Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Was ich gelernt habe, habe ich selbst erlernt!“

Florentine Förster

„Ich wurde am 14. September 1826 als Tochter eines kleinen Handwerkers Franz Jarklowski zu Rosenberg in der Provinz Schlesien geboren“, begann die Schauspielerin Florentine Förster ihre Autobiographie und schrieb weiter: „Im fünften Lebensjahre verkaufte mich mein Vater an den Wanderbühnendirektor Bredow für 30 Thaler“. Hört sich nach einer spannenden Geschichte an, oder?


Der ungewöhnliche Lebensweg und die spätere schauspielerische Karriere von Florentine begannen an jenem Tag, an dem sie ihre Geburtsstadt und ihre Familie für immer verlassen musste. Ob der Theaterdirektor Bredow schnell das Talent des jungen Mädchens erkannte, bleibt ein Geheimnis. Sicher aber ist, dass sie schon bald kleine Kinderollen in seinen Aufführungen übernahm und ein fester Bestandteil der Bredowschen Schauspieltruppe wurde. „Ich besuchte nie eine Schule, hatte nie einen Lehrer; alles, was ich gelernt habe, habe ich selbst erlernt“, schrieb Florentine stolz in ihrer Autobiographie.

Florentine Förster
Grafik: Krzysztof Stręcioch

Und sie musste schnell erwachsen werden. Schon mit 16 Jahren heiratete sie das erste Mal, ihren Kollegen Julius Joly. Mit 19 war sie bereits Witwe mit zwei Kindern. Inzwischen spielte sie auf der Bühne schon Hauptrollen. Der in Halle ansässige Dichter Julius Grosse erwähnte in seinen Tagebüchern, dass Jarklowski zu den herausragendsten Schauspielerinnen ihrer Zeit gehörte. Dort in Halle lernte Florentine ihren zweiten Ehemann, den Theologie- und Philologiestudenten August Förster kennen. Förster war ein großer Theaterfan, der selbst unter einem Pseudonym auch auf der Bühne auftrat. In die junge Witwe hatte er sich Hals über Kopf verliebt. Er gab seine wissenschaftliche Karriere auf und verschrieb sich, wie sie, der Bühne. Florentine unterstütze ihren Gatten dabei.

Sie selbst dagegen, obgleich auf dem Höhepunkt ihrer schauspielerischen Laufbahn, gab das Theater auf, um sich um die wachsende Familie zu kümmern. August wurde immer erfolgreicher. Er spielte auf den Bühnen in Posen, Danzig, Stettin. Doch der größte Erfolg für die beiden – schließlich war Florentine maßgeblich an der Karriere ihres Mannes beteiligt – kam 1888. Da wurde August Direktor des Hof-Burgtheaters in Wien. Leider starb er schon ein Jahr später an einem Herzinfarkt. Florentine blieb in Wien. Sie starb am 20. Januar 1905. Ihr Grab befindet sich allerdings auf dem Friedhof in Gotha (Thüringen).

Anna Durecka

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