Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Über den Tellerrand hinweg

Mit Jakob Neumann, der Geographie und Politikwissenschaften für Lehramt an der Eberhard Karls Universität Tübingen studiert, sprach Manuela Leibig über seine Forschungen in Oberschlesien, der Region seiner Vorfahren.


Wie oft besuchtest Du die Heimat Deiner Eltern?
Das war so einmal im Jahr. Die Regel war, dass wir zu Ostern immer da waren, knapp zwei Wochen. Als ich angefangen habe zu studieren, haben die Ferienzeiten von mir und meinem kleinen Bruder nicht immer gepasst, deswegen hat sich das dann ausgedünnt. Aber zu Familienfeierlichkeiten haben wir es doch immer geschafft herzukommen.

Was thematisierst Du in Deiner Masterarbeit?
Ich interessiere mich für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Deutschen Minderheit in Oberschlesien. Ich möchte herausfinden, wie sie sich selbst identifizieren, ob als Deutsche, Schlesier, oder irgendwas dazwischen. Ich weiß nicht, ob als Polen oder ob sie mittlerweile eine regionale, schlesische Identität entwickelt haben.

Wie bist Du auf dieses Thema gekommen?
Ich habe schon meine Bachelorarbeit über die deutsche Minderheit in Polen geschrieben. Über Selbstidentifikation und wie die Menschen hier versuchen, ihr Kulturerbe weiterzutragen über die Medien, die Kirche, über Verbände, die Politik und so weiter. Einfach da, wo die deutsche Minderheit überall engagiert ist.

Wie sehen Deine Recherchearbeiten aus?
Das Internet bietet viele Quellen. In unserer Bibliothek an der Universität habe ich dann doch mehr gefunden, als ich zuerst gedacht habe. Ich hatte auch die Gelegenheit, an einer Studienreise durch Schlesien teilzunehmen, die von der Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen organisiert wurde. Hier vor Ort konnte ich verschiedene Institutionen der deutschen Minderheit kennenlernen und Fragen stellen. Auch Vertreter des Bundes der Jugend der Deutschen Minderheit haben wir getroffen, die neue Vorsitzende Weronika Koston kommt lustigerweise aus demselben Ort wie ich.

Wie hast Du die Jugendlichen wahrgenommen?
Die ersten Eindrücke waren vielfältig. Aber ich werde im Zuge meiner Arbeit sehen, ob sie sich verfestigen oder nicht. Ich habe mir das Antidotum angeschaut und habe da sehr viele Themen rund um Deutschland entdeckt, deutsche POP-Kultur zum Beispiel. Ich dachte, es wäre hier alles doch etwas regionaler aufgebaut. Ich fand das sehr interessant, denn in der Literatur, die ich für meine Arbeit studiert habe, stand das so nicht drin.

Warum hast Du gerade die Jugendlichen als Schwerpunkt Deiner Arbeit gewählt?
Ich werde Lehrer und habe deswegen meine zukünftige Zielgruppe besser kennenlernen wollen. Ich bin selbst in der Jugendarbeit in der Kirche aktiv und grundsätzlich daran interessiert, wie Jugendliche denken, welche Themen sie interessieren. Und das wollte ich in meiner Arbeit verbinden, um zu prüfen, wie Jugendliche über Identität denken und dazu noch über den Tellerrand hinausschauen. Also Deutsche, die im Ausland leben.

Ist Schlesien nur die Heimat Deiner Eltern oder auch Deine?
Ich bin hier nur zum Urlaub gewesen und habe schöne Erinnerungen. Doch aufgewachsen sind meine Eltern hier und das ist ihre Heimat. Ich bin schwäbisch sozialisiert, zum Beispiel liebe ich Rote Bete Suppe, aber halt mit Maultaschen.

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