Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wir planen vorsichtiger

 

Mit Bernard Dembczak, dem Vorsitzenden des Verbandes schlesischer Bauern, sprach Manuela Leibig über das Jahr 2020 und die Pläne für 2021.

 

Bernard Dembczak
Foto: Manuela Leibig

 

 

Für das Jahr 2020 hatten Sie eine Menge Pläne gehabt.

Wir waren mit Schwung in das Jahr gestartet, unsere Berichts- und Schulungstreffen fanden planmäßig statt. Wie jedes Jahr war die Teilnehmerzahl sehr hoch, über 600 Personen nahmen an allen Treffen teil. Die ersten Vorstandssitzungen wurden ebenfalls normal abgehalten, die nachfolgenden bereits online. Wir führten eine Vollversammlung durch und schafften es, mehrere Tagesausflüge zu organisieren, z.B. nach Kamenz und Silberberg. Aber natürlich hatten wir für das Jahr 2020 viel mehr vor. So wollten wir z. B. das 30-jährige Bestehen unseres schlesischen Bauernverbandes feiern und unser traditionelles Grillfest veranstalten. Leider war es uns jedoch nicht vergönnt, wie jedes Jahr zusammenzukommen. Geplant waren auch Fortbildungsmaßnahmen in Deutschland, auf die wir dann aber auch verzichten mussten. Gleiches gilt für unsere Unternehmungen im Winter, wo wir alljährlich Tagesausflüge organisieren. Diese kamen allerdings auch im letzten Jahr noch zustande. Der Zweck dieser Ausflüge ist die Integration unserer Mitglieder. Dazu hatten wir letztes Jahr eine Schlittenfahrt in den Schlesischen Beskiden, eine Studienreise nach Warschau und eine Karnevalsfeier in Oberglogau für 100 Paare, die wir mittlerweile seit 18 Jahren organisieren, veranstaltet. All dies können wir im neuen Jahr 2021 aufgrund der Einschränkungen leider nicht realisieren.

 

Aber der Verband schlesischer Bauern ist ja nicht nur Spaß.

Das ist richtig. Es war für uns eine große Freude, dass ein Mitglied unseres Verbandes an einem renommierten Kurs der Andreas-Hermes-Akademie teilnehmen konnte. Dieser „Top-Kurs“ richtet sich grundsätzlich an deutsche Staatsbürger, aber dank unserer dortigen Partner (z. B. Bauernverband der Vertriebenen e. V.) können wir alle zwei Jahre an dieser Schulung teilnehmen. Sie findet in Deutschland statt, dauert neun Wochen und es gibt immer gut ein Dutzend Mal mehr Teilnahmewillige als Plätze. Die Teilnehmer nehmen nicht nur an der Schulung teil, sondern treffen auch Politiker und bekommen Einblicke in die Aktivitäten der Europäischen Union. Die Schulung zielt auf die Ausbildung von Führungskräften im ländlichen und landwirtschaftlichen Umfeld ab. Es werden auch Ausflüge nach Rom, Paris, Berlin, Brüssel und Casablanca angeboten. Im Moment ermitteln wir die Person, die im Jahr 2022 an diesem Programm teilnehmen darf. Die Kosten für diesen Kurs sind enorm, trotz der deutschen Förderung liegen die Teilnahmekosten bei 5.000 Euro. Unser Teilnehmer hingegen hat deutlich geringere Kosten zu tragen.

Was für uns sehr wichtig war und was wir auch geschafft haben, war die Erarbeitung einer neuen Entwicklungsstrategie. Gemeinsam mit jungen Führungskräften unserer Organisation haben wir im Februar zwei Tage lang an der neuen Strategie gearbeitet, denn die vorherige, die wir 2004, als Polen der Europäischen Union beitrat, entwickelt hatten, war in vielerlei Hinsicht nicht mehr aktuell. Die Realität hat sich seither nun mal deutlich verändert, da musste eben eine Anpassung her.

Wir machen auch weiter mit unserer Kampagne, die zum Ziel hat, die Menschen über die Rolle des Landwirts in der Nahrungskette aufzuklären. Wir haben Aufkleber in Polnisch und Deutsch mit der Aufschrift „Ich produziere deine Lebensmittel“ vorbereitet, die an unsere Traktoren und Landmaschinen geklebt werden. Auf diese Weise wollen wir darauf aufmerksam machen, dass ein Traktor, der auf der Straße fährt, nicht bloß nervtötend den Verkehr verlangsamt, sondern auch und vor allem ein Arbeitswerkzeug für einen Lebensmittelhersteller ist.

 

Was hat die Landwirte im vorigen Jahr überrascht?

Der wichtigste Punkt unserer Tätigkeit ist die Sorge um die Interessen der Landwirte. Dabei wir sind auch in der Landwirtschaftlichen Vereinigung der Region Oppeln (PRO) aktiv. Es wird jetzt vielfach versucht, etwas Neues, oft Absurdes, von Politikern Erfundenes und von der Realität Abgehobenes einzuführen. Im Zusammenhang mit den berühmten „Fünf für Tiere“ haben wir uns auch aktiv an den Protesten beteiligt, wir waren zwei Mal in Warschau. Beim zweiten Protest waren 100.000 Menschen dabei. Proteste fanden auch durch eine Verlangsamung des Verkehrs in unserer Region statt – auch dort waren unsere Bauern mit dabei. Und wir bleiben jetzt weiter am Ball, denn das waren absurde Dinge, die eingeführt werden sollten. Praktisch jeder könnte dann den Hof eines Landwirts betreten und die Bedingungen für die Tierhaltung in Frage stellen, dabei muss der Landwirt ja ohnehin schon strenge Tierschutzauflagen erfüllen. Wer weiß besser als ein Landwirt, welche Bedingungen ein Nutztier haben muss! Weiter: Ein Hund müsste demnach 9m2 Platz für sich haben und ein Welpe 4,5m2. Stellen Sie sich vor, eine Hündin bekommt vier Junge. Für diese Hundefamilie müsste man dann 27m2 bereitstellen, da könnte der Wohnungsbesitzer dann ggf. gleich ins Treppenhaus ziehen und seine Wohnung den Hunden überlassen. Solche und ähnliche Absurditäten waren in diesem Gesetz enthalten.

 

Wie stand es um das Wetter?

Zu Beginn des Frühjahrs herrschte Trockenheit, danach aber kamen Regengüsse, die viele Pflanzenbauten unter Wasser stellten. Außerdem hatten wir eine Nagetierplage.

 

Was hat das Jahr 2020 verändert?

Zum einen sahen wir uns genötigt, neue Formen der Kommunikation aktiver zu nutzen. Zuvor waren in zwei Landkreisen sogenannte WhatsApp-Gruppen im Einsatz. Letztes Jahr haben wir weitere sechs jeweils regional gebildet, mit insgesamt über 500 Personen in allen Gruppen. Dank dieses Tools sind wir in der Lage, verbandsinterne und strikt landwirtschaftliche Informationen schneller zu übermitteln: Ich will kaufen, verkaufen, ich benötige. Andererseits hat das vergangene Jahr gezeigt, wie sehr wir uns gegenseitig brauchen. In letzter Zeit habe ich oft unsere Mitglieder kontaktiert. Jeder hat im Gespräch betont, wie sehr man die Schulungen, die Ausflüge oder unsere Integrationstreffen vermisst, die Leute träumen davon, dass dieser Albtraum endlich ein Ende hat. Es scheint, dass unsere Aktivitäten – auch die rein freizeitlichen – von unseren Mitgliedern gebraucht werden. Wir sind Landwirte, wir leben gemeinsam in einer kulturell reichen Region, wir sind durch unsere Arbeit, unsere Herkunft und unsere Interessen vereint. Ich denke, dass es uns im Laufe der Jahre gelungen ist, einen echten Verband zu schaffen. Im vergangenen Jahr haben wir gesehen, wie sehr wir ihn brauchen und welche Maßnahmen wir als Verband ergreifen.

 

Welche Pläne hat der Verband für 2021? Kann man zu diesem Zeitpunkt denn überhaupt schon Pläne machen?

Dieses Mal planen wir vorsichtiger, einige Projekte werden ausgesetzt, wir gehen davon aus, dass viele Termine verschoben werden müssen. Wir haben gerade, wie jedes Jahr, einen Kalender anhand einer Sammlung von Fotos unserer Landwirte herausgegeben. Aber wir haben noch viel mehr alte Fotos mit verschiedenen Arbeiten und Landmaschinen, an die ich selbst mich nicht mehr erinnern kann. Einige Fotos sind über 100 Jahre alt und von schlechter Qualität. Wir würden sie gerne bearbeiten, vergrößern, kolorieren und zu einer Ausstellung über die einstige Landwirtschaft in Schlesien machen. Wir hoffen sehr, dass unser traditionelles Grillfest am 29. Juni dieses Jahres stattfinden kann, dann möchten wir diese Ausstellung präsentieren. Unsere Partnerorganisationen aus Deutschland würden sehr gerne an unserem Grillfest teilnehmen und uns in dieser Zeit besuchen. Ein wenig schmunzeln musste ich über die Pläne unserer Freunde aus Deutschland, die 2019 eine Studienreise nach Polen und dabei auch zu uns nach Schlesien geplant haben. Sie wollten schon damals wissen, wann wir uns auf welchen Höfen im September 2021 treffen können. Kürzlich erhielt ich eine Bestätigung von der Organisatorin dieser Reise, Frau Monika, die ebenfalls hofft, dass diese Reise zustande kommen wird. Wir nehmen innerhalb eines Jahres mehrere solcher Gruppen auf und knüpfen auf diese Weise auch Freundschaften und Kontakte, die wir bei unseren Aktivitäten nutzen.

Eines ist sicher: Wir sind aktiv. Es gibt eine Reihe von Themen, zu denen wir unsere Meinung äußern und unsere Kommentare schicken, das sind dann schon strikt landwirtschaftliche Themen.

 

 

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