6. Sonntag der Osterzeit
- Lesung: Apg 15, 1–2.22–29
- Lesung: Offb 21, 10–14.22–23
Evangelium: Joh 14, 23–29
Gott wohnt im Menschen?
Dass die Texte über die Liebe aus dem Johannesevangelium in diesen Wochen gelesen werden, hängt nicht mit dem schönen Monat Mai, der Zeit der Verlobung, zusammen, sondern mit dem auferstandenen Christus. Er ist der Messias, der die Liebe Gottes zu den Menschen gelebt hat. Jesus ist die Gegenwart Gottes unter den Menschen und zugleich die Liebe zu ihnen. Christus lädt auch uns dazu ein, IHN zu lieben. Wie das geht, formuliert er so:
„Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen.“
Gott will im Menschen wohnen, im Menschen sein. Das kann für so manche überraschend klingen und nachdenklich stimmen: Geht das überhaupt?
„Weißes Fest“ – ohne Jesus?
Für den Glaubenden ist alles möglich, das bestätigen auch die Erstkommunionkinder. Sie haben damit kein Problem, dass sie bei der Erstkommunion Jesus in ihr Herz aufnehmen und ER zu ihnen unter der Gestalt einer kleinen Hostie kommt. Wer zweifelt, sind die Erwachsenen. Eltern schicken ihre Kinder zur Erstkommunion, damit diese nicht aus dem Kreis der Freundinnen und Freunde ausgeschlossen werden und auch ein „weißes Fest“ haben.
Hier meine persönliche Erfahrung: Nach dem festlichen Mittagessen begegne ich einem Erstkommunionkind. Dieses trägt an seiner Brust ein schönes silbernes Kreuz an einer Kette.
„Wer hat dir das geschenkt?“ – fragte ich.
„Mein Opa, denn ich habe heute die Oblate empfangen“, antwortete das Kind fröhlich.
Von Jesus – keine Spur! Im Unterricht wird auf Jesus hingewiesen, der empfangen wird. Für die Kinder ist es offensichtlich. Die Eltern können sich das nicht vorstellen und schränken den Glauben an einen Gott, für den ALLES möglich ist, auf ein kleines, rundes Gebäck ein. Wie soll dann in den nachwachsenden Generationen die Beziehung zu Jesus wachsen?
„Gott wohnt nicht im Himmel – er will in deinem Herzen wohnen.“
Zuerst kommt die Liebe
Zuerst kommt die Liebe. In dieser gewinnt das Wort des Geliebten Jesus an Bedeutung; es wird angenommen und befolgt. Gott und Mensch werden zu einer unzertrennlichen Einheit, die mit dem Begriff „wohnen“ wiedergegeben wird. Viele an Christus Glaubende werden sich an das Kindergebet erinnern:
„Ich bin klein, mein Herz ist rein, soll niemand drin wohnen als Jesus allein.“
Die Liebe zu Jesus, zu Gott, drückt sich darin aus, dass seine Worte gehört und gelebt werden. Dann bleibt das menschliche Herz in jedem Alter rein und würdig, Gott aufzunehmen. Dass er dann auch kommt und das Innere des Menschen bewohnen wird – steht fest. Letztendlich: Auf Jesus kommt es an – auf seine Liebe und Nähe in der Hl. Kommunion und in seinem Wort. Das ist der Weg, christlich zu werden und zu leben.