Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Vom Bauernsohn zum Bildungsreformator

Pfarrer Ludwig Ammer (links) und Geschichtskenner Wolf-Dieter Fiedler sind große Bewunderer Valentins Trozendorfs.

Das Dorf Troitschendorf (Trójca) im Landkreis Görlitz (Zgorzelec) ehrt seinen berühmtesten Sohn und wichtigsten Reformator des Bildungswesens der Renaissance, Valentin Trozendorf (1490-1556). Sein Gymnasium in Goldberg (Złotoryja) zählte im 16. Jahrhundert zu den wichtigsten Schulen europaweit.

 

Der als Valentin Friedland geborene Bauernsohn schaffte es, dass Schlesien Vorreiter in der Bildungslandschaft des Reiches wurde. Mehr als 30 Jahre lang wirkte er als Rektor der Stadtschule in Goldberg. Schüler aus vielen Teilen Europas wollten in Goldberg lernen. Für Wolf-Dieter Fiedler, Geschichtskenner aus Görlitz, gehört Trozendorf zu den wichtigsten Botschaftern Schlesiens im damaligen Europa. „Man muss Trozendorf kennen! Und das schon allein durch die Tatsache, dass er die Reformation im Auftrag Luthers und Melanchthons nach Schlesien brachte. Sein Ziel war aus dem Goldberger Gymnasium eine Universität zu machen“, so Fiedler.

 

Auch wenn Trozendorf es nicht schaffte, in Goldberg eine Universität zu gründen, so ist es ihm gelungen dort einen Lehrplan zu erstellen, der zum Vorbild in Europa wurde und Schlesien in der Bildungslandschaften berühmt machte. „Vom ausgehenden 15. Jahrhundert zum Übergang des 16. Jahrhunderts besaß Schlesien keine Universität. Der schlesische Adel musste zum Beispiel an der Prager Universität Prag oder der in Leipzig ausgebildet werden. Auf diese Weise hat man den Nachwuchs verloren, denn viele kehrten nicht mehr nach Schlesien zurück. Um das zu verhindern, war es ein großes Anliegen, in Schlesien eine Universität zu gründen. In Liegnitz (Legnica) ist es für einige Jahre gelungen, und insbesondere nach dem 30jährigen Krieg dann mit der Gründung der Universität Breslau“, so Fiedler.

 

Aus Friedland wird Trozendorf

 

Valentin Trozendorf erreichte das Ziel mit seinem Gymnasium in Goldberg. Er verhinderte die Abwanderung des Nachwuchses und holte neuen ins Land. Doch bevor es so weit war, musste der Bauernsohn unglaubliches leisten. Als Jüngling half er bettelnden Franziskanermönchen aus Görlitz, Lebensmittel ins Kloster zu tragen. Als Belohnung durfte er die Klosterbibliothek besichtigen und war überwältigt vom Anblick der Bücher und des darin für ihn verborgenen Wissens. Von nun an wollte Valentin unbedingt lesen lernen. Doch als Bauernkind durfte er erst mit 16 Jahren eine Schule besuchen und das auch nur für ein Jahr. Es war das Gymnasium-Augustum in Görlitz.

 

Valentin Friedland war nicht nur strebsam und fleißig, er musste auch überdurchschnittlich begabt sein, denn bald schon wurde in die Leipziger Universität aufgenommen. Dort blieb er drei Jahre lang und konnte daraufhin am Görlitzer Augustum lateinisch und griechisch unterrichten.

 

Philipp Melanchthon holte den begabten Lehrer nach Wittenberg. Dort wurde Trotzendorf, wie er sich bereits nannte, zum geistlichen Amt berufen. Dieses übte er am Breslauer Dom aus, bis er schließlich – wir schreiben das Jahr 1523 – zum Rektor des Gymnasiums zu Goldberg ernannt wurde. Wolf-Dieter Fiedler: „In seiner Rolle als Botschafter Schlesiens, denn wie wir wissen, war Luther nie in Schlesien gewesen, hatte Trozendorf stellvertretend die Rolle Luthers übernommen, um die Lehren Luthers nach Schlesien hineinzutragen. Er hat im Sinne dieser Lehren eine Schulordnung ausgearbeitet, die für ganz Schlesien angewendet werden konnte.“

 

Botschafter Luthers

 

Valentin Trozendorf legte den Grundstein für das protestantische Schulwesen im gesamten Osten Deutschlands und darüber hinaus.

 

In seinem Geburtsort Troitschendorf wird Trozendorf  auch wieder gedacht. Ein Freundeskreis Trozendorfs wurde gegründet, um dem berühmten Troitschendorfer zu ehren. Einer der Mitbegründer des Freundeskreises ist Pfarrer Ludwig Ammer aus Görlitz.

 

Er ist froh, dass nun eine Gedenktafel in Deutsch und Polnisch in Troitschendorf an den Schulreformer erinnert. „Wir möchten auch das Denkmal Trozendorfs, das jetzt auf dem Kirchhof steht, an seinen ursprünglichen Standort zurückversetzten und wir haben mit großer Freude vermerkt, dass die polnischen Bewohner des Ortes sich zu ihrem berühmten ‚Vorfahren’ bekennen, indem an der Grundschule Kindern das Wissen um Trozendorf vermittelt wird“, so Ammer.

 

In der heute katholischen Pfarrkirche im etwa 10km von Görlitz entfernten Troitschendorf findet man auf dem Altar ein Ölgemälde von 1608, das Valentin Trozendorf abbildet.

 

Klaudia Kandzia

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