Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Bischofsvikar Peter Tarlinski

32. Sonntag im Jahreskreis – B

  1. Lesung: 1. Kön 17,10-16
  2. Lesung: Hebr 9,24-28

Evangelium: Mk 12,38-44

Ein Ereignis am Opferstock

Im Evangelium nach Markus begegnen wir einer Szene, die uns aufhorchen lässt. Diesen Abschnitt lesen wir am Sonntag in der Eucharistiefeier der Katholischen Kirche. Jesus zog feierlich in Jerusalem ein. „Und die, die ihm vorausgingen und ihm folgten, riefen aus: ‚Hosanna! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn!‘ (11,9).“ Dort blieb er im Tempel. Er trieb die Händler hinaus und lehrte im Vorhof, der den Heiden vorbehalten war. Er sprach über das Gebot der Liebe zu Gott, den Nächsten und zu sich selbst. Er warnte vor der Heuchelei der Hohenpriester und Schriftgelehrten. Schließlich setzte er sich gegenüber dem Opferstock nieder. „Im Tempel von Jerusalem, noch vor der Schatzkammer, an einem für alle Israeliten zugänglichen Ort, im Hof der Frauen, standen dreizehn Opferstücke“ – schreibt Prof. Andrzej Draguła in der Internetausgabe der Zeitschrift „więź.pl“. Zwölf dieser Schatztruhen wurden für Geldopfer, die dem Unterhalt des Tempels dienten, bestimmt. Dort wurden auch Opfergaben für begangene Sünden oder aus Dankbarkeit für die Reinigung bei Lepra hineingelegt. „In dem dreizehnten Opferstock sammelte man Spenden, die keinem besonderen Zweck zugeordnet wurden. Wahrscheinlich fiel Jesus hier eine arme Witwe auf, die zwei Leptonen in den Opferstock warf. Das waren kleine Münzen im Wert von 1/64 eines Denars. Das war der Tageslohn eines Arbeiters und eine jährliche Steuer an den Kaiser. Kurzum – es war sehr wenig.“

In einer Zeit des zunehmenden Reichtums und des Überflusses lohnt es sich darüber nachzudenken, wo ich stehe.

Anerkennung der Frau

Jesus kommentierte die Geste der Frau mit den Worten: „Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle anderen. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hineingeworfen; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles hergegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.“ Zur Zeit Jesu war man der Meinung, dass man von einer Frau nicht viel lernen könne. Frauen wurden mit Kindern und Sklaven gleichgestellt. Sie durften nicht im Tempel beten oder die Heilige Schrift studieren. Frauen hatten auch keine sozialen Rechte. Fast wie Gegenstände gingen sie aus den Händen ihrer Väter in die Hände ihrer Ehemänner über. Witwen wurden als minderwertig angesehen und ohne Respekt behandelt. Jesus hingegen zeigt die Witwe als Vorbild, als Beispiel für selbstlose Großzügigkeit, Sensibilität, Demut und grenzenloses Vertrauen in Gott. Alles aufgeben, um ganz für Gott da zu sein. So sind die Berufungen zum Priestertum, zum Leben im Orden wie auch als Einzelpersonen auf dem Weg des Dienstes für andere im Namen Christi.

Was ist mit mir?

In einer Zeit des zunehmenden Reichtums, des Überflusses, der Erfüllung übertriebener Wünschen, der Verstrickung in den Mechanismus der Gier, lohnt es sich darüber nachzudenken, wo ich stehe. Es gibt zwei Haltungen: die der Reichen, die nur das, was sie entbehren konnten, in den Opferstock warfen, und die der Witwe, die alles weggab, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt, um frei für Gott zu sein. Was wähle ich für mich?

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