns auf‘s Dach der Stadt, ins Reichensteiner Gebirge.
Auf Orte, die mit der Suche nach Gold verbunden sind, treffen wir auf unseren Ausflügen immer wieder. Diesmal besuchen wir jedoch eine Stadt, die wohl mit dem Edelmetall wie keine andere in Verbindung gebracht wird – Reichenstein (Złoty Stok).
Reichenstein ist vor allem durch die mittelalterliche Goldmine bekannt, oft fährt man durch den Ort auch auf dem Weg von Neisse nach Glatz. Erfahrene Wanderer und Bergsteiger kennen das Städtchen, weil es am Sudeten-Haupt-Wanderweg liegt. Die Gegend hat aber noch sehr vieles mehr zu bieten.
Die Wanderung zur Einsiedelei kann man am Reichensteiner Ring beginnen. Das Parken ist hier kostenlos, Platz gibt es auch genug. Im Stadtzentrum kann man noch das Rathaus aus dem Jahr 1801 bewundern, auch die meisten Häuser erinnern noch an die Zeiten, als die Bewohner der Stadt fast ausschließlich Deutsche waren.
Vom Ring locken uns die Straßenschilder zwar Richtung Goldmine, wir gehen aber in die andere Richtung, die Polnische-Armee-Straße entlang und nach einigen Minuten sieht man an den Häusern die Zeichen des gelben Wanderweges. Dieser wird uns fast bis zum Ziel führen. Reichenstein verlassen wir schon wenige Minuten später. Eines der letzten Gebäude ist die neugotische Pfarrkirche der Unbefleckten Empfängnis Mariä. Das Gotteshaus wurde 1883 vom Breslauer Bischof Robert Herzog geweiht.
Die ersten Ausblicke
Das nächste Teilstück ist ein Wenig unangenehm. Nicht weil es ein wenig nach oben geht – man muss aufpassen, weil die Zeichen uns entlang der vielbefahrenen Landesstraße nach Landeck führen. Diese verlässt man aber nach ein paar hundert Metern und dann kann man endlich den Weg wieder richtig genießen. Man geht an einsamen Bauernhöfen und längst stillgelegten Kalköfen vorbei. Teilweise geht man dabei durch Felder und Wälder. Ausblicke öffnen sich nach Norden – man kann kilometertief ins Ottmachauer Bergland blicken.
Ein kurzes Stück muss man dann wieder aufpassen, denn der Weg führt an der Landesstraße von Reichenstein nach Glatz entlang. Die gelben Zeichen führen bis an die Bushaltestelle in Maifritzdorf. Kurz vor diesem Ziel muss man links auf eine Wiese abbiegen. Hier erwartet uns ein kurzer Anstieg, doch nach etwa 200 Metern erblicken wir schon den Gipfel der Einsiedelei. Der Weg bis hier ist circa vier Kilometer lang und sollte ein wenig über eine Stunde in Anspruch nehmen.
Das Ziel
Der Hügel liegt 393 M. ü.d.M. und damit nicht viel höher als die Stadt. Trotzdem kann man von hier das schöne Panorama von Reichenstein erblicken. Am interessantesten auf der Hügelspitze ist die neubarocke Antoniuskapelle. Diese wurde 1843 erbaut, verfiel im 20. Jahrhundert aber zur Ruine. Es kam sogar soweit, dass in den 70er-Jahren im Gebäude Schafe übernachteten. Vor kurzem bekam aber die Kapelle ein neues Leben, denn 2014 wurde sie renoviert und ist jetzt eine echte Perle des Reichensteiner Gebirges. Die Umgebung ist mit Blumenbeeten und Holzbänken sehr nett eingerichtet und kann für Wanderer als Erholungspunkt dienen.
Für den Spaziergang zurück nach Reichenstein sollte man wieder eine Stunde einplanen. Am Fuße der Einsiedelei befindet sich aber die Bushaltestelle Meifritzdorf. Wer also keine Lust hat die Strecke zu wiederholen, kann mit dem Bus Reichenstein von hier in etwa drei Minuten erreichen.
Łukasz Malkusz