Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Warum nimmt man uns unsere Maria weg?

Das Kirchweihfest und der Jahrestag der Erscheinungen der Heiligen Jungfrau Maria ist das größte religiöse Ereignis im Ermland. Leider dient es nicht nur dem Gebet, sondern auch dazu, Menschen zu spalten.

In dem ermländischen Dorf Dietrichswalde (Gietrzwałd) fand am 11. September die diesjährige Feier zum 145. Jahrestag der Marienerscheinungen und des damit verbundenen Kirchweihfestes statt. Das Wetter war, wie immer, gut. Obwohl es am Morgen ein wenig geregnet hatte, klärte sich der Himmel zum Zeitpunkt des Hauptgottesdienstes auf und die Sonne schien wie immer über Dietrichswalde. Die Gläubigen kamen in großer Zahl, aber anscheinend doch weniger als im letzten Jahr und in den Jahren vor der Pandemie. Allerdings waren hierbei nicht nur aus der Diözese Ermland, sondern auch aus anderen Regionen Polens Pilgergruppen zu sehen. Das Kirchweihfest und der Jahrestag der Erscheinungen ist zugleich das diözesane Erntedankfest, sodass auch in diesem Jahr die Kranzniederlegung vor dem Altar stattfand. Wie üblich wurden die Feierlichkeiten von Ständen begleitet, an denen Lebensmittel, Souvenirs, Devotionalien und tonnenweise Brezeln verkauft wurden, die ebenso wie der Hochlandkäse (Oscypek) kaum Teil der ermländischen Tradition sind.

Foto: Lech Kryszałowicz

Begrüßt wurden die Pilger von Erzbischof Józef Górzyński, dem Metropoliten von Ermland. „Wie jedes Jahr treffen wir uns in der Wallfahrtskirche von Dietrichswalde, um die Geburt von Maria, der Herrin von Dietrichswalde, zu feiern. Jedes Jahr schenkt uns das Leben eine besondere Intention. In diesem Jahr ist es unsere inständige Bitte um Frieden in der Ukraine. Zu den einzelnen Intentionen, die uns heute ans Herz gelegt werden, fügen wir ein Gebet für unser geliebtes Heimatland, für die Weltkirche und für unsere Diözese Ermland hinzu. Traditionell schließen wir den Dank an Gott für die diesjährige Ernte ein“, sagte Erzbischof Górzyński.

Foto: Lech Kryszałowicz

Die Predigt hielt Erzbischof Tadeusz Wojda, Metropolit von Danzig. Obwohl er aus Danzig, wo Deutsche und Polen lebten, ins Ermland gekommen war und die komplizierte nationale Situation verstehen sollte, betonte er in seiner Predigt – wie frühere Prediger – stark die Tatsache, dass Maria Polnisch sprach.

„Maria ist zwei Mädchen im Teenageralter erschienen: Justyna Szafrańska und Barbara Samulowska. Mit ihnen sprach sie, aber nicht auf Deutsch, wie es sich gehörte, sondern auf Polnisch. Sie sprach in einer verbotenen Sprache, was bei der polnischen Bevölkerung große Begeisterung und bei den preußischen Behörden Bestürzung auslöste. Auf diese Weise setzte Maria ein wichtiges Zeichen, dass sie selbst für die polnischen Katholiken und die polnische Gemeinschaft eintrat. Sie hat gezeigt, dass niemand dem Himmel befehlen kann“, betonte der Prediger.

Foto: Lech Kryszałowicz

Die einzige von der katholischen Kirche anerkannte Erscheinung der Heiligen Jungfrau Maria zu politisieren, ist gelinde gesagt ein Missbrauch. Schließlich erschien Maria Justyna Szafrańska und Barbara Samulowska nicht, weil sie Polinnen waren, sondern weil sie sie aufgrund ihrer Religiosität für würdig hielt, ausgezeichnet zu werden. Sie sprach mit ihnen auf Polnisch, weil sie zuhause auf Polnisch sprachen und beteten. Die Heiligste Mutter wollte, dass die Mädchen sie gut verstehen. Wenn sie zuhause auf Deutsch gesprochen und gebetet hätten, hätte sie mit ihnen auf Deutsch gesprochen. Die Gottesmutter bringt die Menschen zusammen. Sie liebt jeden Polen genauso sehr wie jeden Deutschen. Sie teilt die Menschen nicht nach ihrer Nationalität ein. Das weiß der Erzbischof sicherlich. Warum also schreibt er Maria zu, dass sie die Polen bevorzugt? Warum nimmt er uns unsere Maria weg?

Lech Kryszałowicz

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