Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Von der Schwierigkeit Liebe zu übersetzen

Bild: Uwe Hahnkamp

Zum 20-jährigen Jubiläum der Arno-Holz-Gesellschaft für polnisch-deutsche Verständigung in Rastenburg  (Kętrzyn) wurden Liebesgedichte von Arno Holz in zweisprachiger Fassung herausgegeben. Mit dem Übersetzer Krzysztof D. Szatrawski sprach Uwe Hahnkamp.

 

Arno Holz war Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland ein wichtiger Schriftsteller, ist heute aber eher unbekannt. Sie hingegen haben in den letzten Jahren sein größtes Werk „Phantasus“ ins Polnische übersetzt, jetzt seine Liebesgedichte. Warum?

 

Als ich selber begann, Verse zu schmieden, habe ich auch versucht, sie symmetrisch zu einer senkrechten Achse zu schreiben. Ich fand heraus, dass Arno Holz dies als erster konsequent gemacht hat, und er wie ich aus Rastenburg stammt. Das brachte ihn mir nahe. Außerdem ist er ein großer Dichter, der Zeit seines Lebens neue Ausdrucksformen gesucht hat.

 

Hat die gemeinsame Herkunft beim Übersetzen der Liebesgedichte geholfen?

 

Leider nicht. Beim „Phantasus“ gibt es viele Verse, die sich auf Rastenburg beziehen, und die Beschreibungen erinnerten mich an meine Kindheit, als Kętrzyn eher Rastenburg glich als der Stadt heute. Bei den Liebesgedichten tauchen manchmal ähnliche Sprachbilder auf, das erleichterte die Arbeit zumindest ein wenig.

 

Was macht denn für Sie das Übersetzen der Poesie von Arno Holz so schwierig?

 

Es kommt allgemein darauf an, die Worte in ihren verschiedenen Nuancen und Assoziationen zu erfassen, um den Sinn treffend ins Polnische zu übertragen. Das ist gerade bei Arno Holz, der gerne reihenweise zusammengesetzte beschreibende Adjektive verwendet, eine Sisyphusarbeit. Darüber hinaus schreibt er in der deutschen Sprache des beginnenden 20. Jahrhunderts, in der viele Worte in anderen Kontexten und Bedeutungen verwendet wurden.

 

Sind Liebesgedichte schwieriger zu übersetzen als andere Gedichte?

 

Schon bei „normaler“ Poesie muss neben einer möglichst korrekten Übersetzung die Atmosphäre stimmig sein, bis hin zum Rhythmus und der Verwendung dunkler oder heller Vokale. Bei Liebesgedichten muss man darüber hinaus kulturelle Unterschiede in den sprachlichen Bildern beachten. Habe ich auf Deutsch „silbersanfte, silberlichte, silbersüße“ Geigentöne, soll mein polnischer Leser die Töne mit gleichen Gefühlen hören, aber ich muss das anders ausdrücken.

 

Arno Holz hat in den „Neun Liebesgedichten“ eines – das längste übrigens – geschrieben, das ein Jahr von der ersten Begegnung bis zur Trennung umfasst. Die Stimmung wechselt im Laufe des Werkes von der Romantik über das Aufblühen der Gefühle bis zur Enttäuschung über das Ende der Beziehung. Zuletzt geht er von der Liebe gegenüber einer konkreten Person über zur Liebe gegenüber der ganzen Welt, also zu einem Gefühl ganz anderer, philosophischer Art. Das alles sollte auch auf Polnisch in diesen Abstufungen beim Leser ankommen – eine große Herausforderung.

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