Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Pastor Wojciech Pracki

7. Sonntag nach Trinitatis
Lesungen: II Mose 16,2-18; Apostelgeschichte2,41-47
Predigttext: Johannesevangelium 6,1-15
Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten. Johannes 6,12


Kein Luxus, aber man kann nicht klagen

Eine wohltuende Geschichte, letzten Endes werden alle satt. Die Jünger Jesu haben ein Problem. Der Meister fordert sie heraus. Alle sollen gesättigt werden, dabei mangelt es an Mitteln. Geld gibt es zu wenig in der Kasse für eine solch große Zahl von Menschen und die fünf Brote und zwei Fische sind auch nicht ausreichend. Das wird sicherlich die Enttäuschung des Jahres! Jesus kennt die Angst und Sorge von Philippus und den anderen. Er lädt ein Platz zu nehmen und teilt die getrockneten Fische und Brote auf. Jeder bekommt eine Portion, mit der er satt wird. Überraschenderweise reicht es für alle aus. Kein Luxus, kein feierliches Mahl, das gewöhnliche, was man am See Genezareth so in der Zeit aß. Keine Torte und Rinderbraten. Jesus hat aber gesorgt und niemand konnte sich beklagen. Und ich denke, dass es darum bei Jesus geht – keine Luxuswaren, aber das, was notwendig ist zum Leben.

Eine gute Geschichte in der Zeit der Inflation und Überteuerung
In den letzten Monaten steigen die Preise enorm. Ebenso die Inflation. Langsam werden wir der Gruppe der hungrigen Zuhörerinnen und ZuhörerJesu ähnlich. Das, was wir verdienen, verliert seinen Wert. Beim Einkaufen merke ich, das ich immer weniger für den gleichen Betrag in der Einkaufstasche nach Hause bringe. Ich bin über vierzig und die Armut und Schlichtheit der 80-er Jahre in Polen habe ich längst vergessen. Es kommt aber irgendwie zurück. Dabei muss ich feststellen, dass trotz meines Pessimismus ich auch Positives lernen kann. Neulich sprach ich mit ukrainischen Flüchtlingen, die bei mir im Gemeindehaus wohnen. Eine Frau, um die fünfzig, hatte eine Buchhaltungsfirma in der Ukraine, ist jetzt auf Jobsuche in Oppeln. Sie sagte mir:„Mit Gottes Hilfe werde ich eine Stelle finden. Ich will doch nicht zu Hause sitzen!“ Die andere Frau sagte: „Gott sei Dank, wir sind hier, denn hier sind wir sicher und verlieren unser Leben nicht im Krieg. Alles andere werden wir mit GottesHilfe leisten.“ Die dritte Frau ging gerade mit ihrer Familie zurück nach Vinnitza, wo vor einiger Zeit russische Raketen 24 Menschenleben genommen haben. Sie sagte: „Mit Hilfe von Oben überstehen wir das Übel des Krieges.“ Bei manchen könnte man sagen, das die Einstellung leichtsinnig ist. Ich entdecke da aber einen tiefen Glauben und Vertrauen in die Macht Gottes. Es ist keine Erwartung auf Luxus, mehr die Einstellung – ich werde von Sorge und Trauer nicht frei, aber Gott hilft mir es zu überstehen und mit Optimismus in die Zukunft zu blicken.

Gott kümmert sich um den Menschen
Als Theologe und Seelsorger und jemand, der sich für gläubig hält, stelle ich fest, dass die Einstellung der drei oben genannten Frauen für mich eine große Belehrung ist. Es ist auch die Hoffnung und das Gefühl der Sicherheit, die zu einer Lebenserfahrung werden. Um das gleiche handelt es sich in unserer Evangeliumsgeschichte. Jesus lässt seine Zuhörerinnen und Zuhörernicht alleine und hilflos. Er begleitet und behütetsie. In der Erfahrung von Krise und Deflation soll auch ich lernen, meine Hoffnung so auf Jesus zu richten. Amen.

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