Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Bischofsvikar Dr. Peter Tarlinski

 

29. Sonntag im Jahreskreis – B

1. Lesung: Jes 53,10-11
2. Lesung: Hebr 4,14-16
Evangelium: Mk 10,35-45

 

Die Wahlen in Deutschland haben ihr Ergebnis. Jetzt gilt es eine Regierung aufzustellen. Alle Parteien haben um die Regierungsbeteiligung gekämpft. Die Wählerinnen und Wähler entschieden sich mit ihren Stimmen für eine bunte Vielfalt. Diese ist jetzt dabei, sich in eine Koalition hinein zu sondieren. An der Spitze ankommen, die Macht in den Händen zu halten, die Strippen zu ziehen, aus der zusammengesetzten Mehrheit heraus Einfluss übernehmen, scheint eine große Anziehungskraft zu haben. Siegen, den Siegern höflich zu gratulieren, mit dem errungenen Regierungsanteil zu prahlen und den Bürgerinnen und Bürgern zu vermitteln, es sei für sie, ist eine „Kunst“ für sich. Umwerfend regelmäßig wird sie wiederholt.

 

Ein Regierungsstreben kennt auch das Evangelium. „In jener Zeit traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu Jesus und sagten: Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. Er antwortete: Was soll ich für euch tun? Sie sagten zu ihm: Lass in deiner Herrlichkeit einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen! (…) Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“.

 

Haben sich die gesellschaftlichen Verhältnisse unter dem Einfluss von demokratischen Prozessen in vielen Ländern zum Besseren geändert, so bleibt die Frage nach dem Dienst für die Anderen dauerhaft aktuell. Den Menschen aus den Augen nicht zu verlieren, ihn in den Mittelpunkt des öffentlichen Engagements zu stellen, ist eine Aufgabe für alle, die sich entscheiden, in die Politik zu gehen. Damit ist zugleich die Hingabe erforderlich, die an die Grenzen der Kräfte geht. Nicht wenige Menschenrechtler, Journalisten, Politiker und Aktive aus dem Bereich der Kultur und Kunst haben ihren Einsatz für gerechte soziale Verhältnisse mit dem eigenen Leben bezahlt. Das ist ein extrem hoher Preis. Dabei ist es immer noch so, dass ein Leben unter ausreichenden Bedingungen, für viele nicht erreichbar sind. Die Not holt die Menschen ein und überrollt sie ununterbrochen. Daher gilt es für Führungskräfte in jeglichen Positionen den Dienst als Lebenshaltung wahr zu nehmen.

 

Der Dienst an Anderen ist für jede und jeden von uns enorm wichtig und lebensentscheidend. Papst Franziskus sagt: „Menschen, die vorbeiziehen, ohne die Not der Anderen zu erkennen, ohne die ganze spirituelle und materielle Not zu sehen, sind Menschen, die vorübergehen, ohne zu leben, sind Menschen, die den anderen nicht dienen. Erinnert euch gut daran: Wer nicht lebt, um zu dienen, versteht nicht zu leben.“

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