Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Hochfest der Geburt Jesu Christi

Das Wort zum Hochfest der Geburt Jesu Christi von Bischofsvikar Dr. Peter Tarlinski

1 Lesung: Jes 9,1-6 / Jes 52,7-10

Lesung: Tit 2,11-14 / Hebr 1,1-6
Evangelium: Lk 2,1-4 / Joh 1,1-18

Fröhliche Weihnacht überall?

Mit dem 4. Adventssonntag gehen wir in die Festlichkeiten zu Ehren Jesu Christi, des Gottessohnes und des Mitbringers der Liebe, hinein. Mit IHM, dem Heiland und Erlöser, werden zugleich der Mensch und die Mitmenschlichkeit aufs Neue hervorgehoben. Gott finden, sehen und annehmen ist eine menschliche Ausrichtung, die neu belebt werden möchte. Den Nächsten genauso wichtig wie sich selbst wahrzunehmen hilft, aus der Ich-Bezogenheit und der gesellschaftlichen Isolation herauszubrechen. Die Geburt Jesu Christi, das Erscheinen Gottes auf verständliche, menschliche Weise in der Welt war und ist ein Angebot, dem man nicht ausweichen sollte. Sich selbst die Frage stellen – was geschah in der „Stillen und Heiligen Nacht“ für mich, für meine Nächsten und für die Allgemeinheit – gehört an erster Stelle zu Weihnachten.

 

Was stört an Weihnachten

Falsch füllt es sich an, wenn das „Erscheinen unseres Gottes auf Erden“ auf das übermäßige Angebot an äußerlichen Reizen, auf die Weihnachtsmärkte, Einkaufsmeilen, die Geschenke und das „Essen ohne Grenzen“ reduziert wird. Ebenso falsch fühlt es sich an, wenn zu Weihnachten eine Freude am Zusammensein vorgetäuscht wird, wenn die Familienmitglieder sich das ganze Jahr über nicht besuchen oder sogar voneinander nichts wissen wollen. Die mediale Überschrift: „Das Fest der Liebe“, die das weihnachtliche Narrativ beherrscht, taucht kurz auf, um danach in der täglichen, negativen Berichterstattung unterzugehen. Dieses gesellschaftlich hoch stilisierte Aufblitzen zum Jahresende und das Feuerwerk zum Neujahr spiegeln die Ausweglosigkeit der Menschen von heute wider. Zugleich wird das Eintauchen in den tiefen Sinn von Weihnachten gehemmt und im Voraus ausgeschlossen.


Die Geburt Jesu Christi, Darstellung aus dem Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg (12. Jahrhundert)

Der Ausgangspunkt von Weihnachten

Das Hochfest der Geburt Jesu hat einen jüdischen und christlichen Kern. Sein Inhalt wird in den Texten der Bibel mitgeteilt. Das Volk Israel wartet auf eine von Gott gesandte Person, die eine neue Lebensordnung mit sich bringt, diese anbietet und einführt. Die menschliche Ohnmacht, Probleme zu lösen, wird immer wieder sichtbar. Die Armut, die Ausbeutung der Unterlegenen, die Kriege, der Götzendienst, ein Leben abseits der Gebote Gottes, der Zerfall familiärer und gesellschaftlicher Beziehungen lähmte in mehreren geschichtlichen Phasen das Leben Israels. Die wiederkehrende Unbeholfenheit und Ratlosigkeit ließen die Hoffnung auf bessere Zeiten aufkeimen und eine Lösung von Gott selbst zu erwarten. Das Volk Israel sehnte sich zunehmend nach einem von Gott gesandten Retter.

 

Die Ankündigung des Messias

Der Prophet tröstete die Menschen mit den Worten: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf. Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt. Man rief seinen Namen aus: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Die große Herrschaft und der Frieden sind ohne Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit, von jetzt an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird das vollbringen“ (Jes 9,1-6). Diese Botschaft kündigt den neuen Führungsstil, die neue gesellschaftliche Ordnung und einen Frieden ohne Ende an.

 

Die Geburt Jesu

In der Geburt Jesu sah man die Erfüllung der alttestamentarischen Ankündigungen. Der Prophet Micha sagt voraus: „Du, Bétlehem-Éfrata, bist zwar klein unter den Sippen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll. Er wird auftreten und ihr Hirt sein in der Hoheit des Namens des Herrn, seines Gottes. Sie werden in Sicherheit wohnen; denn nun wird er groß sein bis an die Grenzen der Erde. Und er wird der Friede sein“ (Mi 5,1-4a). Im Evangelium nach Lukas sprach der Engel zu den Hirten: „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. “ Daher sangen die Engel: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lk 2,1-14). Das ist der endscheidende Augenblick in der Weltgeschichte. Gott ist in das Leben der Menschen persönlich eingetreten. Er ist Halt und Zuversicht für alle.

 

Gott selbst wird zum Geschenk

Gott beschenkt uns mit sich selbst. Das ist die erste Gabe der Weihnacht. Das haben die an Christus glaubenden Menschen tief verinnerlicht. In den christlichen Liedern kommt es zum Ausdruck. Die Strophen aus dem Weihnachtsgesang „Es kam die gnadenvolle Zeit“ lassen erkennen: „Die hocherfreuten Hirten gehen, / in Windeln Gottes Sohn zu seh’n; / erblicken in der Krippe ihn / und sinken in die Kniee hin.“ Die letzten Zeilen dieses Liedes verkünden: „O, wieviel Trost und Gnade gab / mit ihm Gott in die Welt herab! / O, wie uns unser Vater liebt, / dass er den liebsten Sohn uns gibt“.

 

Christus bringt den Frieden

Der Messias, bringt uns die Versöhnung und den Frieden. Die Überwindung der Sünden, Verzeihung der unmenschlichen Vergehen führt zur Versöhnung mit Gott und den Menschen. Das ist die Grundlage für den Frieden. Das Bösartige zu verlassen, dem Hass, der Eifersucht, dem Neid und der Gewalt eine deutliche Absage zu erteilen, führt zum Frieden. Gott vergibt die Sünden und macht uns Menschen bereit, Friedensstifter zu werden. Im Lied „Es kam ein Engel hell und klar“ finden wir die Worte: „Es ist der Herr Christ, unser Gott, / der will euch führ´n aus aller Not; / er will eu`r Heiland selber sein, / von allen Sünden machen rein“. Eine Friedensstrophe finden wir u. a. in dem Lied: „Heil´ge Nacht, du kehrest wieder“. Karl Hoppe (1883-1946), der Organist und Musiklehrer in Kattowitz, hat das Lied „Heil´ge Nacht, du kehrest wieder“ den Gedanken veröffentlicht. „Erd´und Himmel leuchtend stehen! / Böses heut verlor die Macht. / Durch die Welt die Engel gehen, / heilig, heilig ist die Nacht. / Friede, Friede, Gottes Hauch / flammend geht durch Busch und Strauch“.

 

Im Kind ist das Leben

Zu den Gaben der Weihnacht gehört die Hochachtung des menschlichen Lebens. Dieses ist ein Geschenk Gottes seit der Empfängnis im Mutterleib. Jedes Kind ist ein Wunder und wird bewundert. Im Lied „Ihr Kinderlein kommet“ singen wir: „O, seht in der Krippe im nächtlichen Stall, / seht hier bei der Lichtlein hellglänzendem Strahl / in ärmlichen Windeln das himmlische Kind, / viel schöner und holder als Engel es sind!“ Diesen Gedanken verdeutlicht Papst Franziskus in seiner Neujahrsbotschaft zum Weltfriedenstag. Er schreibt: „Ich fordere eine feste Verpflichtung zur Förderung der Achtung der Würde des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod. (…) Ohne Hoffnung auf das Leben ist es nämlich schwierig, dass in den Herzen der jungen Menschen der Wunsch entsteht, neues Leben zu zeugen.“

 

Lasst uns an Weihnachten den tiefen Sinn der Geburt Christi wiederfinden. Ein Frohes Fest und gnadenreiches Neues Jahr!

 

Peter Tarlinski

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