Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Pastor Wojciech Pracki

Erntedank 06.10.2024

  1. Lesung: 5. Buch Mose 8,7-18
  2. Lesung: Markusevangelium 8,1-9

Predigttext: 1. Brief an Timotheus 4,4-5


Denn alle Kreatur Gottes ist gut, und nichts ist verwerflich, das mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet. 1. Brief an Timotheus 4,4-5

Danken und handeln

In meinem Elternhaus habe ich gelernt, dass, wenn mir eine Scheibe Brot auf dem Boden fällt, soll ich sie aufheben und küssen. Sie wird nicht weggeworfen, sondern aufgegessen. Wenn sie zu schmutzig ist und sich nicht reinigen lässt, soll man sie den Haustieren zum Fressen geben. In letzter Zeit hatte ich Gelegenheit, mehrmals diese Regel von älteren Menschen zu hören. Ein Anlass dafür war der Erntedanksonntag, ein anderer die große Flut, die den Süden Polens stark betroffen hat.

In letzten Jahren haben wir uns sehr an den Komfort unseres Lebens, an seine Qualität sehr stark gewöhnt. Es lässt sich sehr schnell an das Gute gewöhnen. Wir empfangen es, als ob es sich so gehöre. Ohne sich dabei groß Gedanken zu machen. Dabei vergessen wir oft das schöne Wort – danke! – Gott gegenüber auszusprechen.

Unsere Danksagung Gott gegenüber muss kein langes, liturgisches Gebet sein.

Dazu bekommen wir mehrere Gelegenheiten am Tag: am Morgen, wenn wir aufstehen aus unserem Bett, bevor wir unsere Mahlzeiten anfangen, am Abend, um für die Ereignisse des Tages zu danken.

Unsere Danksagung Gott gegenüber muss kein langes, liturgisches Gebet sein. Es reicht oft ein einfacher Satz – Ich danke Dir, lieber Vater, für das Frühstück, für meine Familie, dass ich den Bus zur Arbeit nicht verpasst habe. Ich danke dir für meine Vorgesetzten, auch, wenn ich mit ihnen nicht immer übereinstimme. Das sind alles sehr schlichte und einfache Sätze, die aber gute Gebetskommunikation mit unserem Schöpfer sein können. So wird unser Alltag im Gespräch mit Gott geheiligt. So finden wir mehrmals einen Grund, das Wort – danke! – auszusprechen.

Es gab einmal einen Bauer, der in seiner linken Westentasche immer eine Handvoll Erbsen trug. Bei jedem Ereignis am Tag, das ihm wichtig war, holte er eine Erbse heraus und steckte sie in die rechte Westentasche. Sein Enkel hat ihn einmal dabei neugierig gefragt: „Opa, was bedeutet das, wenn du die Erbsen von der linken in die rechte Tasche tust?“ „Mein Lieber“, antwortete der Bauer, „immer, wenn am Tag etwas Schönes passiert, mache ich das. Wenn ich mit dir spreche, wenn ich Vogelgesang höre, beim guten Essen. Am Abend, wenn ich in die rechte Tasche greife, erinnere ich mich an das Gute an diesem Tag und dann kann ich für das alles Gott im Gebet danken.“

Ist es nicht eine schöne Geschichte? Vielleicht macht es Sinn, Erbsen in den Hosentaschen zu tragen oder die Brotscheibe, die uns heruntergefallen ist, doch aufzuheben und zu küssen. Es ist gut, unsere Augen offen zu halten, um das Gute in unserem Alltag zu sehen und zu erfahren. So werden wir auch bereit zum Danken. Amen.

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