Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Bischofsvikar Peter Tarlinski

6. Sonntag im Jahreskreis – C

1. Lesung: Jer 17,5-8

2. Lesung: 1. Kor 15,12.16-20

Evangelium: Lk 6,17.20-26

Auf Gott oder auf die Menschen zu setzen – das war immer schon ein wichtiger Scheidepunkt. Je nachdem, wie sich der einzelne Mensch entscheidet, so verläuft sein Leben. Vor einer Richtungswahl stehen wir sehr oft im Leben. Diese bezieht sich auf unsere Schulbildung, auf die Berufswahl, auf die Familiengründung, auf die Erziehung der Kinder und vieles mehr.

Öffentliche Wahlen

Bezieht man die öffentlichen Wahlen mit ein, so gibt es in Deutschland die Bundestagswahlen, Landtagswahlen, Kommunalwahlen und Europawahlen. In Polen ist es ähnlich. Gewählt werden der Präsident, die Abgeordneten für beide Kammern im Landesparlament (Sejm und Senat), die Kommunalen Behörden und das Europaparlament. Der Bundestag wird in Deutschland am 23. Februar 2025 gewählt. Die Präsidentschaftswahlen in Polen finden in drei Monaten, am 18. Mai, statt. Auch wenn es sich dabei um weltliche Institutionen handelt, stehen wir Christen dennoch vor der Wahl, auf Gott oder auf die Menschen zu setzen. Dabei geht es nicht darum, einen Religionsstaat einzurichten, sondern darauf zu achten, inwiefern die Rechte und die Werte der Gläubigen respektiert werden. Schauen wir uns die Konsequenzen falscher Entscheidungen in der Lesung aus dem Buch Jeremia an.

Fatale Wahl Zedekijas

Der Prophet Jeremia wurde von Zedekijas, dem König der Juden, der von Jerusalem aus regierte, um Ratschläge gebeten. Zedekijas wurde nach der Eroberung und Plünderung Jerusalems durch die Babylonier im Jahr 597 vor Chr. als Vasallenkönig Nebukadnezars eingesetzt. Zedekijas war etwa 25 Jahre alt, als er begann, eine Koalition mit Ägypten gegen Babylonien zu schmieden. Der Prophet Jeremia war mit diesen Plänen nicht einverstanden. Er sprach mehrere Warnungen aus und verkündete im Namen Gottes dem Volk Tod und Vernichtung. Der König wird, gemäß den Prophezeiungen, gefangengenommen und getötet. Zedekijas hatte nicht auf die Worte Jeremias gehört. Im Sommer 587 wurde Jerusalem von den Babyloniern zerstört und der König festgenommen, in den Kerker gesteckt, wo er qualvoll verstarb. In einer bildhaften Sprache schildert Jeremia die falsche Entscheidung seines Königs.

Zwei Haltungen

Im Schott-Kommentar wird darauf hingewiesen, dass bei Jeremia „zwei Arten von Menschen miteinander verglichen werden. Es ist der Mann, der auf Gott vertraut, und der Mann, der auf Menschen setzt. Wer sich auf Gott verlässt, an seine Treue und seine helfende Macht glaubt, wird zwar von Schwierigkeiten nicht verschont, aber er weiß sich geborgen.“ Der König Zedekijas setzte in seiner Politik auf Menschen und führte die Katastrophe Jerusalems herbei. Das klingt bei Jeremia wie folgt: „Verflucht der Mensch, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom Herrn“; „Gesegnet der Mensch, der auf den Herrn vertraut und dessen Hoffnung der Herr ist.“ Der erste ist wie ein verwelkter Strauch in der Steppe. Der zweite gleicht einem Baum, der am Wasser gepflanzt ist. Inwiefern sind wir bereit, uns auf Gott vollkommen einzulassen?

Bischofsvikar Dr. Peter Tarlinski

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