Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Teufel und Gespenster

Laut lokalen Legenden gehörte Moschen im Mittelalter dem Ritterorden der Templer. Der vielen gut bekannte Palast selbst wurde jedoch erst Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut. 100 Jahre später wurde das Anwesen von der Familie Tiele-Winckler gekauft. Gerade während der Herrschaft dieser bedeutenden schlesischen Adelsfamilie ereigneten sich in Moschen Ereignisse, von denen wir heute nur noch aus Legenden erfahren können. Eine, die sie kennt, ist Wiktoria Ernst.

Wiktoria Ernst führt seit 5 Jahren durch das Schloss in Moschen.
Foto: privat

„Es ist das Jahr 1896. Ein großer Brand bricht im Schloss aus“, erzählt Wiktoria Ernst am Anfang der Führung durch die beliebteste Touristenattraktion der Woiwodschaft Oppeln. Seit mehr als 5 Jahren führt sie Touristen durch dieses wunderschöne historische Gebäude und bringt ihnen die Geschichte des Palastes näher. Sie erzählt weiter: „Das Feuer zerstörte vollständig den kleinen barocken Palast, der früher an dieser Stelle stand. Die Familie von Tiele-Winckler steht vor einem Problem: Was soll mit dieser Residenz geschehen? Hier tritt unser Graf Franz-Hubert von Tiele-Winckler auf den Plan.”

Er entscheidet sich für den Wiederaufbau und die Erweiterung dieses Ortes und investiert immense Summen. Damit will er die skeptischen aristokratischen Kreise beeindrucken. In nur 7 Jahren wurde der gesamte Bau abgeschlossen. „Das war für die damalige Zeit eine sehr kurze Bauzeit”, erklärt Wiktoria Ernst den Besuchern. „Dies weckte das Erstaunen der Einheimischen, die zu murmeln begannen, dass bei diesem Prozess eine höhere Macht ihre Finger im Spiel haben musste. So entstand das Gerücht, dass unser Graf einen Pakt mit dem Teufel selbst geschlossen hatte.“

Bemerkenswerterweise sah der Graf keinen Grund, diese Gerüchte zu widerlegen. Im Gegenteil, er heizte sie sogar an. Bei der Führung zeigt Ernst an verschiedenen Stellen der Schlossfassade auf seltsame Figuren, die kleinen Schreckgestalten ähneln. Sie erzählt, dass früher sogar eine Teufelsfigur eine der Schlosswände zierte! Diese wurde später angeblich von den Einheimischen zerstört.

Ein Gerücht besagt, dass, als Kaiser Wilhelm II. das Schloss besuchte und während einer gemeinsamen Schachpartie seine Bewunderung für den Reichtum der Residenz ausdrückte, er den Hausherrn fragte, wie es ihm gelungen sei, das Schloss in so kurzer Zeit zu errichten. Graf Franz-Hubert deutete damals an, dass ihm der Teufel dabei geholfen habe. Die Hilfe des Teufels ist jedoch nicht kostenlos und bringt einen gewissen Preis mit sich. Es wird erzählt, dass zwischen dem Teufel und dem Grafen ein Pakt geschlossen wurde, der bis heute nicht gebrochen werden kann. Der Teufelspakt enthielt eine kleine Anmerkung. Die Besuchergruppe gelangt an eine Tür.

Wiktoria Ernst kennt alle Gespenster, die in Moschen ihr Unwesen treiben.

„Mit dem Tod von Graf Franz-Hubert von Tiele-Winckler wird der Grafenaufzug im Schloss für immer stehen bleiben. Und dieser Tag kam. Am 14. Dezember 1922 starb unser Graf Franz Hubert und seit diesem Moment steht der Aufzug still“, erzählt Wiktoria Ernst. „Wir haben Experten aus aller Welt geholt, die nur eine Aufgabe hatten: den Aufzug wieder in Betrieb zu nehmen. Bis heute ist es keinem von ihnen gelungen. Natürlich gab es einige Tapfere, die sich dieser Aufgabe stellten, aber die Ergebnisse waren nicht sehr ermutigend…“

Frauenschicksale und das berühmte Skelett

Die Führung geht weiter. „Denken Sie, im Schloss spukt es?” fragt Ernst in die Runde. Die Touristen schauen sich fragend um.

„Zur Unterstützung bei der Betreuung der Kinder holte das Grafenpaar eine junge Gouvernante aus England”, beginnt die Führerin. „Das Schicksal wollte, dass sie ihr ganzes Leben bei ihnen blieb. Als sich ihr Lebensende näherte, bat sie, bereits auf dem Sterbebett liegend, ihre Herren um eine Bestattung auf den Britischen Inseln. Die Familie von Tiele-Winckler entschied sich, ihren Wunsch zumindest teilweise zu erfüllen. Sie begruben sie auf einer Insel, aber es war eine künstliche Insel im Park, die ‚Osterinsel‘ genannt wurde. Bis heute wandert die verlorene Seele der Gouvernante durch die Parkwege… Aber Vorsicht! Man kann sie nur im Mondlicht sehen.“

Das Skelett im Turm ist zum Glück nicht echt.
Foto: opolskie-atrakcje.info.pl

Auf dem Schlossgelände kann man jedoch noch ein weiteres Gespenst treffen, genauer gesagt, eine zweite Frau. Genau wie ihre Vorgängerin gehörte sie zum Schlossdienst. In ihrer Jugend wurde sie vom damaligen Hausherrn – dem liebeshungrigen Claus-Peter – verführt.

„Als der Graf das Interesse an dem Mädchen verlor, verließ er sie und brach ihr unbarmherzig das Herz. Unfähig, mit diesem Schmerz umzugehen, entschloss sie sich, Selbstmord zu begehen. Sie sprang vom höchsten Turm des Schlosses und ihr Geist erscheint bis heute. Nachts wandert sie durch die Gemächer auf der Suche nach ihrem Geliebten“, erzählt Wiktoria Ernst. Sie zeigt auf ein Skelett, das ganz oben vom Fenster eines der Türmer aus nach draußen schaut. “Es wird gesagt, dass es das Skelett der Geliebten des Grafen ist.“

Wiktoria Ernst gibt zu, dass es viele Legenden und Geschichten rund um das Schloss in Moschen gibt. „Wer weiß, vielleicht steckt in ihnen ein Funken Wahrheit.”

 

Andrea Polański

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