Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Unter einem gemeinsamen Himmel

Die Gruppe „Volyn“ in Aktion
Die Gruppe „Volyn“ in Aktion

Bereits die neunte Auflage das Festival der Nationen Europas „Unter einem gemeinsamen Himmel“ ging über die Bühne des Amphitheaters am Fuße der Allensteiner Burg. Und auch in diesem Jahr erfreute sich die Veranstaltung beim Publikum einer großen Beliebtheit – eine besondere Kooperation des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren und der Allensteiner Sektion des Verbandes der Ukrainer in Polen.

Ein leichter Nieselregen begleitete die letzten Vorbereitungen der auftretenden Künstler am 14. August, doch mit Beginn der Veranstaltung fielen die letzten Tropfen. Begrüßt wurden die Gäste, die das Halbrund des Amphitheaters in Allenstein gut füllten, von den Vorsitzenden der beiden Organisationen, Henryk Hoch und Stefan Migus. Grußworte sprachen auch die Bevollmächtigte für Minderheitenfragen beim Woiwodschaftsamt Monika Szustowicz und beim Marschallamt Wiktor Marek Leyk. Der Marschall der Woiwodschaft Ermland und Masuren Gustaw Marek Brzezin war darüber hinaus Schirmherr des Festivals.

Von der Westukraine…

Den Anfang machten in diesem Jahr die Mitglieder der Volkslieder- und -tanzgruppe „Volyn“ aus der Ukraine. Das so genannte „verdiente Ensemble“ unter der Leitung von Oleksander Stadnik stammt aus Luzk (Łuck), der Partnerstadt von Allenstein. Es präsentierte eine mitreißende Mischung aus melancholischen und schwungvollen Volksliedern sowie akrobatischen Tänzen. Aufmerksam beobachtet wurden die Künstler von den jungen Tänzern der Tanzgruppe „Saga“ der deutschen Minderheit in Bartenstein (Bartoszyce). Trotz des vollkommen anderen Programms finden sicher einige artistische Elemente von „Volyn“ demnächst den Weg ins Training, zumindest der Jungen von „Saga“.

bis nach Schlesien…

Vor „Saga“ jedoch trat als Vertreter der deutschen Minderheit das „Kupskie Echo“ aus Kupp unter der künstlerischen Leitung von Agnieszka Ślusarczyk auf. Den Mitgliedern der Gruppe gelang es, mit kleinen zusätzlichen Elementen wie einem Fächer, Hut und Stock, oder einem Weinglas ihre Trachten der jeweiligen Atmosphäre der Lieder anzupassen und so das Publikum emotional mitzunehmen. Einen interessanten Kontrast dazu bildete die Gesangsgruppe „Słowiańska Dusza“ (Slawische Seele) aus Danzig, die in ihrer Besetzung Polen, Ukrainer und Weißrussen verbindet und die entsprechenden Sprachen in ihre Lieder einfließen lässt. Gemeinsam seien ihnen, so der Gitarrist Igor Dubicki, die gemeinsamen slawischen Wurzeln und – wie der Name sagt – die slawische Seele.

und in moderne Zeiten

Die Farben der Region vertraten neben „Saga“ folgende Gruppen der deutschen Minderheit: die jungen „Tannen“ aus Osterode (Ostróda), „Masurenklang“ aus Peitschendorf, „Stimme der Heimat“ aus Lötzen (Giżycko) und „Warmia“ aus Heilsberg (Lidzbark Warmiński). Eingestreut ins Programm wurden die Solisten. Monika Krzenzek hatte ihre Schwester Wiktoria mitgebracht, die ebenso wie sie bereits den Wettbewerb des deutschen Liedes in Osterode gewinnen konnte, Mateusz Matlas trat gewohnt souverän auf und die erstmals beim Festival singende Magdalena Lobert zog mit ihrer Stimme selbst die Zuhörer in ihren Bann, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren. Die ukrainische Seite vertraten die Kinder der Allensteiner Formation „Suzirjačko“ und zum Abschluss die Folkrockgruppe „Karpatian“, die Volksmusik sehr viel moderner versteht als das Ensemble „Wołyn“. Mit elektrischer Verstärkung ist sie weithin zu hören und lockte noch einige Zuschauer ins Amphitheater, darunter ein Brautpaar, dem das Publikum mit dem polnischen Geburtstagsklassiker „Sto lat“ ein lautstarkes Ständchen brachte.

Ein Wermutstropfen für die Veranstaltung war das Fehlen der Roma-Gruppe „Hitano“ aus Allenstein, die wegen der Erkrankung ihres Leiters Adam Federowič kurzfristig absagen mussten. Am Ende stand dennoch ein rundes Bild der aktuellen Ausgabe des Festivals der Nationen Europas „Unter einem gemeinsamen Himmel“. Dies gelang dank der finanziellen Unterstützung des Innen- und des Kultusministeriums Polens sowie des Marschallamtes der Woiwodschaft Ermland-Masuren, und der tatkräftigen Unterstützung durch das Kulturzentrum der Stadt Allenstein.

Uwe Hahnkamp, jr

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