Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag

Wort zum Dritten Fastensonntag von Bischofsvikar  Peter Tarlinski.
„Hört auf die Stimme des Herrn, verhärtet nicht euer Herz“

Dritter Fastensonntag – A

1. Lesung: Ex 17,3-7
2. Lesung: Röm 5,1-2.5-8
Evangelium: Joh 4,5-42

 

Bischofsvikar Peter Tarlinski

 

Gesellschaftlich hat sich schon längst gewinnorientiertes Denken eingebürgert. Alles, was getan wird, muss sich lohnen. Projekte werden danach bewilligt, wie effektiv sie sind. Die Großunternehmen müssen ihre Aktionäre mit möglichst hohen Dividenden bei Laune halte, damit sie nicht abspringen. Berater versuchen für Firmen und Einzelpersonen die größtmöglichen wirtschaftlichen und finanziellen Vorteile zu erschließen. Um große Gewinne zu erzielen, wird auf die Globalisierung gesetzt. Global lässt sich kostengünstig produzieren. Durch die globale Transportvernetzung können preiswerte Rohstoffe und Komponenten weltweit bezogen werden. Die Menschen können ferne Ziele erreichen und dies bezahlbar gestalten. Gewinne zu generieren und Vorteile zu erzielen ist im gegenwertigen Denken und Handeln sesshaft geworden. Nachteile werden zwar in Erwägung gezogen, aber nicht genügend ernst genommen. Die Gefahren werden oft heruntergespielt, denn hauptsächlich will man die größtmöglichen Vorteile erlangen.

 

Das vernünftige Denken, Einschätzen. Abwägen kommt oft zu spät. Dieses setzt vorwiegend erst dann ein, wenn eine Krise ausbricht. Die Ausbreitung des Corona-Virus ist eine solche. Ein Krankheitserreger zeigt die Schwachstellen auf. Die Pharmaindustrie ist von China und Indien abhängig. Die Produktionsstätten können nicht mit Teilen beliefert werden. Großveranstaltungen jeglicher Art werden abgesagt. Hamsterkäufe dringen in den Tagesablauf hinein. Menschen müssen auf Distanz zueinander gehen. Doch in einer globalisierten Welt lässt sich die Ausbreitung des Corona-Virus nicht einschätzen oder begrenzen und der Tod infizierter Menschen lässt sich nicht verhindern. Die drohende Pandemie enthüllt unsere Ohnmacht. Bei Nachteilen – weil diese nicht einkalkuliert sind – bricht vieles zusammen.

 

Die Bibel kennt solche Situationen. Das Volk Israel wurde aus der Knechtschaft in Ägypten in die Freiheit geführt. Der Weg in das verheißene Land war lang und mühsam. Das wurde nicht berücksichtigt. Bei Wassermangel in der Wüste murrten die Menschen gegen Moses. „Sie sagten: Warum hast du uns überhaupt aus Ägypten hierher geführt? Um uns, unsere Söhne und unser Vieh verdursten zu lassen? Mose schrie zum Herrn: Was soll ich mit diesem Volk anfangen? Es fehlt nur wenig, und sie steinigen mich“. Im Namen Gottes, vor den Augen der Ältesten des Volkes, schlug Mose auf einen Felsen am Horeb, es sprudelte reines Wasser heraus und das Volk konnte trinken. Die Gefahr konnte abgewehrt werden. Das Volk wurde dadurch zur Vernunft und zum Zusammenhalt aufgerufen. Die Menschen wurden zu Umkehr vom Streit, Unzufriedenheit und Eigensinnigkeit zum Mitwirken im Namen Gottes ermutigt.

 

Nicht die dauerhaften Vorteile, die Maximierung von Gewinnen und die höchsten Aktienkurse sind der Ausdruck von Menschlichkeit. „Hört auf die Stimme des Herrn, verhärtet nicht euer Herz“ – heißt es im 95. Psalm. Die Globalisierung wird ihren Weg nicht aufgeben – aber mitmenschlicher kann sie sein, „denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5).

 

 

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