Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum 2. Advent von Pastor Wojciech Pracki

2. Sonntag im Advent
4. Dezember 2022
Lesungen: Jesaja 35,3-10; Jakobusbrief 5,7-8
Predigttext: Hohes Lied 2,8-13

Hör ich da nicht meinen Liebsten?
Ja, da kommt er auch schon!
Er springt über die Berge,
hüpft herbei über die Hügel.
Mein Liebster gleicht der Gazelle
oder einem jungen Hirsch.
Schon steht er an unserer Hauswand.
Er schaut durch das Fenster herein,
späht durch das Fenstergitter.
Mein Liebster redet mir zu: „Schnell, meine Freundin,
meine Schöne, komm doch heraus!“
Hohes Lied 2,8-10


Die Freude auf eine besondere Begegnung
Ich kenne das seit meiner Kindheit – die Freude auf ein besonderes Ereignis oder eine Begegnung. Das Warten auf die in Deutschland wohnenden Großeltern und ihren Besuch bei uns in Polen. Das Warten auf meinen älteren Bruder, der am Wochenende von der Uni in Warschau nach Hause zurückkehrte. Das Warten auf meine Mutter während ihres Aufenthaltes im Krankenhaus, als mich mein Vater jeden Tag mit Rührei zu Mittag fütterte (Heute nehme ich ihm das nicht übel, da ich auch kaum koche). Die Freude auf das Frühjahr im grauen und kalten Winter. Später kam dazu die Freude auf die Begegnung mit meiner damaligen Freundin, späteren Verlobten und heutigen Ehefrau. Freude auf die Geburt unserer Tochter und das Erleben ihrer Erfolge im Sport. Die Freude auf besondere Ereignisse – kleine und große – gehört zum Leben. Ohne diese Freude wäre es nicht so spannend und abenteuerlich.

Freude auf den Liebsten
Nicht anders geht es im erotischsten Teil der Bibel – im Hohen Lied. Es ist ein Buch über Liebe und das Warten auf die geliebte Person. Das können wir auch im Predigttext lesen. Die Kirche interpretiert die Liebe der beiden als das Verhältnis zwischen Jesus Christus und seiner Kirche. Liebe und Erwartung wird dort zum größten Thema. Und so kommen wir auch zu unserer Situation. Wir beginnen die zweite Adventswoche. Die zweite Kerze brennt auf dem Adventskranz. Unsere Häuser und Wohnungen werden dekoriert und geschmückt. Adventslieder werden in der Kirche gesungen und so langsam bereiten wir uns auf Weihnachten vor.

Der Liebste kommt
Es ist die große Freude auf die Ankunft Jesu Christi in der Luft zu spüren. Ist es wirklich so? Freuen wir uns so richtig auf den, der Grund ist zum Weihnachten feiern? Manchmal habe ich den Eindruck, dass uns das gemeinsame Essen, Lachen und Beschenken viel wichtiger ist als der Grund von Weihnachten überhaupt. Der Erlöser kommt! Der Liebste! Vielleicht wäre es gut, einen erotischen Bibeltext zu lesen, um uns die große Freude bewusst zu machen. Es geht nicht um den Weihnachtsbaum und Geschenke oder ein paar freie Tage. Es soll die Freude sein auf jemanden, der für uns doch besonders ist. Spürst du diese Freude? Amen.

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