Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Vor drei Jahrzehnten fing alles an

Mit einem festlichen Gottesdienst und einem klassischen Konzert wurde am 29. Oktober in Allenstein das 30-jährige Bestehen der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM) gefeiert. Im Verlauf der Abendveranstaltung wurden zudem zahlreiche verdiente Mitglieder der örtlichen deutschen Minderheit mit Medaillen und Ehrennadeln ausgezeichnet.

Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht: Schon 1991 – kurz nach der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrages über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit – hat die AGDM ihre Tätigkeit aufgenommen. Knapp zehn Jahre später, im Jahr 2000, erwarb die Minderheitenorganisation dank der Hilfe der Partner in Deutschland ein Gebäude in der Allensteiner Bahnhofstraße, das seitdem Haus Kopernikus genannt wird und bis heute als Sitz der AGDM dient. Ende Oktober feierte die Gesellschaft nun ihr 30-jähriges Bestandsjubiläum.

Aus diesem Anlass wurde zunächst vom Domherrn André Schmeier – dem Seelsorger der deutschen Minderheit in der Region – eine feierliche Messe in der örtlichen Herz-Jesu-Kirche zelebriert. Im Anschluss daran fand in der Feliks-Nowowiejski-Philharmonie eine große Jubiläumsgala statt, an der über 350 Personen teilnahmen. Für die ausgezeichnete Moderation sorgten Dawid Wierzbicki und Klaudia Wemhoff.

Domherr André Schmeier leitete den Gottesdienst in der Allensteiner Herz-Jesu-Kirche.
Foto: AGDM

Hochrangige Gäste und bewegende Ansprachen
Wie bei solchen Feierlichkeiten üblich, fehlte es nicht an Emotionen, freundlichen Gesten und bewegenden Reden. Die Vorsitzende der AGDM, Krystyna Płocharska, verwies in ihrer Ansprache auf die ganze Bandbreite der zahlreichen Kulturprojekte, die im Laufe von drei Jahrzehnten umgesetzt wurden und unterstrich dabei den besonderen Charakter der ergriffenen Initiativen, die durch die Offenheit gegenüber allen Mitmenschen geprägt seien: „Alle unsere Veranstaltungen werden nicht nur für die AGDM-Mitglieder, sondern auch für andere interessierte Stadtbürger organisiert. Diese Vorgehensweise stärkt unsere regionale Identität und fördert den Aufbau lokaler Beziehungen. Die thematische Vielfalt der Begegnungen erleichtert die Darstellung des Kulturerbes unserer Gesellschaft und erhöht die Toleranz gegenüber Angehörigen der deutschen Minderheit”, so Krystyna Płocharska.

Das bisher Erreichte wäre natürlich nicht möglich gewesen ohne die guten Beziehungen zu den lokalen und kommunalen Behörden, zu polnischen und deutschen Ministerien und ohne die Unterstützung mehrerer Partner aus Deutschland. Die besondere, etablierte Stellung der AGDM im lokalen Umfeld, ihre Erfolge sowie fruchtbare Arbeit wurde und wird wahrgenommen, was durch die Tatsache bewiesen wird, dass zahlreiche Ehrengäste sowie Offizielle aus Polen und Deutschland die Feierlichkeiten zum 30. Gründungsjubiläum mit ihrer Anwesenheit beehrten.

Während der Gala in der Allensteiner Feliks-Nowowiejski-Philharmonie wurden zahlreiche verdiente Mitglieder der Deutschen Minderheit mit Medaillen und Ehrennadeln ausgezeichnet.
Foto: AGDM

An die Versammelten richteten von der Bühne ihre Grußworte und Reden unter anderem der Marschall der Woiwodschaft Ermland-Masuren, Gustaw Marek Brzezin, der Präsident der Stadt Allenstein, Piotr Grzymowicz, der Vorsitzende der Kommission für nationale und ethnische Minderheiten des Woiwodschaftssejmiks, Jarosław Słoma, der Leiter des Woiwodschaftstages Ermland-Masuren und Marschallbeauftragte für Nationale und Ethnische Minderheiten, Wiktor Marek Leyk, der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), Bernard Gaida, der Vorsitzende der Stadtgemeinschaft Allenstein in Gelsenkirchen, Gottfried Hufenbach, sowie der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat.

In ihren Gratulationsansprachen unterstrichen die Gäste den wichtigen Stellenwert der AGDM, ihre Verdienste um die deutsch-polnische Versöhnung sowie ihren großen Beitrag zum Kulturleben der Stadt Allenstein. Die Redner schenkten auch dem Bedarf nach einer effizienten Zusammenarbeit in unterschiedlichsten Lebensbereichen sowie der Notwendigkeit eines friedlichen Zusammenhalts im gemeinsamen Europa viel Aufmerksamkeit und betonten, wie wichtig heutzutage – angesichts aufkeimender radikaler und nationalistischer Ansichten – die Pflege demokratischer Werte sei.

Der VdG-Vorsitzende Bernard Gaida und die VdG-Geschäftsführerin Maria Neumann ehrten verschiedene Persönlichkeiten der örtlichen Deutschen Minderheit.
Foto: AGDM

Medaillen und Ehrennadeln sowie Auszeichnung für Schriftsteller
Ein besonderer Teil der Jubiläumsgala war die Aushändigung des Ehrenverdienstabzeichens für Ermland und Masuren an den herausragenden masurischen Schriftsteller Herbert Somplatzki. Da sich der Buchautor mit seiner schöpferischen Tätigkeit seit vielen Jahren für gute nachbarschaftliche Kontakte zwischen Polen und Deutschen engagiert, in seinen Werken die kulturelle Vielfalt Ostpreußens zum Ausdruck bringt und die Schönheit des „Landes der kristallenen Seen“ lobt, ergriff die AGDM im Einvernehmen mit dem Marschallamt der Woiwodschaft die Initiative, den Schriftsteller auszuzeichnen. Für die AGDM war es eine große Ehre, dass die Verleihungszeremonie, die vom Woiwodschaftsmarschall und seinen Mitarbeitern durchgeführt wurde, im Rahmen der Jubiläumsgala stattfinden konnte.

Auch Bernard Gaida, der im Namen des VdG eine Reihe von verdienten Persönlichkeiten mit Ehrennadeln und Medaillen auszeichnete, drückte der AGDM seine Dankbarkeit und Anerkennung für die Verdienste um die deutsche Minderheit aus.

Wiktor Marek Leyk, Miron Sycz (Vizemarschall der Woiwodschaft Ermland-Masuren), Krystyna Płocharska, Herbert Somplatzki und Gustaw Marek Brzezin (v. l.)
Foto: AGDM

Nach der Verleihung der Abzeichen luden die Veranstaltungsmoderatoren zum Jubiläumskonzert ein. Unter der Leitung des Dirigenten Piotr Sułkowski trat das Symphonieorchester der Feliks-Nowowiejski Philharmonie auf. Präsentiert wurden zwei Symphonien von Ludwig van Beethoven: die Symphonie Nr. 4 in B-Dur op. 60 und die Symphonie Nr. 5 in c-Moll op. 67, auch bekannt als Schicksalssymphonie. Der in Begeisterung versetzende Orchesterauftritt machte auf alle Versammelten einen großen Eindruck. Es bleibt zu hoffen, dass die Erinnerungen an die Feierlichkeiten zum 30. Geburtstag der AGDM noch lange lebendig bleiben.

Dawid Kazański
Dieser Artikel wurde auch in der Preußischen Allgemeinen Zeitung veröffentlicht.

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