Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Vom Herz des höfischen Lebens zur Ruine

Castrum Strelecense – unter diesem lateinischen Namen erschien das Schloss in Groß Strehlitz erstmals in historischen Schriftquellen. Es ist nicht nur ein historischer Bezugspunkt, sondern auch ein Symbol für die Macht und strategische Bedeutung der Region. Seine Ursprünge reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück, und über die Jahrhunderte hinweg war es Zeuge wichtiger historischer Ereignisse und architektonischer Veränderungen.

Die Anfänge des Schlosses gehen auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück, als ein viereckiger Turm errichtet wurde. Die Struktur, aus behauenem und mit Sandstein-Kalkmörtel verklebten Stücken flachen Kalksteins erbaut, diente nicht nur als Verteidigungsanlage, sondern auch als königliche Residenz. Das Innere des Turms war zweistöckig und symmetrisch durch eine Trennwand aufgeteilt, während eine Wendeltreppe die vertikale Kommunikation gewährleistete.

Prosper Graf zu Castell-Castell war der letzte Besitzer des Schlosses vor der Enteignung.
Foto: ap

Das Schloss war strategisch in der südlichen Stadtregion nahe der Verteidigungsmauern gelegen und von sumpfigem Gelände umgeben, was seine Verteidigungsfähigkeit erhöhte. Die etwa 900 Meter langen Stadtmauern umfassten eine Fläche von rund 5,7 Hektar und waren ein wichtiger Bestandteil des Verteidigungssystems. Sie wurden aus lokalem Kalkstein erbaut, wobei ihre Verteidigungsfähigkeit durch Laufgänge und einen Turm an der Spitze gewährleistet wurde.

Im 14. Jahrhundert erhielt das Schloss eine Erweiterung, indem ein zweiter Turm und ein neuer östlicher Flügel hinzugefügt wurden. Diese Expansion ermöglichte die Entwicklung des Schlosses nach Süden und erhöhte seine Funktionalität und sein Prestige. In den folgenden Jahrhunderten erlebte das Schloss viele Eigentümer- und architektonische Veränderungen. Im 16. Jahrhundert wurde es von Georg von Redern umgebaut, und im 17. Jahrhundert ging es in den Besitz der Collonen über, die ihm einen Palastcharakter verliehen. Der Schlosshof, umgeben von arkadenförmigen Flügeln, wurde zum Herz des höfischen Lebens. Im Sommer 1788 besuchte sogar der preußische König Friedrich Wilhelm II. Groß Strehlitz. Bis 1807 übten die Colonna die Herrschaft aus.

Das Strehlitzer Schloss erlebte viele Eigentümer und viele architektonische Veränderungen.

Andreas Maria von Renard erbte das Schloss Groß Strehlitz, wo er Industrieanlagen aufbaute und entwickelte, darunter 22 Eisenwerke und eine Drahtzieherei, die ihn zum zweitgrößten Eisenproduzenten Oberschlesiens machten. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Johannes Maria von Renard den Besitz, der jedoch vor seinem Vater starb. Danach erbte Mortimer von Tschirschky-Renard das Gut in Groß Strehlitz sowie andere Ländereien und Betriebe. Die Renardsche Güter-Direktion umfasste zahlreiche Rittergüter und Vorwerke in der Region.

Die Familie von Renard war durch Heiraten mit anderen Adelsfamilien verbunden, wie Ludmilla Gabriele Maria von Renard, die einen Grafen von Brühl heiratete, und deren Nachkommen das Majorat Groß Strehlitz weiterführten. Karl von Brühl-Renard übernahm schließlich den Besitz Groß Strehlitz und erwarb zusätzlich das Anwesen in Kalinow.

Nach dem Tod von Karl von Brühl-Renard ging der Besitz auf seinen Halbbruder Georg Karl Andreas Albert Graf von Schlieffen über und später, im Jahr 1932, an Wolfgang Graf zu Castell-Castell. Wolfgang wurde im Schlosspark von Groß Strehlitz beigesetzt. Sein Sohn Prosper zu Castell-Castell war der letzte Erbe vor der Enteignung.

Das Schloss um 1900, Postkarte
Foto: Blankenfeld/Wikipedia

Leider erlebte das Schloss wechselnde Schicksale. Seine schwierigste Zeit war während des Zweiten Weltkriegs, als es niedergebrannt und als Ruine zurückgelassen wurde. Trotzdem bleiben seine Geschichte und Architektur ein wichtiges Zeugnis für die Vergangenheit der Region und eine Inspiration für kommende Generationen, während seine Bedeutung als historische und kulturelle Sehenswürdigkeit weiterhin besteht.

 

ap

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