Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag mit Pastor Wojciech Pracki

XII. Sonntag nach Trinitatis
4. September 2022
Lesungen: Jesaja 29,17-24; Markusevangelium 7,31-37
Predigttext: Apostelgeschichte 9,1-20
Der Herr sprach zu ihm: Gehe hin; denn dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug, daß er meinen Namen trage vor den Heiden und vor den Königen und vor den Kindern Israels.  Apg 9,15

Der Fall
Den Apostel Paulus kennen wir nun ziemlich gut – er ist einer der erfolgreichsten Verkündiger des Evangeliums von Jesus Christus. Oder der, dessen Missionsreisen am ausführlichsten beschrieben sind. Oder auch der, der mit seinen Briefen Kontakt pflegte zu den von ihm erschaffenen Gemeinden. Von ihm stammt die Mehrzahl der neutestamentlichen Bücher. So hat er sich einen bekannten Namen gemacht.

Früher benutzte er den Namen Saulus und ist ebenso sehr stark engagiert gewesen. Ein Pharisäer von Hause aus, sehr gut ausgebildet, spezialisierte er sich in der Verfolgung von Häresie im jüdischen Umfeld. Eine Art Jüdischer Inquisitor, sehr erfolgreich und präzise. Dank seiner Handlungen wurde er bekannt, vielleicht auch beliebt beim Hohen Rat, Adeligen und Hohepriestern. Die Welle seines Erfolges brachte ihn nach Damaskus mit der Aufgabe, christliche Häretiker aufzuspüren und ins Gefängnis zu werfen.

Während des mühsamen Wegs wird er geblendet und fällt um. Jesus Christus offenbarte sich ihm gegenüber und fragte nach den Gründen der Verfolgung. Paulus erlebt diese Begegnung zutiefst. Er verliert sein Sehvermögen, fastet drei Tage. Nach dieser Zeit kommt seine Wandlung. Vom Verfolger wird er zum engagierten Diener und Verteidiger. Als erstes musste er aber fallen. Nicht nur wegen des Lichtes. Vor allem wegen des Bewusstseins, das bislang sein Leben orientierte. Alle Ziele, alles, was wichtig schien, verlor seinen Wert in der Konfrontation mit Jesus. So eine Erfahrung kostet Energie! Schmerzhafte Gedanken nehmen uns unseren Appetit. Tiefe Trauer über sich selbst spielt erste Geige.

Neuer Anfang
Ananias kommt zum Besuch. Wird zum Seelsorger, er legt seine Hände auf Saulus Kopf und vermittelt göttlichen Segen. Es kommt zu langen Gesprächen, die so sparsam in der Apostelgeschichte vermittelt werden. Nach einigen Tagen fängt Paulus an, sich selbst zu verstehen als einen Diener Jesu Christi. Kein Feind – ein Freund!

Werkzeug Gottes
Ich mag die Geschichte des radikalen Wandels, obwohl es überhaupt nicht zu meiner eigenen Erfahrung gehört. So spektakulär und letzten Endes noch so erfolgreich. Was ich aber nicht mag, sind die späteren Briefe Paulus, die so schwer zu verstehen sind. Trotzdem wurde er zum Werkzeug Gottes mit allen seinen Vorteilen, aber auch Schwächen.

Niemand von uns ist perfekt. Trotzdem sind wir berufen, Gottes Werkzeug zu sein. Vielleicht nicht so wörtlich wie unser Apostel. Jedoch bekommen wir diese Aufgabe in unserer Taufe – Werkzeug in der Hand Gottes zu sein. Dabei sollen wir nicht Pastor, Priester oder Nonne werden. Die Welt wäre so sehr langweilig. Aber Gott dienen mit unserem guten Zeugnis, Fleiß, Arbeitsamkeit, Geduld, Ehrlichkeit können wir immer. Gelegenheiten, Gottes Werkzeug zu sein im neuen Schuljahr, werden wir schon genug bekommen. Amen!

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