Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Welt, du wirst deutsch!

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Helmut Loos. Foto: Marie Baumgarten

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Die alldeutsche Bewegung hatte den Traum von einer deutschen Weltherrschaft. Welche Rolle sie im Breslauer Musikleben bis 1945 spielte, darüber sprach Musikprofessor Helmut Loos von der Universität Leipzig vergangene Woche auf der 14. internationalen Konferenz „Traditionen schlesischer Musikkultur“ in Breslau.

 

 

Als sich im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert die nationalistischen Tendenzen im gesellschaftlichen Leben verstärkten, schlug sich dies auch in der Musik nieder. Sie wurde zu einem nationalen, alldeustchen Bekenntnis, vorgetragen vom Deutschen Sängerbund, zu dem auch der Schlesische Sängerbund zählte, einer Vereinigung von Männerchören. Im Jahr 1907 auf dem 7. Sängerbundfest in Breslau, klang dieses alldeutsche Bekenntnis so: Sind wir nur einig, das Schicksal dann spricht: Welt, du wirst deutsch, ob du willst oder nicht.

Dass der Schlesische Sängerbund vor allem nach dem Ersten Weltkrieg einen hohen Zulauf verzeichnete, erklär Helmut Loos so: “Nach dem Versailler Vertrag war Breslau zu einer Grenzstadt und damit zum Bollwerk des deutschen Ostens geworden. Dies wussten die Nationalsozialisten stark für sich zu nutzen.”

Die Nationalsozialisten veranstalteten das 12. Deutsche Sängerfest 1937 ebenfalls in Breslau – es galt als Höhepunkt der musikpolitischen Bestrebungen der NS-Verbandsführung. Die Feierlichkeiten waren generalstabsmäßig geplant. Lieder wie „Der Gott der Eisen wachsen ließ“ sollten den patriotischen Geist stärken.

Weniger erfolgreich mit seinen rechtsradikalen Liedern wie „Die Männer und Frauen vom letzten Gefecht“ über die Festung Breslau ist ein gewisser Frank Rennicke – ehemaliger Bundespräsidentschaftskandidat der NPD. Doch Loos warnt: „Wir denken, das alles wäre Vergangenheit, aber der Keim dieses Denkens ist da und wartet, durch Krisen wachgerüttelt zu werden. Das möchten wir der Musik so gerne absprechen. Aber auch in der Musik schlummert Katastrophales!“

Marie Baumgarten

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