Am ersten Sonntag des Juni fand auf dem Sankt Annaberg die Wallfahrt der nationalen und ethnischen Minderheiten statt. „Es ist der Tag, an dem wir unseren Glauben stärken. An dem wir unsere Zukunft und die unserer Familien, aber auch die der Organisationen unserer nationalen und ethnischen Minderheiten Gott neu anvertrauen“, erklärte der Bischof der Diözese Oppeln, Andrzej Czaja.
Sprache
„Se vi vere ĝenas traduki ĉi tiun frazon, mi ŝatus danki vin pro legi ĉi tiun artikolon kaj esperas ke vi havu bonan tagon.“ Sie haben keine Ahnung, was dieser Satz bedeuten soll? Die Sprache kommt Ihnen irgendwie bekannt vor – aber Sie können nicht richtig einordnen? Kein Wunder, schließlich handelt es sich hier um eine sogenannte konstruierte Sprache mit dem Namen Esperanto. Eine Hommage an ein außergewöhnliches Lebenswerk.
Die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten organisierte das 7. FUEN-Forum der europäischen Minderheitenregionen dieses Mal in Zusammenarbeit mit dem Verband deutscher Gesellschaften in Polen. Austragungsort waren die Hauptstädte der beiden oberschlesischen Woiwodschaften. Diesjähriges Thema waren die Minderheitensprachen und ihre Bedeutung für die Arbeitswelt.
Zum fünften Mal fand im Schul- und Kindergartenverband in Goslawitz bei Guttentag der Rezitationswettbewerb „Kita-Reise durch die Welt der Gedichte“ statt. Zum ersten Mal jedoch nahmen so viele Kindergärten an dem Wettbewerb teil.
Der Sachverständigenausschuss des Europarates, der die Einhaltung der Verpflichtungen im Rahmen der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen überwacht, hat einen Bericht veröffentlicht, laut dem Polen einen „proaktiveren“ und „strukturierteren“ Ansatz zur Förderung von Regional- oder Minderheitensprachen verfolgen muss.
Der 94seitige Bericht beschreibt alle Regional- und Minderheitensprachen, die in Polen gesetzlich geschützt sind, und kommt zu einem eindeutigen Schluss. Obgleich die polnische Gesetzgebung einen Rahmen für den Gebrauch von Regional- oder Minderheitensprachen in Bereichen wie Bildung, Verwaltung, Medien und Kultur bietet – und die polnischen Behörden finanzielle Unterstützung für Aktivitäten und Initiativen in den von der Charta abgedeckten Sprachen bereitstellen –, werden in dem Bericht erhebliche Lücken bei der Umsetzung der Charta festgestellt, die in Polen im Jahr 2009 in Kraft trat.
Auf der Grundlage der politischen und rechtlichen Situation, die zur Zeit des Besuchs des Sachverständigenausschusses in Polen im März dieses Jahres herrschte, werden in dem Bericht „offensichtliche negative Folgen“ ermittelt, nachdem Polen den Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache seit September letzten Jahres auf lediglich eine Wochenstunde reduziert hat – im Gegensatz zu den drei Stunden, die für andere Regional- oder Minderheitensprachen vorgesehen sind. Daher heißt es in dem Bericht deutlich: „Der Sachverständigenausschuss weist erneut darauf hin, dass die getroffenen Maßnahmen in keiner Weise gerechtfertigt werden können. Er fordert die polnischen Behörden auf, die Maßnahmen zur Einschränkung des Unterrichts von Deutsch als Minderheitensprache als sofortigen Schritt rückgängig zu machen und den Unterricht in deutscher Sprache anzubieten, wie es die polnische Ratifikationsurkunde vorsieht“.
Ebenso wird kritisch erfasst, dass durch die Vergrößerung der Stadt Oppeln zweisprachige deutsch-polnische Tafeln mit den Ortsnamen abgenommen wurden, die nun Teil der Stadt wurden. Die Sachverständigen bezogen sich auch auf jüngste Versuche, zweisprachige Tafeln von den Bahnstationen in der Gemeinde Chronstau abzunehmen und sehen dies ebenso als Verstoß gegen die Minderheitensprachen-Charta. Als letztes Problemfeld bei der deutschen Minderheitensprache sieht der Sachverständigenausschuss fehlende rein deutschsprachige öffentliche Radio- oder Fernsehanstalten. Es gebe lediglich einige Radio- und eine Fernsehsendung, was nicht den Vorgaben entspreche.
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An der Staatlichen Akademie für Angewandte Wissenschaften in Neisse findet vom 24. bis zum 26. Mai die 9. Tagung aus der Reihe „Mehrsprachigkeit als Chance“ statt. Veranstaltet wird die Tagungsreihe vom Internationalen Konsortium „Mehrsprachigkeit als Chance“, dessen Mitglied die Neisser Hochschule ist.
Deutsch kommt zurück
Der wöchentliche Rhythmus des Schreibens dieser Kolumne hat dazu geführt, dass ich erst jetzt meine Zufriedenheit über das Ereignis von vor einer Woche zum Ausdruck bringen kann. Das Statistische Hauptamt hat die vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung 2021 hinsichtlich der Nationalitäten, mit denen sich die polnischen Bürger identifizieren, bekanntgegeben. Kürzlich hatte ich Gelegenheit, mit Erzbischof Alfons Nossol darüber zu sprechen, der darin auch die Stärke unserer schlesischen Identität sieht.
Es wird wieder märchenhaft in den DFKs der Woiwodschaft Oppeln. Die deutschen Märchennächte, ein Projekt der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien, haben schon ihren festen Platz im Programmkalender der deutschen Minderheit. Den Auftakt machte der DFK Gogolin.
Wenn man heute von der schlesischen Mundart spricht, denken viele sofort an Oberschlesien und den slawischen Dialekt. Die schlesische Sprache, die in Niederschlesien gesprochen wurde, ist nach dem Zweiten Weltkrieg in Schlesien fast ausgestorben, da ja die meisten Menschen, die des Dialekts mächtig waren, vertrieben wurden. Wir stellen heute Steffi Wróbel, geborene Fuhrmann, vor, die immer noch in Schlesien lebt und wohl die Einzige ist, die noch schlesisch „pauert“. Die rüstige Dame lebt in Zobten, am Fuße des Zobtenberges und feiert am 30. April ihren 93. Geburtstag.
Mit Adam Kubik aus Rosniontau, Doktorand an der Universität Heidelberg, sprach Andrea Polański über seine Forschungsarbeit in Bezug auf Schlesien und seine Arbeit an der ältesten Universität Deutschlands.