Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Bischofsvikar Peter Tarlinski

22. Sonntag im Jahreskreis – C

1. Lesung: Sir. 3,17-18.28-29
2. Lesung: Hebr. 12,18-19.22-24
Evangelium: Lk. 14,1.7-14

In der vergangenen Woche haben wir die packenden Wettkämpfe bei den Leichtathletik- Europameisterschaften bewundert. Nicht nur die vielen emotionalen Momente haben uns mitgerissen, nicht nur das eine oder andere Ergebnis überrascht. Bewundernswert waren auch die Aussagen und die Haltung der Sportlerinnen und Sportler. Sie haben bescheiden über ihre Errungenschaften gesprochen, wussten den Betreuerinnen und Betreuern zu danken, haben das Publikum für seine Teilnahme und Anfeuerung gelobt. Das fühlte sich würdig und demütig zugleich an.

Über die Demut wird nicht so viel gesprochen. Sie als Tugend hervorzuheben, fällt wohl den wenigsten ein. Im Kommentar zum Schott-Messbuch lesen wir: „Die Demut hat in unserer Welt so wenig einen Stellenwert wie die Unschuld. Aber nur zum Demütigen kann Gott sagen: Mein Freund, rücke weiter hinauf.“ Das sieht auch die alttestamentliche Weisheit so, indem es im Buch Jesus Sirach heißt: „Mein Sohn, bei all deinem Tun bleibe bescheiden und du wirst geliebt werden von anerkannten Menschen! Je größer du bist, umso mehr demütige dich und du wirst vor dem Herrn Gnade finden! Denn groß ist die Macht des Herrn, von den Demütigen wird er gerühmt. Es gibt keine Heilung für das Unglück des Hochmütigen, denn eine Pflanze der Bosheit hat in ihm Wurzel geschlagen.“

Wird die Demut gelobt, so wird vor dem Hochmut gewarnt. Wir kennen die Zeilen aus dem Magnifikat, dem Lobpreis der Gottesmutter Maria, indem es heißt: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. (…) Denn der Mächtige hat Großes an mir getan (…). Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“

Nicht nur die Demut vor Gott spielt eine wichtige Rolle im menschlichen Leben. Die anderen höher einzuschätzen als sich selbst tut einem keinen Abbruch. Diese Haltung hilft, im anderen Menschen ein geheimnisvolles Wesen zu sehen, eine individuelle Schöpfung Gottes, die einzigartig ist. Die Demut hilft, mit anderen Menschen Kontakte zu knüpfen und im Dialog zu bleiben. Sie gibt dem anderen Menschen das Gefühl, ernst genommen und gehört zu werden. Der andere und die andere werden zu Mitmenschen.

Daher auch die Worte aus dem Evangelium Jesu: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ Phil Bosmans (1922-2012), belgischer Ordensmann und christlicher Schriftsteller formulierte einst: „Einfache Menschen geben mir Hoffnung. Sie sind reich. Sie kennen noch den Luxus der Gastfreundschaft. Sie brauchen nur wenig, um glücklich zu sein. Sie haben ein weites Herz und viel Verständnis. Sie geben ihren Mitmenschen Raum, dass der eine so und der andere anders sein kann und Freiheit, den eigenen Lebensrhythmus zu finden. Sie machen mir Mut.“

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