Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Bischofsvikar Peter Tarlinski

2. Sonntag im Jahreskreis – C

  1. Lesung: Jes 62,1-5
  2. Lesung: 1 Kor 12,4-11

Evangelium: Joh 2,1-11


Gott sehen und verstehen. So könnte man das Evangelium vom Wunder zu Kana in Galiläa zusammenfassen. Mit der Verwandlung des Wassers zu Wein während einer Hochzeitfeier beginnt Jesus – gemäß der Überlieferung nach Johannes – sein öffentliches Wirken. Wo liegt das Wesentliche dieses Wunders aus der Perspektive des Johannesevangeliums?

Die Hochzeit – ein perfektes Fest?

Die Eheschließung gehört bis heute im Volk Israel zu den wichtigsten Ereignissen. Die Eheleute, Mann und Frau, beginnen das Schöpfungswerk Gottes fortzuführen, gemäß den Worten Gottes aus dem Buch Genesis: „Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde“. Ansgar Wucherpfennig, Jesuitenpater an der Philosophisch-Theologischen St. Georgen in Frankfurt, beschreibt die jüdische Hochzeit wie folgt: „Das griechische Wort für Hochzeit ‚gamos‘, benennt recht allgemein den Vorgang der Eheschließung. Unter der jüdischen Bevölkerung Galiläas dauerte sie mehrere Tage und wurde von verschiedenen Feierlichkeiten begleitet. Dazu gehörten die Unterzeichnung des
Hochzeitsvertrags, die Vorhochzeit im Haus der Braut; oft auch ein Hochzeitszug, bei dem der Bräutigam die Braut abholte.“ Nachdem das Brautpaar und die Hochzeitsgäste das Haus des Bräutigams erreichten, setzten die mehrtätigen Hochzeitfeierlichkeiten ein. Die Bewirtung der Gäste mit Essen und Trinken, mit Wein, war sehr wichtig für den Einstig der Eheleute in das gesellschaftliche Leben. Hier durfte es an nichts fehlen. Das Brautpaar sollte von Beginn an als zuverlässig und freundlich gelten. Von einer Hochzeit erwartete man einen reibungslosen, perfekten Verlauf.

Wenn man sieht, was Jesus tut, erkennt man seine Besonderheit.

Jesus hilft in der Not

Der Notstand bei der Hochzeit zu Kana entstand, wenn der Wein ausging. Dem Brautpaar drohte eine öffentliche Blamage. Die Mutter Jesu bemerkte dies. Die Hilfe sah sie nur in Jesus, in ihrem Sohn. Er hat sich für die jungen Menschen eingesetzt. Das Wasser wurde zum Wein. Die Hochzeitsgäste haben dieses Wunder nicht bemerkt. Der Hochzeitsbetreuer selbst lobte den Bräutigam und sagte zu ihm: „Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt.“ Die Wundertat diente nicht nur dem Ehepaar. Sie war auch eine Botschaft an die Jünger Jesu und die Diener beim Hochzeitsmahl. Sie sollten erfahren, dass ER besonders ist und mit Macht zu Gunsten der Menschen handelt.

Auf das Sehen kommt es an

Sehen galt in der Umwelt des Neuen Testaments als zuverlässigere Wahrnehmung
als das bloße Hören. „Augen sind sicherere Zeugen als Ohren“, lautet ein in der Antike bekanntes
Sprichwort des griechischen Philosophen Heraklit (540 – 480 vor Christus). Unmittelbare Augenzeugen waren sicherere Quellen als Sekundär-Berichte. Die Jünger Jesu haben das Wunder gesehen. Sie waren Augenzeugen des Geschehens. Sie sind daher glaubwürdig, wenn sie dies weitergeben. Wenn man sieht, was Jesus tut, erkennt man seine Besonderheit und kommt zum Glauben an IHN. Das gilt auch für uns: SEHEN können.

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