Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Theater wurde zum Star

Eine Vorstellung von ART ist

Während die deutsche Minderheit in Polen auf ihr Kulturfestival noch bis zum kommenden Jahr warten muss, haben die Deutschen in Russland ihre Veranstaltung schon hinter sich. Diese fand vom 24. bis zum 26. November in der Region Krasnojarsk statt.

 

Auf dem Programm des Festivals standen zahlreiche Ausstellungen und Exkursionen. Eine davon, die schon am ersten Tag gezeigt wurde, stand unter dem Titel „Puppe in deutscher Tracht“, die kleine selbstgemachte Figuren in traditionellen Kostümen zeigt. Viele von ihnen sind auf die traditionelle russlanddeutsche Kultur zurückzuführen, die nur in dieser Gruppe zu finden ist. Ebenfalls am ersten Tag, zeigte man die Ausstellung „Deutsche Spuren auf dem Jenissei“. Diese präsentierte das Leben der Russlanddeutschen rund um den Fluss Jenissei, der sich im asiatischen Teil Sibiriens befindet. Auch dort war die deutsche Minderheit in Russland ansässig, die einst einige Hunderttausende im ganzen Land zählte.

 

Die beiden letzten Tage des Festivals waren jedoch der Hauptattraktion – dem Theater – gewidmet. In diesem Jahr hat man diese künstlerische Form als Leitmotiv der Veranstaltung gewählt. Dies war eine Anspielung auf die lange Geschichte des russlanddeutschen Theaters. Was mehrmals beim Festival unterstrichen wurde: Die erste Theateraufführung im Land wurde von Deutschen unter der Leitung von Pfarrer Johann Gregor bereits im Jahre 1672 organisiert. Im Jahre 1791 wurde in St. Petersburg sogar ein eigenes deutsches Theater gegründet. Die reiche Geschichte wird jetzt von der deutsch-russischen Theatergruppe „ART ist“, die zum Star des Festivals wurde, fortgesetzt. In den Vordergrund der Aufmerksamkeit rückte vor allem die Vorstellung am zweiten Tag des Festivals: Eine Inszenierung von Stefan Zweigs Novelle „Zwang“. Sie erzählt die Geschichte eines Ehepaares aus der Schweiz, das sich in den Kriegsjahren zwischen Familienglück und der Verantwortung dem Vaterland gegenüber entscheiden muss. Vorbereitet wurde sie von „ART ist“ bereits 2015 und hat seitdem viel Lob geerntet. Der Autor selber bereiste Russland 1928 und ließ sich von der Reise in seinem Schaffen inspirieren. Der Direktor der Gruppe „ART ist“ Aleksey Shtaer teilte am Rande des Kulturfestivals mit, dass für die Hauptpräsentation gerade dieses Stück gewählt worden sei, weil es universelle Werte präsentiere, die niemanden gleichgültig lassen. Außerdem gebe Zweigs Novelle die Chance „etwas altes neu zu inszenieren.“

 

Das Kulturfestival der Russlanddeutschen wird schon seit einigen Jahren veranstaltet und wurde mittlerweile zu einem ständigen Teil des Kulturkalenders der Deutschen Minderheit in Russland. Ziel ist vor allem, die deutsche Sprache und die Traditionen zu bewahren sowie die Identität zu stärken und die Integration der Russlanddeutschen zu unterstützen. Finanziert wurde die Veranstaltung aus Mitteln des russischen Staates für die Förderung der deutschen Minderheit, Veranstalter waren der Internationale Verband der deutschen Kultur sowie die Krasnojarsker regionale national-kulturelle Autonomie der Russlanddeutschen.

 

Łukasz Biły

Show More