Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wir sind Landwirte, Schlesier und Deutsche

Mit Bernard Dembczak, der am 17. Mai zum Vorsitzenden des Verbandes Schlesischer Bauern wiedergewählt wurde, sprach Rudolf Urban.

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl! Es ist Ihre nächste Amtszeit und wie man sieht, ist Ihre Mission im Verband noch nicht beendet.

Ich bin seit 22 Jahren Vorsitzender, aber es gibt tatsächlich noch einige Dinge, die ich zu Ende bringen möchte, und ich hoffe, dass es später einen Nachfolger aus den Reihen unserer vielen jungen Mitglieder geben wird, der unseren Verband weiterführen wird.
Ich möchte nicht als ständiger Vorsitzender gesehen werden, denn wie bei Politikern, die nur das tun, kommt das nicht gut an. Ich weiß also, dass meine Zeit zu Ende gehen wird, aber der Vorstand besteht aus jungen Leuten, es waren viele junge Delegierte auf unserer Mitgliederversammlung und das finde ich ermutigend.

Obwohl die Zahl der Landwirte im Allgemeinen zurückgeht, schrumpft der Verband nicht?

Im Gegenteil. Es gibt einen sichtbaren Generationswechsel und das ist erfreulich. Unter unseren Mitgliedern gibt es diejenigen, die sehr aktiv sind und sich für all unsere Aktivitäten interessieren, und dann gibt es diejenigen, die nur mäßig aktiv sind, obwohl sie von unseren Initiativen und den Angeboten, die wir für sie ausarbeiten, profitieren. Die letzte Gruppe unserer Mitglieder würde ich als Sympathisanten bezeichnen, denn es handelt sich dabei mitunter um Menschen, die die Landwirtschaft inzwischen aufgegeben haben, aber weiterhin Teil des Verbandes sein wollen. Wir respektieren alle unsere Mitglieder sehr, denn jeder trägt etwas zum Verband bei.

Der neue Vorstand des Bauernverbands. Von Links: Jan Morawiec, Bernard Dembczak, Diana Gach, Marek Froelich und Rafał Poremba.
Foto: Verband Schlesischer Bauern

Was planen Sie und der neu gewählte Vorstand für die nächsten Jahre?

Eine wichtige Aktivität wird sicherlich die weitere Integration unserer Verbandsmitglieder sein, auch wenn dies bereits seit Jahren geschieht. Unser Vorteil ist, dass wir als Vorstand nicht nur „da oben“ sind, sondern uns mit unseren Mitgliedern auch auf Kreisebene treffen, bei Workshops, Ausflügen oder Integrationstreffen. Dort und über unsere WhatsApp-Gruppen, denen rund 800 der 1000 Betriebe angehören, stehen wir in ständigem Kontakt, um uns gegenseitig über unsere Aktivitäten zu informieren, aber auch, um uns gegenseitig bei verschiedenen Themen schnell helfen zu können.

Wir wollen auch wieder Schulungsreisen durchführen, vor allem nach Bayern. Die Pandemie hat diesen Zweig unserer Aktivitäten eingefroren, aber diese Reisen sind eine Gelegenheit für unsere Mitglieder, Erfahrungen auszutauschen, und neue Entwicklungen in der Landwirtschaft kennenzulernen. Wir wollen auch weiterhin junge Menschen für uns gewinnen und vor allem unseren Mitgliedern zuhören, damit wir später als Vertreter in verschiedenen Sozialräten und anderen Gremien ihre Anliegen weitergeben können.
Als Verband Schlesischer Bauern verstehen wir uns aber nicht nur als Landwirte, denn wir sind auch Schlesier und Deutsche. In letzter Zeit haben wir allerdings eine gewisse Schikane gegen uns erlebt, die uns schmerzt und der wir uns entgegenstellen müssen. Durch die vielen Hilfsprogramme und Subventionen denkt die Öffentlichkeit heute vielleicht, dass die Landwirte die größten Nutznießer der Hilfsgelder sind. Das ist aber nicht der Fall. Wir wollen keine Subventionen, wir wollen einen anständigen Lohn für unsere Arbeit. Wir wollen auch eine gut durchdachte und weitsichtige Agrarpolitik, damit es nicht zu Situationen wie der jüngsten kommt, in der die Regierung eine Getreidekrise verursacht hat, indem sie unkontrollierte Importe zuließ, und nun versucht, damit umzugehen, als ob sie keine Schuld hätte.

Und als Schlesier wollen wir unsere Mundart und Kultur weiterhin friedlich pflegen, denn schließlich sind wir hier zuhause. Wir schämen uns auch nicht für unsere deutschen Wurzeln, auch wenn nicht jeder fließend Deutsch sprechen kann. Im Gegensatz zu dem, was manche Abgeordnete und Minister über die Deutschen sagen, betrachten wir diesen Teil unserer Tradition als unseren Wert, den es zu pflegen gilt. Deshalb unterstützen wir nicht nur die Landwirte und vertreten sie nach außen, sondern engagieren uns auch in der Kultur- und Bildungsarbeit. Ein Beispiel dafür ist unser Jahreskalender, der jedes Mal einen Aspekt unserer schlesischen, deutschen Kultur in den Vordergrund stellt.

Wie tritt der Verband nach außen auf?

Wir sind die größte landwirtschaftliche Organisation hier in der Region und werden nicht nur durch die bereits erwähnte Mitarbeit in verschiedenen Sozialräten positiv wahrgenommen. Als Organisation treten wir auch nach außen auf, um die Öffentlichkeit für die Rolle der Landwirtschaft zu sensibilisieren. Vor vielen Jahren haben unsere deutschen Partner zum Beispiel Aufkleber mit verschiedenen Kurzinformationen über die Rolle der Landwirtschaft auf ihren Geräten eingeführt. Wir haben das vor einiger Zeit übernommen und solche Aufkleber auch in polnischer und deutscher Sprache erstellt. Ich sehe, dass unsere Mitglieder diese nutzen und die Verbraucher für die Bedeutung der Landwirtschaft und die Herkunft der Lebensmittel, die sie in den Geschäften kaufen, sensibilisieren. In die Richtung, die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren, werden wir auch in Zukunft gehen.

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