Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wie kann man das Schloss retten?

Żaneta Ganuszewicz geht um ihr Schloss herum. An diesem Tag weht ein kalter Wind und es regnet in Strömen. Eine Handvoll frierender Touristen wartet vor dem Tor. Doch Żaneta Ganuszewicz lässt sich von dem Wetter nicht abschrecken. Sie und ihr Mann haben das Schloss in Schwerta vor mehr als 20 Jahren gekauft. In dieser Zeit haben die Ganuszewiczs viele Hindernisse überwinden müssen.

Foto: Anna Durecka

„Jeder von uns hat ein Ziel im Leben. Wir sind ja für etwas auf dieser Welt. Natürlich haben diese Ziele unterschiedliche Dimensionen, aber sie sind alle wichtig. Der Erfolg einer solchen Investition hängt davon ab, ob zwei Menschen in dieselbe Richtung schauen. Es muss der Traum beider Menschen sein. Und wir wollten es beide“, sagt Żaneta Ganuszewicz. Sie und ihr Mann stammen beide aus Niederschlesien. Die Entscheidung, das Schloss in Schwerta (Gemeinde Marklissa, Kreis Lauban) zu kaufen, war jedoch kein Zufall. „Zum Zeitpunkt des Kaufs war es uns wichtig, dass das Bauwerk bereits zu Beginn eine Ikonografie hatte. Wir wussten, dass wir nicht an einem Objekt arbeiten würden, das als dauerhafte Rekonstruktion gesichert würde, sondern dass wir tatsächlich daran arbeiten wollten“, erklärt Żaneta Ganuszewicz, die von Beruf Archäologin ist. Die Ganuszewiczs hatten nie vor, einen privaten Wohnsitz in Schwerta aufzubauen. „Ich wollte eine Schlossherrin sein. Es ging uns nie darum, uns hier niederzulassen und als Gutsherren aufzuspielen. Wir wollen das Schloss für Touristen voll zugänglich machen und für die Nachwelt erhalten“, erzählt Żaneta Ganuszewicz.

Das soll keine Utopie sein
Das auf einem Basalthügel errichtete Schloss Schwerta thront über dem Dorf Schwerta. Es wurde vermutlich im 14. Jahrhundert erbaut. Als Festung sollte es den Weg von der Lausitz nach Lauban und Hirschberg schützen. Die erste Erwähnung der Burg stammt aus einem Dokument aus dem Jahr 1329, in dem das sogenannte „Castrum Sweta“ erwähnt wurde. Der damalige Burgherr war Heinrich von Üchtritz. In ihrer mehrere Jahrhunderte währenden Geschichte wurde die Burg mehrfach zerstört. Nach einem Brand im Jahr 1527 wurde sie im Stil der Renaissance wieder aufgebaut. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts brannte sie erneut ab. Danach wurde im östlichen Teil ein Barockschloss errichtet. Das letzte Feuer brach 1827 in Schwerta aus. Von da an blieb das Schloss eine Ruine. Später wurde jedoch in einem Teil des Schlosses lange Zeit ein Gasthaus betrieben. Und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Schloss Sozialwohnungen eingerichtet, die bis etwa 1960 bewohnt waren.

Der Wiederaufbau des Schlosses ist ein gigantisches Unterfangen. Vor allem, weil er mit viel Liebe zum historischen Detail durchgeführt wird. „Die von uns bevorzugten Baustoffe, d. h. Kalkmörtel und die Verwendung alter Materialien, ist stark überlebensorientiert. Das ist nicht nur eine Aufgabe für uns, für 20 bis 30 Jahre, sondern für die nächsten Hunderte von Jahren. Wir freuen uns, dass wir die Möglichkeit haben, etwas anzufassen, das 700 Jahre alt ist. Was wir jetzt tun, ist für die nächsten Generationen gedacht“, sagt Żaneta Ganuszewicz, die hofft, dass ihre Söhne die Visionen ihrer Eltern fortführen und dabei die historische Bedeutung des Schlosses in Schwerta respektieren. Allerdings ist es schwierig, bei derartigen Bauwerken dem Kommerz zu entkommen. „Dieses Schloss soll keine Utopie sein. Wir gehen auch davon aus, dass wir hier in irgendeiner Weise Geld verdienen werden. Aber nur auf die feine und geschmackvolle Art, passend zum Objekt, sodass man beim Besuch nicht davon abgelenkt wird, dass es sich um einen Ort handelt, an dem vor 700 Jahren Menschen gelebt haben“, sagt Żaneta Ganuszewicz. Das Schloss wurde übrigens schon vor dem Krieg als Touristenort genutzt. Es gab dort eine Jugendherberge und ein Gasthaus. Die Ganuszewiczs wollen hier bald ebenfalls ein Restaurant eröffnen.

Immer mehr Menschen denken ähnlich
Das Wichtigste für die Besitzer des Schlosses Schwerta ist jedoch, es für die Nachwelt zu erhalten, damit es sich nicht in die Liste der niederschlesischen Denkmäler einreiht, die, vergessen, irgendwann vom Erdboden verschwinden. „Dies ist ein Fluch dieser Region. Die riesige Anzahl solcher Bauwerke in Niederschlesien und der enorme Umfang des Restaurierungsbedarfs bedeutet, dass nur Wenige Geld für eine Denkmalrenovierung bekommen. Ich bin der Meinung, dass die Höhe der Zuwendungen für die Rettung von Denkmälern von deren Anzahl abhängen sollte“, sagt Żaneta Ganuszewicz. Dies ist in Polen nicht der Fall; Niederschlesien zahlt dafür einen hohen Preis. Das Zerstörungsausmaß im Schloss Schwerta ist nach 20 Jahren Arbeit immer noch groß. „Es müssen weiter enorme Summen investiert werden, um dieses Bauwerk wieder in Betrieb zu nehmen. Aber ich denke, wir stehen mit dieser gemeinnützigen Aktion nicht allein da. Es gibt immer mehr Menschen, die genauso denken. Nicht das wirtschaftliche Ziel ist das Wichtigste, sondern die Bewahrung vor der Zerstörung für künftige Generationen“, ist Żaneta Ganuszewicz überzeugt.

Ein Schloss für Faule
Das Schloss Schwerta hat einen sehr bekannten Nachbarn. Es ist die Burg Tzschocha, die jedes Jahr Tausende von Touristen anlockt. „Erfreulicherweise wird auch unser Bekanntheitsgrad immer größer. Die Lage des Objekts, das direkt an der Straße liegt, trägt sicherlich dazu bei. Wir sagen, es ist ein Schloss für Faule, für Leute mit kleinen Kindern, man kann sogar mit dem Rollstuhl hineinfahren“, meint Żaneta Ganuszewicz. Die Besitzerin führt Sie gerne durch die Anlage, über die sie wahrscheinlich alles weiß. Das Schloss Schwerta ist ein idealer Ort für kleine und große Geschichtsfans, die dunkle Keller und Winkel erkunden möchten, für Liebhaber von Fledermäusen und Spinnen. „Mama, wenn ich reich bin, werde ich auch ein Schloss kaufen und es wie diese Dame renovieren“, sagt meine Tochter am Ende unseres Besuchs in Schwerta. Ein besseres Kompliment für diesen Ort und die Leidenschaft seiner Besitzer kann man sich wohl kaum vorstellen.

Anna Durecka

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