Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wirtschaftswissenschaftler sind beunruhigt

Die Furcht vor einer neuen Finanzkrise wächst. Die Volkswirtschaften in aller Welt schwächeln und neben den konjunkturellen Problemen treten immer mehr strukturelle Probleme auf. Stimmt etwas nicht mit den Finanzmärkten? Die Finanzaufsichtsbehörden machen keinen Hehl daraus, dass sie die Lage auf den internationalen Finanzmärkten mit Sorge betrachten und dass der russische Krieg gegen die Ukraine zu noch mehr Instabilität geführt hat.


„Zinsen, Kreditrisiko, Inflation – wir sprechen nicht ohne Grund von einem Umbruch“, warnte der Chef der deutschen Finanzaufsicht BaFin, Mark Branson, vor einigen Wochen. Die Aufsichtsbehörden der Europäischen Zentralbank sind ebenfalls besorgt. Sie beobachten genau, wie sich die makroökonomische Situation und die Dynamik auf den Finanzmärkten auf die Qualität und den Wert der Finanzmittel der europäischen Banken auswirken, so Mario Quagliarello, Leiter der Abteilung Strategie und Risikoüberwachung bei der EZB.

Die Aufseher der Europäischen Zentralbank sind besorgt über die makroökonomische Situation und die Dynamik auf den Finanzmärkten.
Foto: ArcCan/Wikipedia

Experten sind besorgt
Bankenexperten befürchten vor allem, dass einige Kreditnehmer aufgrund der steigenden Zinsen nicht mehr in der Lage sein werden, ihre Kredite zurückzuzahlen. Das Risiko geht nicht direkt vom Bankensystem aus, sondern gerade von den Kunden der Finanzinstitute, warnt BaFin-Chef Mark Branson. Dies ist auf die derzeitige Situation zurückzuführen, in der die Volkswirtschaften in aller Welt mit einer Verlangsamung des Wachstums zu kämpfen haben. Sie ist aber auch das Ergebnis einer strafferen Geldpolitik, da die Zentralbanken in aller Welt das hohe Preiswachstum mit steigenden Zinsen bekämpfen. Deshalb rechnen viele Ökonomen mit einer Rezession in einzelnen Ländern, wie z. B. in Deutschland. Auch die Deutsche Bundesbank bleibt daher sehr zurückhaltend. Das deutsche Finanzsystem reagiert empfindlich auf makroökonomische Risiken und die Banken müssen über eine ausreichende Widerstandsfähigkeit verfügen, um die Stabilität des Systems aufrechtzuerhalten, sagte Claudia Buch, die bei der Bundesbank für Finanzstabilität zuständig ist, vor einigen Wochen und fügte hinzu: „Anfälligkeiten können zu Verletzungen werden, die später schwer zu heilen sind.“

Der Bankensektor ist stabiler geworden
Aus diesem Grund wollen die Aufsichtsbehörden, auch die EZB, die wirtschaftlichen und geopolitischen Risiken in den kommenden Jahren genauer unter die Lupe nehmen. Aber die Banken sind jetzt im Allgemeinen widerstandsfähiger und stabiler, sagt Martin Lück, deutscher Chefstratege des weltweit größten Vermögensverwalters Blackrock. Seit der Finanzkrise 2008/2009 hat sich viel geändert und die Banken dürfen nicht mehr so viel mit ihren eigenen Vermögenswerten spekulieren: „Der Bankensektor ist im Allgemeinen viel widerstandsfähiger und robuster geworden und daher weniger gefährdet, in eine neue Systemkrise abzurutschen“, betont Martin Lück. Das bedeutet jedoch nicht, dass man sich zurücklehnen kann, denn die Gefahren lauern auch anderswo, zum Beispiel auf dem Markt für Kryptowährungen, sagt Mark Branson. Gefährlich ist es aber auch, wenn Regierungen sich zu riskanten Schritten hinreißen lassen. Dies zeigte sich bei der Krise in Großbritannien im Oktober, als die Finanzmärkte sehr schnell auf die Politik Londons reagierten. Damals wollte die Regierung unter der damaligen Premierministerin Liz Truss die Ausgaben erhöhen, aber die Steuern senken. Die Folge: Der Wert des britischen Pfunds fiel drastisch.

Riesige Ausgaben vor den Staaten
„Wenn Risiken entstehen, entstehen sie schnell“, analysiert BaFin-Chef Mark Branson. Nur die Bank of England konnte die Märkte wieder beruhigen, indem sie Staatsanleihen aufkaufte, d.h. Geld in den Markt pumpte. Der Trend bei den Zentralbanken geht jedoch in die andere Richtung. Die US-Notenbank hat bereits damit begonnen, ihre Bilanz zu reduzieren, d.h. wieder Anleihen aus ihrem Portfolio zu verkaufen. Auch die EZB ist bestrebt, dies zu tun: Dies könnte jedoch schwerwiegende Folgen haben“, warnt Martin Lück von Blackrock und fährt fort: „Dies liegt daran, dass die Länder enorme Ausgaben zu bewältigen hätten, sei es für Hilfspakete während der Krise oder für den grünen Übergang. Irgendwann könnte dies zu einer Situation führen, in der die Zinssätze stark ansteigen, da die Knappheit des Kapitals dessen Preis einfach nach oben treibt. In der Eurozone wäre dann wieder die EZB gefragt. Denn wenn die Zentralbanken nur noch das Ziel der Inflationsbekämpfung im Auge haben und nicht die Stabilität des Finanzsystems, dann hat das Folgen und dann ist es ganz klar, dass die Gefahr einer Systemkrise entsteht.

K. Ś.

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