Ab dem 4. Mai treten in Polen weitere Lockerungen bei den bisherigen Beschränkungen in Kraft. U.a. Einkaufszentren und Kultureinrichtungen werden schrittweise geöffnet. Auch Kindergärten können ab dem 6. Mai wieder ihre Arbeit aufnehmen. Nach Demonstrationen in vielen Grenzorten Polens, können ab Montag nun auch Berufspendler wieder über die Grenze gehen, ohne sich danach in Quarantäne begeben zu müssen.
Die letzten Beschränkungen von vor einigen Wochen führten dazu, dass auch Berufspendler, die in Grenznähe wohnen, von der 14-tägigen Quarantäne betroffen wären, sollten sie ihrer Arbeit im Nachbarland nachgehen wollen. Dies führte bei vielen Bewohnern Polens an der deutschen, tschechischen, slowakischen und litauischen Grenze zu Missstimmung, wurden sie damit ja vor die Wahl gestellt, sich entweder im Nachbarland eine Bleibe zu suchen, um weiter arbeiten zu können, oder nach Hause zu gehen mit dem Wissen kein Geld verdienen zu können.
Nach Demos
Am 30. April gab es daher erste Demonstartionen der Berufspendler an vielen Grenzorten in Polen. Sie forderten im Regierungsplan des Weges „zur neuen Normalität“ schnellstmöglich mitberücksichtigt zu werden. Dabei schien es anfangs so, als sollte sich für die grenznahen Berufspendler in absehbarer Zeit nichts ändern. Am späten Nachmittag desselben Tages dann aber doch die Nachricht über Facebook: Die polnische Regierung lenkt ein. Premierminister Morawiecki schrieb auf seinem Profil: “Diejenigen, die im Ausland arbeiten oder studieren – Grenzarbeiter, Studenten und Schüler – werden ab dem 4. Mai wieder arbeiten und studieren können; sie müssen sich nicht der obligatorischen 14-tägigen Quarantäne unterziehen”.
Mateusz Morawiecki betonte, dass die Entscheidung nach eingehenden epidemiologischen Analysen in Zusammenarbeit mit den Regierungen in Berlin und Prag und nach Rücksprache mit den lokalen Landesregierungen getroffen wurde. “Das Wachstum der Neuinfektionen ist relativ gering und stabil. Wir haben mit der Epidemie nicht gewonnen, aber wir haben sie in zunehmendem Maße unter Kontrolle. So können wir entschlossener handeln, damit das Wirtschaftsleben wieder in Schwung kommt” – erklärte Morawiecki und betonte dann nochmals: “Deshalb ist der Ausgleich zwischen den wirtschaftlichen Interessen der Grenzgänger und der Sicherheit Ihrer Gemeinden wie ein Seilspaziergang. Unter keinen Umständen dürfen wir das Gleichgewicht verlieren. Die Sicherheit der Menschen ist eine Priorität. Wenn wir zulassen, dass sich das Virus in den Grenzgebieten reaktiviert, werden wir das bisher Erreichte verlieren.”
Andere Lockerungen
Die bislang geschlossenen Einkaufszentren öffnen wieder ihre Pforten, auch wenn weiterhin einige Beschränkungen dabei gelten werden. So darf sich auf jeweils 15 m² Fläche eine Person befinden und die sich in den Zentren befindenden Spielplätze, Fitnesclubs und Restaurants bleiben weiterhin geschlossen. Auch Baumärkte dürfen wieder an den Wochenenden für die Kunden offen sein.
Nach und nach werden ebenfalls Bibliotheken, Museen und Archive ihre Arbeit aufnehmen dürfen. Die Kultureinrichtungen werden aber nach und nach öffnen und in jedem Fall entscheidet darüber der Träger der jeweiligen Einrichtung nach Absprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt.
Auch Hotels und Pensionen dürfen wieder Gäste aufnehmen, wobei besondere Hygienevorschriften gelten müssen. Und ähnlich wie bei den Einkaufszentren dürfen auch in Hotels und Pensionen Fitnessräume, Saunas und Spielplätze nicht zugänglich sein.
Reha-Kliniken werden nun auch wieder öffnen, sodass chronische aber nicht lebensgefährliche (für diese galten die Beschränkungen nicht) Erkrankungen nun wieder behandelt werden können.
Ab dem 6. Mai können Kindergärten und andere Betreuungseinrichtungen für Kinder geöffnet werden. Darüber entscheidet allerdings der jeweilige Träger, der auch bestimmen darf, ob die Anzahl der Kinder in einer Gruppe nicht beschränkt wird.
Rudolf Urban
Alle aktuellen Infos gibt es auch auf der Regierungsseite: www.gov.pl/koronawirus