Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Verdient?

Wie TVP Opole berichtet, hat der Vorsitzende des Oppelner Sejmik, Rafał Bartek, den Antrag auf Ehrenbürgerschaft der Woiwodschaft Oppeln für Prof. Franciszek Marek blockiert. Die Opposition kritisiert den Vorsitzenden wegen Machtmissbrauchs, Rafał Bartek hingegen meint, Prof. Marek sei zumindest für einen Teil der regionalen Gemeinschaft eine umstrittene Persönlichkeit.

 

Der Antrag auf Verleihung der Ehrenbürgerschaft wurde bereits im Juni 2020 von der Vereinigung der Soldaten der Heimatarmee und dem Rodło-Klub in Oppeln beim Sejmik-Vorsitzenden eingereicht, um den Wissenschaftler, der im Dezember dieses Jahres 90 Jahre alt wurde, zu ehren. Allerdings hatte Rafał Bartek den Antrag nicht an die Jury weitergeleitet, die über die Ehrenbürgerschaft entscheiden sollte. Dies wurde erst jetzt bekannt und in einigen regionalen Medien umfassend kommentiert.

 

Ich kann kein „Anwalt“ sein

Auf die Frage, warum er den Antrag nicht automatisch weitergeleitet hat, erklärte der Vorsitzende des Sejmik, dass seine Rolle im Prozess der Verleihung dieser Auszeichnung nicht auf einen bloßen Briefträger“ hinauslaufe. „Im Reglement ist ausdrücklich festgelegt, dass das antragsberechtigte Organ, in diesem Fall der Vorsitzende des Sejmik, zum ‚Fürsprecher‘ oder, wenn Sie so wollen, zum ,Anwalt‘ des jeweiligen Antrags und damit auch der jeweiligen Person wird. Angesichts der Äußerungen von Professor Marek, die die deutschen Schlesier und ihr Selbstbestimmungsrecht beleidigen, kann ich als Vertreter dieser Gemeinschaft schlichtweg kein derartiger Fürsprecher sein”, sagt Rafał Bartek und fügt hinzu, dass er diese Ansicht, zusammen mit dem Vorschlag, dass sie in dieser Situation den Antrag über ein anderes dazu berechtigtes Organ einreichen könnten, an die Antragsteller weitergegeben hat.

 

Antideutsche Äußerungen

Prof. Franciszek Marek, der einer Oberschlesischen Aufständischenfamilie entstammt, ist Historiker und Pädagoge, beruflich verbunden mit der Universität Oppeln, an der er viele leitende Positionen innehatte und 1995 zum Rektor der Universität gewählt wurde. Für die deutsche Minderheit ist er jedoch aufgrund seiner Veröffentlichungen in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren und seiner anschließenden Äußerungen in verschiedenen Medien eine umstrittene Figur.

Franciszek Marek war damals sehr kritisch gegenüber der zu dieser Zeit entstehenden Organisation der deutschen Minderheit. In seinem Buch „Tragedia Górnośląska“ („Die oberschlesische Tragödie“) aus dem Jahr 1989 schrieb er u. a.: „Ich habe keinen Zweifel, dass Herr J. Król aus Gogolin und Herr R. Urban aus Himmelwitz durch die Schaffung einer deutschen Minderheit in Schlesien zum Schaden und zum Verderben der Oberschlesier handeln“. An anderer Stelle des Buches tragen die Aktivitäten einiger Gründer der Minderheit laut Franciszek Marek „alle Merkmale post- oder neofaschistischer Propaganda“, während er über den Gründervater Johann Kroll schreibt: „Ich denke, dass Herr Król seinen Sinn für schlesische Identität schon vor langer Zeit verloren hat, ganz zu schweigen von der Menschenwürde, denn die hatte er vermutlich nie“.

Prof. Franciszek Marek störte sich auch an den erst am 4. Juni 1989 eingeführten deutschsprachigen Gottesdiensten auf dem St.-Anna-Berg. Ebenso schrieb Franciszek Marek über die historische Aktion zur Sammlung von Deklarationen deutscher Herkunft, die damals offenkundig machte, dass es in Oberschlesien mehr Deutsche gab, als irgendjemand geahnt hatte: „Die Zeit der Jagd auf Leichtgläubige, Betrogene, Benachteiligte und Verirrte ist nun gekommen. Sie ist ausgenutzt worden von gemeinen Menschen, die unter Ausbeutung einer Grundstimmung des Unmuts und fehlenden Glaubens an ein besseres Morgen einen diesmal gefährlichen Anschlag auf die Identität der Oberschlesier unternommen haben, indem sie ein „freiwilliges“ Bekunden ihrer Zugehörigkeit zur deutschen Nation einleiteten. Die Deregulierung und Schwächung des staatlichen Machtapparates begünstigen ihre widerrechtlichen und subversiven Aktivitäten“.

 

Kritik bis heute

Auch in seiner zwei Jahre später erschienenen Publikation „Głos Śląska zniewolonego” („Die Stimme des versklavten Schlesiens“) sparte Prof. Franciszek Marek nicht mit Kritik an den Menschen, die sich zur deutschen Nationalität bekannten und machte sich unter anderem über die geringen Deutschkenntnisse damaliger Mitglieder der SKGDM lustig, wobei er offenbar die Unterdrückung des Gebrauchs dieser Sprache in den Nachkriegsjahren vergaß. Er stellte dort auch eine Frage, die für viele deutsche Schlesier bis heute schmerzlich bleibt: „Warum verlieren Schlesier, die Deutsche werden, meist ihre Menschlichkeit?“.

Auch viele Jahre nach der turbulenten Zeit des Niedergangs des Sozialismus und der Gründung der deutschen Minderheitenorganisation hat Prof. Marek seine Meinung über diese Organisation und ihre Mitglieder nicht geändert. Wie der SKGD-Vorsitzende Rafał Bartek bemerkte, hat er sich auch für so manches beleidigende Wort nicht entschuldigt. Als er den Streit um seine Ehrung in der Sendung „Kurier Opolski“ (TVP Opole) kommentierte, bezog er sich wieder einmal negativ auf diese Gemeinschaft: „Die Minderheit hätte eine Art Brücke in der polnisch-deutschen Annäherung werden können, doch sie haben sich selbst bestraft, denn sie sind nur Zaungäste der Geschichte und werden sich früher oder später auf dem Müllhaufen der Geschichte wiederfinden“.

Rudolf Urban

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